Ein Jahr nach dem Hochwasser Flut in Rothensee noch immer gegenwärtig
Rothensee ein Jahr nach der Flut: Die Häuser im Ortskern sind größtenteils saniert, viele Probleme bleiben - und die Sorgen vor dem nächsten Hochwasser. Die Volksstimme traf eine der betroffenen Familien, die sich nunmehr in einer Anwohnerinitiative engagiert.
Magdeburg l Vierzehn Stunden lang lief ein Hafenbecken in Magdeburg weitgehend ungehindert aus. Dann war das Hochwasser in Rothensee am Nachmittag des 8. Juni 2013 kaum noch zu bändigen. Besonders hart betroffen: die Hohenwarther Straße, durch die das Wasser vom August-Bebel-Damm trotz Bundeswehreinsatzes mit voller Wucht in den Ortsteil schoss. "Unsere Straße wurde zum reißenden Strom", erinnert sich Jessica Burkhardt, die mit ihrer Familie ein Haus an der Hohenwarther Straße hat. Der Dorfkern sei vollgelaufen wie eine Wanne.
Um das Umspannwerk in Rothensee zu retten, war aus Sicht der Anwohner der Ortsteil "geopfert" worden. Einen von Anwohnern und der freiwilligen Feuerwehr gebauten Sandsackwall auf der Hohenwarther Straße hatten Einsatzkräfte mit schwerem Gerät beiseitegeschoben. Retter holten Anwohner aus den überschwemmten Häusern. Die größte Katastrophe der vergangenen Jahrzehnte in Rothensee war perfekt.
"Wir Anwohner sind als Gemeinschaft enger zusammengerückt." - Jessica Burkhardt, Anwohnerin der Hohenwarther Straße in Rothensee
"Schon gegen Mittag waren die Keller vollgelaufen, weil das Grundwasser nach oben drückte. Anfangs haben wir noch versucht, es mit Feuerwehrschläuchen abzupumpen. Doch das Wasser stieg immer höher und stand dann 15 bis 20 Zentimeter hoch im Erdgeschoss - ölverschmierte, schmutzige Brühe", erzählt die Rothenseerin Jessica Burkhardt, die vor einem Jahr gerade Söhnchen Mattis zur Welt gebracht hatte und mit dem Neugeborenen, sowie ihrem Mann Nils und Tochter Nele plötzlich im Flutchaos lebte. Die Folge: "An vielen Häusern der Hohenwarther Straße sind extreme Schäden entstanden", so Burkhardt. Und der Kampf mit den Folgen der großen Flut sei bis heute nicht beendet.
In den Tagen nach der Flut hatten Bilder von Sperrmüllhaufen in Rothensee die Runde gemacht. Viele Straßen glichen einem Trümmerfeld.
Ein Jahr später ist die Flut in Rothensee noch lange nicht "verdaut". "Wir hatten zum Glück eine Gebäudeversicherung, die alles relativ schnell reguliert hat", sagt Jessica Burkhardt. Die Familie hat eine Komplettsanierung des Erdgeschosses in ihrem Häuschen hinter sich. "Aber wir sind heute noch nicht fertig", sagt sie. Im Gegenteil, noch immer tauchten neue Schäden auf. Es handele sich um Setzungsrisse infolge des aufgeweichten Baugrundes, die Wände, Balken oder Fliesen angreifen. In der Zeit nach der Flut gründete sich eine Hochwasserinitiative aus betroffenen Anwohnern der Hohenwarther Straße. Und die ist immer noch aktiv. "Während wir Anwohner noch mit den Folgen kämpfen, geht es uns in der Initiative darum, dass die Stadt die angekündigten Maßnahmen zum Schutz vor dem nächsten Hochwasser auch tatsächlich umsetzt", so Jessica Burkhardt. So müssten die Pläne für das 2013 übergelaufene Hafenbecken zügig umgesetzt werden, fordert die Anwohnerschaft.
Einen positiven Aspekt hat die Katastrophe indes auch in Rothensee. Jessica Burkhardt: "Wir Anwohner sind als Gemeinschaft enger zusammengerückt. Unsere Männer hatten gemeinsam während der Evakuierung Wache geschoben, so etwas verbindet natürlich."