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Kegler ziehen um Fußballer in Magdeburg im Abseits

Aus für die Kegelanlage auf dem Werder in Magdeburg. Für den Neubau in Fermersleben soll das Sportlerheim der Kicker vom FSV 1895 weichen.

Von Michaela Schröder 06.10.2017, 01:01

Magdeburg l Die Magdeburger Stadtverwaltung beabsichtigt auch weiterhin, die Kegelanlage auf dem Werder nicht wieder aufzubauen, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der Stadt. Begründung: Ein Wiederaufbau der Anlage auf dem Werder sei nicht nachhaltig. Eine Schädigung durch Drängwasser könne bei kommenden Hochwasserereignissen nicht ausgeschlossen werden. Auch einer vom Verein gewünschten Pachtverlängerung erteilte die Stadt eine Absage – das Aus für den Kegelstandort im Stadtteil Werder.

Die Kegler des ESV Lok sollen auf das Gelände des Fermersleber Sportvereins (FSV) 1895 umziehen. Hier sollen die Kegelsportler alle notwendigen Bedingungen für das aktive Vereinsleben vorfinden, verspricht die Stadt. Im Herbst 2015 wurde vom Fachbereich Schule und Sport vorgeschlagen, die Fördermittel für die Erweiterung und Modernisierung der Kegelanlage des FSV 1895 einzusetzen, um dort beiden Kegelvereinen eine neue zukunftsorientierte Heimstatt mit ausreichenden Kapazitäten zu schaffen (Volksstimme berichtete). Dem stimmten die ESV-Kegler zu und auch der FSV-Vorstand gab grünes Licht.

„Dann kam eben wie ein Donnerschlag die Information über den Bau eines einfachen Sanitärgebäudes. Notwendige neue Kegelkapazitäten sind nicht eingeplant. Was dem Verein versprochen wurde, ist nicht erfüllt. Die jetzigen Planungen sind unzureichend für zwei Kegelsportvereine“, so Harald Berger auf Nachfrage der Volksstimme. Der Vorsitzende des ESV Lok setzt sich gemeinsam mit der Gemeinwesenarbeitsgruppe (GWA) Werder für den Erhalt der Kegelanlage als Sport- und Bürgertreff ein.

Mittlerweile hat sich auch eine Bürgerinitiative gegründet. Unter der Parole „Stopp dem Kiezverkauf“ wollen sie eine Bebauung auf dem Gelände in der Lingnerstraße verhindern. Derzeit sammelt die Initiative Unterschriften für ihr Anliegen.

„Wir wollen, dass die Wünsche der Bürger berücksichtigt werden. Die Werderaner sprechen sich gegen eine weitere Bebauung vor Ort aus und wollen die Kegelanlage als Sport- und Begegnungsstätte erhalten. Jeder Stadtteil hat einen Bürgertreff. Nur auf dem Werder wird jede Möglichkeit regelmäßig von der Stadt eingestampft“, kritisiert Peter Hennig, Sprecher der Bürgerinitiative, und verweist u. a. auf den Verkauf des ehemaligen Kinder- und Jugendhauses in der Mittelstraße.

Die Stadtverwaltung argumentiert unterdessen, dass der potenzielle Kaufinteressent des Grundstücks, die MWG-Wohnungsgenossenschaft, auf einer Versammlung der GWA Werder angeboten hat, entsprechende Räume herzurichten, die zukünftig als Begegnungsstätte für Bürger des Stadtteils genutzt werden könnten.

Doch nicht nur auf dem Werder ist die Zukunft der Kegler des ESV Lok Gesprächsstoff. Denn für den geplanten Ersatzneubau im Stadtteil Fermersleben wird das Sportlerheim der Fußballer abgerissen.

Für Gebhardt Georg Hammes, Fußball-Abteilungsleiter des FSV, sind die Pläne der Stadt nicht nachvollziehbar. 250 Mitglieder hat die Abteilung Fußball, davon 190 Kinder. Sie sollen zukünftig in einen benachbarten städtischen Flachbau ziehen. „Das Objekt ist viel zu klein für den Vereinssport und muss erst mal hergerichtet werden, was zusätzliche Kosten für die Stadt bedeutet“, so Hammes. Der Flachbau werde bereits von den Handballern, Volleyballern und Gymnastikgruppen vor Ort genutzt.

„Es fehlen zudem die notwendigen Bedingungen für den Vereinssport. Eine feste Kabine für die 1. Mannschaft des FSV wird es nicht mehr geben. Zukünftig haben wir keinen Besprechungsraum für Spieler und Trainer und keinen Platz für unsere Waschmaschinen. Es fehlt an Lagermöglichkeiten für Bälle und Trikots“, so Gebhardt Georg Hammes.

Hinzu kommt, dass durch den Abriss des Gebäudes die Gaststätte mit Biergarten wegfällt. „Das Lokal wird nicht nur von den Sportlern genutzt, sondern auch von den Anwohnern“, berichtet der Abteilungsleiter.

Der einzige Vorteil, den Hammes in dem Abriss des Sportlerheims sieht, ist, dass die Fußballer im neuen Quartier keine Energiekosten mehr zahlen müssen. Bislang mussten sie anteilig die Kosten tragen. „Doch zurzeit tut sich nichts und niemand informiert uns, wie es weitergehen soll“, kritisiert Gebhardt Georg Hammes.

Mit Fördermitteln soll frühestens 2018 das Sanitärgebäude auf dem Gelände des FSV 1895 in Fermersleben errichtet werden. Dies hat die Stadtverwaltung in einer Stellungnahme mitgeteilt und damit auf eine Anfrage des Magdeburger Stadtrates Karsten Köpp (Die Linke) reagiert.

Aktuell werden die Kosten der Maßnahme auf 884.000 Euro geschätzt. Die Stadt plant weitere Fördermittel bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt zu beantragen.