Freizeit Mit Video: Biederitzer Busch bietet in Magdeburg den Ausflug im Auenwald
Im Nordosten Magdeburgs befindet sich der Biederitzer Busch. So ganz abseits der klassischen Parkanlage ist er ein grünendes Ausflugsziel.
Magdeburg - Zugegeben: Der Biederitzer Busch ist gar kein wirklicher Park. Er ist ein Wald. Ein Wald und ein Forst. An vielen Stellen erwartet man weniger auf eine illustre Parkgesellschaft als auf Rotkäppchen oder den Wolf zu treffen. Wo der Vegetation Raum gelassen wird, nimmt sie sich diesen ungestört und man muss mit von widerborstigen Pflanzen zerstochenen Beinen rechnen. Das hat seinen Grund: In Wald und Forst steht nicht die Erholung der Menschen im Fokus.
Im Video: Biederitzer Busch in Magdeburg
Entsprechend besteht keine Pflicht für die Waldeigentümer, Äste oder Bäume, die auf Wege zu fallen drohen, wegzuschaffen. Obacht ist also beim Spaziergang auf eigene Gefahr angesagt. Dass entlang des Puppenwegs, der sich von der Straße An den Rennwiesen nordwärts durch den Biederitz Busch in Richtung Wiesenpark und Gerwischer See schlängelt, und entlang einiger Wanderwege dennoch für Ordnung gesorgt wird, hat seinen Grund: Ein wenig Park ist dieser Biederitzer Busch schon. Das liegt ein bisschen an seinem Freizeitwert und ein bisschen an seiner Geschichte.
Wege, die für Spaziergänge, ja sogar für längere Rundwanderungen geeignet sind, schlängeln sich durch alle Teile des Biederitzer Buschs. Im Süden befinden sich die beiden Waldseen am Friedensweiler. In der Mitte entsteht ein naturnaher Wald. Und im Norden ist ein Forstgebiet.
Waldpädagogisches Zentrum bringt Wissen
Hier hat am Puppenweg das Waldpädagogische Zentrum seine Station. Ehrenamtlicher Chef des Vereins, der hinter dieser Einrichtung steht, ist Ehlert Natzke. Er sagt: „Jährlich besuchen uns bis zu 3000 Kinder aus Kindertagesstätten und Grundschulen und nehmen an unseren Programmen teil.“ Gelegenheit bieten die verschiedenen Stationen des Waldpädagogischen Zentrums, an denen Mal Geschick und mal Wissen gefragt sind. Zahlreiche Tafeln am Puppenweg machen die Besucher mit einzelnen Themen rund um Wald und Forst vertraut.
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In der Mitte des Zentrums, das nicht mit einem Zaun von der Umgebung abgetrennt ist, befinden sich Sitzbänke und Tische. Ehlert Natzke sagt: „Solange die Menschen pfleglich mit dem Inventar umgehen und keinen Müll liegen lassen, können sie gern das Zentrum mit nutzen.“
Das hat dann auch schon einmal zur Folge, dass er am Wochenende auf Familien trifft, deren Kinder an einem Erlebnistag von Kita oder Schule im Biederitzer Busch teilgenommen haben und die diesen Ort als dringend zu besuchenden Ausflugstipp an die Eltern weitergegeben haben.
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Jungen Menschen den Wald nahebringen
Ziel des Waldpädagogischen Zentrums ist es, gerade jungen Menschen den Wald nahezubringen: das Zusammenspiel der Natur in diesem Ökosystem ebenso wie die Bedeutung als Quelle nachwachsender Rohstoffe.
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Nur: Uneingeschränkt zugänglich ist der Biederitzer Buch nicht für alle Menschen: „Der Biederitzer Busch ist nicht barrierefrei zugänglich und ohne fremde Hilfe nicht passierbar“, so Magdeburgs Behindertenbeauftragte Tanja Pasewald gegenüber der Volksstimme.
Keine Spielplätze und Hundewiesen
Abgesehen vom Waldpädagogischen Zentrum mit seinen Stationen gibt es im Biederitzer Busch keine eigens für Kinder geschaffenen Spielgelegenheiten.
Für Hunde gibt es keine Hundewiese. Zudem gelten genaue Regeln, die im Landeswaldgesetz festgeschrieben sind: Es ist verboten, Hunde in der freien Landschaft einschließlich angrenzender öffentlicher Straßen unbeaufsichtigt laufen zu lassen. Ein Hund, der ohne Aufsicht im Wald unterwegs ist, gilt als Gefahr für Wildtiere und darf gegebenenfalls vom Jäger geschossen werden. Eine Leinenpflicht für Hunde gilt wegen der Brut- und Aufzuchtzeit junger Wildtiere laut Landeswaldgesetz in der Zeit vom 1. März bis 15. Juli.
Gastronomie: Einkehrmöglichkeiten gibt es im Biederitzer Busch keine. Wer Brause und Bockwurst verzehren möchte, muss in den Herrenkrugpark, zur Berliner Chaussee oder ins etwas weiter entfernte Biederitz ausweichen.
Vom Forst und von der Waldschänke
Tatsächlich werden derzeit geschichtliche Fakten zum Biederitzer Busch durch die Forstverwaltung neu zusammengestellt. Klar ist zunächst einmal, dass die ältesten Eichen im Nordteil des Biederitzer Buschs rund 150 Jahre als sind. Mindestens seit dieser Zeit wird das Gebiet also auch forstwirtschaftlich genutzt. Doch auch das Stichwort Geschichte lässt beim Biederitzer Busch den Gedanken an einen Park aufkommen. Denn über viele Jahre gab es hier den Gasthof „Waldschänke im Biederitzer Busch“. Alte Ansichtskarten zeigen ein Fachwerkhaus im Stil der Rayonhäuser mit großer Veranda und zum sonntäglichen Ausflug geputzte Menschen. Zu DDR-Zeiten verfiel das Gebäude und wurde abgerissen.
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Angepflanzt wurden die Eichen des Biederitzer Buschs, um sie dereinst als Nutzholz zu verwerten. Doch aufgrund der Trockenheit sterben die alten Bäume ab. Ein Kummer ist das für Ehlert Natzke nicht allein, da es Jahrzehnte dauert, bis die neuen Bäume nachgewachsen sind. „Dass das Holz hier verrottet, da es aus der Quarantänezone des Asiatischen Laubholzbockkäfers nicht heraustransportiert werden darf, ist bedauerlich.“ Da müsse ein Umdenken stattfinden, zumal die Käfer Eichen gar nicht besiedeln.
Mit dem Regierungschef im Wald Ostelbiens
Beobachten lässt sich auf den Flächen im Norden, die vom Landesforstbetrieb bewirtschaftet werden, wie Wälder neu angelegt werden. Auf den Flächen wachsen noch als junge Setzlinge die Baumriesen von morgen. Im Frühjahr war zu einem Aufforstungsprogramm des Waldpädagogischen Zentrums mit Kindern sogar Ministerpräsident Reiner Haseloff zu Gast.
Natur: Die Vegetation wird durch Ahorn, Eschen, Stieleichen, Ulmen und Wildobstarten bestimmt. An den Gewässern leben auch Biber.
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Als besonderes Ziel hat sich die „Gesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zur Sicherung des Nationalen Naturerbes“, der rund 125 Hektar vor allem im südlichen Bereich gehören, den Naturschutz auf die Fahnen geschrieben. Etwa 85 Prozent der Waldbestände im Biederitzer Busch haben bereits die Qualität, um sie sich selbst zu überlassen, berichtet Lena Fitzner von der gemeinnützigen Gesellschaft über die Situation auf den Bundesflächen.
Temporäre Gewässer bieten neue Lebensräume
Im Zusammenhang mit der im Sinne des Hochwasserschutzes der Stadt Magdeburg optimierten Furtlake wurden als Ausgleich 2016 im Zentrum des Biederitzer Busches drei temporär wasserführende Kleingewässer angelegt. Die besonnten Kleingewässer dienen mit dem offenen Umfeld Amphibien wie der Rotbauchunke, dem Moorfrosch, dem Kammmolch und dem Laubfrosch als Reproduktions- und auch Nahrungshabitat. Die komplett von Wald gesäumte Fläche ist auch für 14 Fledermausarten wie beispielsweise der Mopsfledermaus oder dem Großen Mausohr als Jagdgebiet von Bedeutung.
Denkmale: Im südlichen Teil des Biederitzer Busches stand bis 1925 die Muttereiche. Sie war während der Sozialistengesetze ein heimlicher Treffpunkt. Heute erinnert an diesen ein Gedenkstein. Ein weiteres Denkmal, das Wittig-Denkmal, wurde südlich der Straße An den Rennwiesen errichtet, um an den Kraftfahrer Walter Wittig zu erinnern, der 1927 im Wald ermordet wurde.
Zahlen und Fakten: Der Biederitzer Busch umfasst eine Fläche von Rund 300 Hektar. Damit ist das Wald- und Forstgebiet, das zum Stadtteil Herrenkrug gehört, fast so groß wie der Stadtteil Reform. Mittig durchqueren von Ost nach West die Bahnstrecke Berlin-Magdeburg, die Breitscheidstraße und – etwas weiter südlich – die Furtlake als Teil des Entwässerungssystems im Elbpolder das Gebiet. Begrenzt wird der Herrenkrug im Osten vom Umflutkanal, im Süden von den Wohngebieten entlang der Berliner Chaussee, im Westen von den bebauten Gebieten im Herrenkrug und der Pferderennbahn. Im Norden reicht der Biederitzer bis an den Wiesenpark.
Wie der Biederitzer Busch zu erreichen ist
Bus und Straßenbahn: Mit dem öffentlichen Personennahverkehr gibt es verschiedene Möglichkeiten, in den Biederitzer Busch zu gelangen. In den südlichen Teil gelangt man mit dem Bus der Linie 51 über die Haltestellen Stadion Neue Welt und Friedensweiler auf einem Fußweg von rund 500 Metern. In diesem Bereich befinden sich die Waldseen. Der nördliche Teil, in dem sich auch der Puppenweg mit dem Waldpädagogischen Zentrum befindet, ist über die Straßenbahnlinie 6 zu erreichen: Von der Endhaltestelle Herrenkrug sind rund 1,2 Kilometer zu Fuß zurückzulegen. Parallel zur Fahrbahn der Straße An den Rennwiesen verläuft ein Weg, der von Fußgängern und Radfahrern genutzt wird.
Fahrrad: Wer den Biederitzer Busch besuchen möchte, kann die Exkursion gut mit einer Tour durch den Herrenkrug und den Wiesenpark verknüpfen. Auch auf einer Radtour entlang der Umflut gelangen Radfahrer abseits vielbefahrener Straßen zum Biederitzer Busch. Zum südlichen Teil gelangt man auch über die Fahrradstrecke auf der früheren Bahnstrecke zwischen Brückfeld und Biederitz. Von der Fahrbahn getrennte Wege befinden sich an den Straßen An den Rennwiesen und an der Breitscheidstraße.
Auto: Eigene Parkplätze gibt es am Biederitzer Busch nicht. Allein an der Einfahrt zum für den motorisierten Verkehr gesperrten Puppenweg besteht eine Abstellmöglichkeit mit einer begrenzten Anzahl von Plätzen. Ansonsten müssen – wo das erlaubt ist – die Straßenränder zum Parken der Autos herhalten.