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Freizeit Mit Video: Das macht Geschwister-Scholl-Park in Magdeburg zu etwas Besonderem

Eine Landschaft aus Treppen und Wegen zwischen hochgewachsenen Bäumen – das ist der Geschwister-Scholl-Park zwischen Walther-Rathenau-Straße und Kaiser-Otto-Ring.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 09.08.2023, 10:52
Blick von einem Plateau am Nordeingang die Freitreppen hinunter in das Tal des Geschwister-Scholl-Parks. Die Anlage ist am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, nachdem auf dem Gelände einer früheren Bastion eine Gartenschau ausgerichtet worden war.
Blick von einem Plateau am Nordeingang die Freitreppen hinunter in das Tal des Geschwister-Scholl-Parks. Die Anlage ist am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, nachdem auf dem Gelände einer früheren Bastion eine Gartenschau ausgerichtet worden war. Foto: Uli Lücke

Magdeburg - In der Nordfront gibt es mit dem Geschwister-Scholl-Park eine bald 130 Jahre alte Anlage, die womöglich ein wenig im Schatten des nicht weit entfernten Nordparks steht: Nicht ganz so viele Besucher kommen hier her, er ist mit seinen 2,7 zu mehr als elf Hektar sehr viel kleiner und etwas wilder als der andere Park des Stadtteils Alte Neustadt. Und doch hat der Geschwister-Scholl-Park auch seine Qualitäten. Und wie kaum ein anderer Park Magdeburgs spiegelt er die wechselvolle politische Geschichte in Magdeburg bis heute wider.

 
Der Geschwister-Scholl-Park spiegelt die wechselvolle politische Geschichte in Magdeburg bis heute wider.(Bericht/Kamera: Martin Rieß, Schnitt: Bernd Stiasny)

Rodel gut – und zum Spielen in die Nachbarschaft

Zugegeben – ein wenig mau ist das Angebot an Attraktionen, die über Treppen, Bänke, Bäume, Sträucher und Wiesen hinausgehen. Zumindest im Sommer. Denn wenn im Winter einmal Schnee fällt, dann ist er eine der wenigen Möglichkeiten in der Stadt, einen Hügel auf dem Schlitten in die Tiefe zu sausen. Denn immerhin hat der Park eines auf jeden Fall zu bieten: Gefälle in ein neun Meter tiefes Tal. Ähnliche Rodelqualitäten gibt es in der Nähe des Stadtzentrums ansonsten am ehesten noch vom Hügel des Fürstenwallparks.

Der Geschwister-Scholl-Park befindet sich zwischen Walther-Rathenau-Straße und Kaiser-Otto-Ring in Magdeburg.
Der Geschwister-Scholl-Park befindet sich zwischen Walther-Rathenau-Straße und Kaiser-Otto-Ring in Magdeburg.
Kartenmaterial: Mapcreator.io /Grafik: prePress Media Mitteldeutschland GmbH

Immerhin sind es von hier aus durch die Richard-Wagner-Straße oder durch die parkhafte Allee des Kaiser-Otto-Rings nur wenige Schritte bis zum Haydnplatz, an dem nicht allein der Hasselbachbrunnen plätschert, sondern wo es auch ein Klettergerüst in Vogelform und seit dem Jahr 2022 auch ein Feld zum Boule spielen gibt.

Auch interessant: Die Magdeburger Volksstimme stellt Parks der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts vor

Mit der Barrierefreiheit sieht es im Geschwister-Scholl-Park nicht sonderlich gut aus: Viele Treppen machen mobilitätseingeschränkten Besuchern den Besuch beschwerlich, da weder die Oberfläche der treppenlosen Wege in einem herausragenden Zustand ist, noch sich die Rinnen für abfließendes Regenwasser gut überqueren ließen.

Lesen Sie auch: Wie es um die Barrierefreiheit im Magdeburger Geschwister-Scholl-Park steht

Gastronomie: Im Park selbst gibt es keine Gastronomie. Die nächsten Lokale unterschiedlichster Art sind am Universitätsplatz, im Nordabschnitt des Breiten Wegs und in der Lüneburger Straße zu finden.

Ein Stein erinnert an die Gartenschau im Jahr 1895.
Ein Stein erinnert an die Gartenschau im Jahr 1895.
Foto: Martin Rieß

So ist der Geschwister-Scholl-Park entstanden

Der Magdeburger Gartendirektor Johann Gottlieb Schoch wollte zum 50. Gründungstag des Magdeburger Gartenbauvereins im Jahr 1895 schon etwas Besonderes auf die Beine stellen. Und was bot sich da mehr an, als eine nicht mehr benötigte Festungsanlage am Rande der rußenden und lauten Industriestadt in einen grünen Rückzugsort für die Menschen zu verwandeln?

Treppen – auch diese etwas kleinere – bestimmen in diesem Park an vielen Stellen das Bild.
Treppen – auch diese etwas kleinere – bestimmen in diesem Park an vielen Stellen das Bild.
Foto: Martin Rieß

Die Idee, die rund 100 Jahre später im Ostelbischen mit dem Buga- und späteren Elbauenpark anstelle eines alten Militärgeländes noch einmal durchexerziert wurde, brachte er Ende des 19. Jahrhunderts nach einem ähnlichen Muster über die Bühne: Zunächst wurde im Jahr 1895 eine Gartenbauausstellung auf einer eigens dafür angekauften Fläche von neun Hektar ausgerichtet – diese dauerte im Gegensatz zur Bundesgartenschau etwas mehr als 100 Jahre später aber nicht über Monate sondern nur vom 28. August bis 8. September jenes Jahrs. Damals hatte nicht allein die Gartenbaukunst für Begeisterung gesorgt, sondern auch, wie das Profil der vorherigen Nutzung eingebunden und neu interpretiert wurde.

Am Rande des Geschwister-Scholl-Parks thront seit einigen Jahren wieder Königin Luise.
Am Rande des Geschwister-Scholl-Parks thront seit einigen Jahren wieder Königin Luise.
Fotos (9): Martin Rieß

Nach der Ausstellung wurde entschieden, einen Teil des Geländes als öffentlichen Park zu entwickeln, während die Randbereiche für den Bau von Villen genutzt wurden. Dabei, so das Ziel, erweitern die Gärten an den prachtvollen Gebäuden optisch den für die Öffentlichkeit zugänglichen Park. 1951 wurde aus der zwischenzeitlich Königin-Luise-Garten genannten Anlage der Geschwister-Scholl-Park. Es erfolgten bauliche Veränderungen, später wurde immer wieder eine mangelnde Pflege der Anlagen kritisiert. Anfang der 1990er Jahre wurde der Park zum Teil nach den Originalplänen des 19. Jahrhunderts wiederhergestellt.

Kunst: Die Kunst im Park erinnert an die wechselvolle deutsche Geschichte. Nicht allein, dass der Park wie beispielsweise das Glacis und der Hohepfortepark an der Stelle und im Umfeld von Festungsanlagen entstanden sind. Dies betrifft auch die beiden bedeutendsten Kunstwerke in diesem Park.

Zum einen ist da die abenteuerliche Geschichte des Denkmals für Königin Luise. Sie wurde 1901 vom Vaterländischen Frauenverein gestiftet. 1963 passte die Skulptur nicht mehr ins Bild und wurde vom Sockel geholt. Nur der Kopf überdauerte die Jahrzehnte. Seit 2009 nun steht ein dem Original nachempfundenes Kunstwerk im Park.

Ein Denkmal zu Ehren von Franz Mehring.
Ein Denkmal zu Ehren von Franz Mehring.
Foto: Martin Rieß

In Sichtweite befindet sich auf einer Rasenfläche ein Denkmal für Franz Mehring, den marxistischen Politiker, Publizisten und Historiker, der von 1846 bis 1919 lebte. Als einer der ersten Historiker wandte er die marxistische Theorie des historischen Materialismus konsequent auf die Geschichtswissenschaft an. Der Erstguss der Büste von Mehring steht vor dem Gebäude der Tageszeitung Neues Deutschland auf dem Franz-Mehring-Platz in Berlin. Apel fertigte drei Jahre später einen Zweitguss an, der im Geschwister-Scholl-Park in Magdeburg aufgestellt wurde.

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Für Farbtupfer im üppigen Grün sorgt der Sommerflieder.
Für Farbtupfer im üppigen Grün sorgt der Sommerflieder.
Foto: Martin Rieß

Über dessen Umsetzung nach Cracau an die Mehringstraße war vor kurzem noch im Stadtrat diskutiert worden. Doch aus denkmalschützerischen Gesichtspunkten soll er bleiben. Und mehr noch: Pläne sehen vor, dass der alte Mehring – wie Königin Luise – auch eine Blumenbepflanzung bekommt.

Baumriesen an der Nordfront

Unter den Bäumen im Park sind auch die Walnussbäume, deren Früchte bereits prall und groß sind.
Unter den Bäumen im Park sind auch die Walnussbäume, deren Früchte bereits prall und groß sind.
Foto: Martin Rieß

Wie alt die verschiedenen Bäume im Geschwister-Scholl-Park sein mögen, lässt sich nur schwer abschätzen. Denn beim lebenden Baum die Jahresringe zu zählen, ist kaum möglich. Klar ist aber: Einige von ihnen sind schon viele Jahrzehnte alt. Denn es braucht seine Zeit, bis beispielsweise Schwarzkiefern, wie sie im nordwestlichen Bereich des Parks über dem kleinen Tal stehen, eine Höhe von 25 Metern erreichen. Auch einige Eichen, eine Rotbuche, eine Bergulme, Linden und Ahornbäume sind in diesem Maß in den Himmel gewachsen, zwei Platanen auf der Westseite erreichen Höhen von rund 30 Metern. Mit solchen Baumriesen kann beileibe nicht jeder Park in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt punkten.

Vor seiner Zeit als Park bestimmte Festungsgemäuer das Bild.
Vor seiner Zeit als Park bestimmte Festungsgemäuer das Bild.
Foto: Martin Rieß

Das ist die Anfahrt zum Geschwister-Scholl-Park

Bus und Straßenbahn: Fußläufig gut zu erreichen ist die Straßenbahnhaltestelle Universität. Diese befindet sich an der Gareisstraße und wird von den Linien 1, 8, 9 und 10 bedient. Auch eine Bushaltestelle befindet sich in der Nähe: die der Buslinie 73 an der Walther-Rathenau-Straße. Angesichts des dichten Verkehrs auf der hier verlaufenden Bundesstraße 1 ist das Überqueren der Straße vom Busstopp in Richtung Universitätsplatz nicht immer ganz trivial.

Eine große Waldschwebfliege nascht vom Nektar der Schneebeere.
Eine große Waldschwebfliege nascht vom Nektar der Schneebeere.
Foto: Martin Rieß

Fahrrad: Mit dem Fahrrad ist der Geschwister-Scholl-Park gut zu erreichen: An den Magistralen im Umfeld gibt es Radwege, und auch der Kaiser-Otto-Ring auf der Nordseite ist eine attraktive Fahrradstrecke.

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Auto: Der Park selbst verfügt über keine Stellplätze für Autos. In den Anliegerstraßen müssen Parktickets gelöst werden.