Magdeburg l Eigentlich kann die Zwickmühle nur jedes vierte Jahr Geburtstag feiern: Sie wurde am 29. Februar 1996 gegründet. Ein Gag natürlich, vor allem mit Blick auf die gesparten Kosten bei den nicht stattgefundenen Geburtstagsfeierlichkeiten. Dieses Jahr aber, auch wenn kein Schaltjahr ist, hätte das Haus liebend gern mit seinem Publikum das Vierteljahrhundert hochleben lassen. Doch das Haus ist seit Anfang November 2020 wie alle Kultureinrichtungen dicht. Publikum können die Akteure nur auf der heimischen Couch erreichen. Also wird gestreamt.
Vor fünf Jahren noch zum 20. Geburtstag hatten Marion Bach, Heike Ronniger und Hans-Günther Pölitz zu einem Jubiläumsprogramm geladen und wie so oft vor ausverkauftem Haus gespielt. Da standen schon einige alte Bekannte mit auf der Bühne. Auch dieses Mal werden frühere Bühnenpartner wie Klaus Schäfer oder Lothar Bölck mit früheren Szenen zu sehen sein. Pölitz spricht von einem Streifzug durch Programme seit 2007, die Anfangsjahre sind videotechnisch nicht zeigbar.
Den größten Part übernehmen Pölitz und Bach, seit 15 Jahren (vor kurzem ein weiterer, auch nicht gefeierter Geburtstag) das Satire-Paar der Zwickmühle.
Marion Bach kann sich noch bestens an ihren Einstand erinnern. Es war die Zeit, als Angela Merkel auf die politische Bühne ging, Bach auf jene des Kabaretts. Pölitz hatte die damals durchaus mutige Entscheidung getroffen, die gebürtige Suhlerin, die Gesang in Weimar studierte, als Partnerin auf die Bühne zu holen. Bach war da schon gestandene Bühnenfrau. Sie erinnert sich aber noch gut an ihre Aufregung, die Erwartungen der Zuschauer zu erfüllen, auch Pölitz nicht zu enttäuschen. Nicht erst 15 Jahre später ist sie auf kabarettistischer Augenhöhe. Ihre Vielseitigkeit konnte sie immer stärker auf die Bühne bringen, sie macht separate Programme, auch mit der Leipzigerin Ronniger. Beide holen sich dann am Klavier einen Quotenmann auf die Bühne. Kabarett in Frauenhand ist immer noch etwas Besonderes in deutschen Landen. Längst nennt sie das Magdeburger Kabarett sie ihr zweites Zuhause.
Wann es physisch weitergeht, steht in den Sternen. Seit vier Monaten im Dauer-Lockdown, davor auch schon Schließungen und Auftritte mit Abstandsregeln, die privaten Häusern wie der Zwickmühle die Tränen in die Augen treiben. Von Wirtschaftlichkeit kann keine Rede sein.
Der Blick weiter ins 25. Lebensjahr geht zu den Planungen für den Herbst, alles sehr vage natürlich. Das Team hofft natürlich vorher auf Öffnung, auf Bühnenpräsenz und den Blick in Gästegesichter. Kabarett braucht Interaktion. Online gibt es keinen Applaus. Hygiene, Abstand, bald auch zusätzliche virenfilternde Geräte, finanziert aus dem Neustart-Kultur-Programm, sollen Gästen Sicherheit geben. „Ich hoffe, dass alle unsere Zuschauer wiederkommen“, sagt Marion Bach.
Was wünscht sich Pölitz zum Geburtstag seines Kabaretts? Der 69-Jährige nennt erst die Gesundheit und dann relativ normale Zustände, dass man nicht um irgendwelche Hilfen betteln müsse, sondern selber für Lohn und Brot sorgen könne. „Das Almosengehabe ist nicht unsere Mentalität.“
Zwei Folgen „Mit Abstand betrachtet“ gibt es am 27. und 28. Februar sowie 6. und 7. März. Anmeldungen mit Zugangs-Codes unter www.zwickmuehle.de