Sanierung Fische im Barleber See gezählt
Biologen haben untersucht, wie viele Fische sich im Barleber See in Magdeburg tummeln. Von ihrer Analyse hängt die Sanierung des Sees ab.
Magdeburg l Von Montag bis Donnerstag waren Thomas Wanke und Frank Weichler auf und im Barleber See in Magdeburg unterwegs, um Fischarten zu zählen, zu bestimmen, zu wiegen und zu messen. Ungewöhnliches haben die beiden Mitarbeiter des Potsdamer Instituts für Binnenfischerei erst einmal nicht festgestellt, sagt Diplom-Biologe Thomas Wanke.
Außer einem kapitalen Marmorkarpfen von 1,10 Metern Länge. Das war allerdings ein Zufallstreffer, der für die Untersuchung des Sees nicht von Bedeutung sei, so Thomas Wanke. Marmorkarpfen gehörten eigentlich nicht in den Barleber See. Die Pflanzenfresser wurden in den 1960er Jahren in Seen angesiedelt, um etwas gegen überbordenden Pflanzenwuchs zu unternehmen, berichtet Harald Rohr, Chef des Magdeburger Anglervereins, der die Fischereirechte für den Barleber See besitzt.
Die Potsdamer Fischexperten interessierte der ganz normale Fischbestand im See. Die Stadt Magdeburg hat sie beauftragt, die „Biomasse Fisch“ im See zu ermitteln. Grund dafür sind die Sanierungspläne für das Gewässer. Bekanntermaßen leidet der See unter zu viel Phosphat im Wasser. Die Folgen davon sind zu viel Algen, ein regelmäßig hoher Gehalt von Blaualgen (Cyanobakterien) und die damit verbundenen Badeverbote.
Aluminiumsulfate sollen den Phosphatgehalt senken. Das Problem für die Fische: Weniger Phosphate im Wasser bedeutet auch weniger Plankton, wovon wiederum viele Fische leben. Damit die Nahrungskette während der Sanierung nicht zusammenbricht, muss vorher ermittelt werden, wie viele Fische im Barleber See leben. Das herauszufinden, war der Job von Thomas Wanke und Frank Weichler.
Mit 56 speziellen Netzen haben sie in der Abend- und der Morgendämmerung (zu dieser Zeit sind Fische besonders aktiv) Fische gefangen und sind nachts mit einem speziellen Echolot, das Fische erkennen kann, genau festgelegte Flächen des Sees per Boot abgefahren. Als dritte Messmethode wurde das Elektrofischen eingesetzt. Dabei werden die Fische per Stromschlag kurz betäubt, gewogen und gemessen und dann wieder ausgesetzt.
Die Daten, die die beiden Fischexperten gesammelt haben, werden jetzt ausgewertet. „Unter anderem vergleichen wir die Werte mit denen von anderen ähnlichen Seen, um daraus Rückschlüsse auf den Bestand im Barleber See zu ziehen“, sagt Thomas Wanke. Dabei sei nicht nur Größe und Anzahl der Fische wichtig, sondern auch die Artenvielfalt, da verschiedene Fische auch unterschiedliche Fressgewohnheiten haben.
Im November 2018 soll dann die fertige Analyse der Stadt Magdeburg vorgelegt werden. Die muss dann entscheiden, wie die Sanierung des Sees aussehen soll, ohne dabei dem Fischbestand Schaden zuzufügen.