"Spiele der Macht": Ausstellung der BStU ab Donnerstag geöffnet / Persönliche Schicksale der Sportpolitik Fanprojekt zeigt Doku über Sportler im Fokus der Stasi
Magdeburg l Sie wurden gefördert und konnten ins Ausland reisen, doch es gab nicht nur Vorteile für die Sportler in der DDR. Unter dem Titel "Spiele der Macht - Sport im Fokus der MfS-Bezirksverwaltung Magdeburg" informiert eine Ausstellung ab Donnerstag über dieses Thema. Sie wird eröffnet um 19 Uhr im Fanprojekt am Miesner-Platz (an der Gieseler-Halle).
Einer der Protagonisten ist der einstige FCM-Torwart Uwe Bardick. Die Stasi verdächtigte ihn Mitte der 1980er Jahre, den Magdeburger Fußballclub und das Land DDR in Richtung Westen verlassen zu wollen. Ein Spitzel der DDR-Geheimpolizei gab den Tipp. Ein anderer Stasi-Informant, ausgerechnet ein Arzt, verhinderte Reisen zu Auslandsspielen.
Die DDR sah in Leistungssportlern vor allem "Diplomaten im Trainingsanzug". Sie sollten im Ausland das Ansehen des Landes fördern. Im damaligen Ost-West-Konflikt hatten sportliche Siege oder Niederlagen einen hohen Symbolwert. Eine "Republikflucht" passte nicht ins sportpolitische Konzept.
Für "politische Abweichungen" dieser Art war in der DDR das Ministerium für Staatssicherheit zuständig. Es setzte mit geheimdienstlichen Methoden die sicherheitspolitischen Vorgaben der regierenden Partei, der SED, um. Die Ausstellung zeigt dies eindrücklich: Bei der Entscheidung über den Besuch einer Sportschule, beim Geheimhalten der Doping-Praxis oder bei der Überwachung der Fan-Clubs, stets war die Stasi einbezogen.
Und sie hatte keinerlei Skrupel, aus politischen Gründen eine Sportkarriere zu zerstören - wie z. B. im Falle Uwe Bardicks. Der Sportler, Jahrgang 1962, war Torwart beim FCM und kam dort auf lediglich zwei Ligaeinsätze der ersten Herrenmannschaft.
Vor der Europapokalbegegnung Athletic Bilbao gegen den 1. FCM wurde bei Bardick eine angebliche Ellbogen-Entzündung diagnostiziert. Der damalige Mannschaftsarzt, der als IM "Hans Stock" für die Stasi arbeitete, wurde beauftragt, dem Keeper kein entzündungshemmendes, sondern ein entzündungsförderndes Mittel zu verabreichen. Er wurde regelrecht krankgespritzt. Bardick musste seine Oberligakarriere beenden und wurde 1987 in die 2. Mannschaft des 1. FC Magdeburg relegiert. Er wechselte dann zum Drittligisten Lokomotive Halberstadt. Gleichzeitig wurde er dort zum Wehrdienst in die NVA einberufen. Da er nach wenigen Tagen nach Dörgerheide an die polnische Grenze versetzt wurde, musste er die aktive Fußballlaufbahn beenden.
Offiziell bekannt wurde die Angelegenheit durch Nachforschungen der Volksstimme 2005.
Bardick zog später ins Ruhrgebiet, nahe Essen.