Worte aus der Kirche Gedanken zu Pfingsten: Ein guter Geist öffnet Herzen
Zu Pfingsten 2023 spricht Angela Kunze-Beiküfner, Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde Magdeburg, das Wort aus der Kirche. Sie erinnert daran, dass Christinnen und Christen zu Pfingsten den guten Geist feiern.
Magdeburg - Hier herrscht ein guter Geist – in welchen Situationen sagen oder denken wir das? Für mich ist ein entscheidendes Kriterium, dass es Menschen gibt, die einander mit Freude, Einfachheit und Barmherzigkeit begegnen. Einen guten Geist verbinde ich mit Leichtigkeit.
Schön ist, wenn dieser gute Geist sich spontan und unerwartet entwickelt, wie bei der Situation, die ich kürzlich im Zug beobachtet habe: Zwei Punks mit drei Hunden setzen sich ins Fahrradabteil, daneben sitzt schon eine Mutter mit einem zweijährigen Kind. Räder stehen da gerade nicht. Die Stimmung ist etwas angespannt wegen der Hunde. Zudem hört man etwas weiter hinten aus dem Zug eine laute, bierselige Diskussion unter zwei Männern.
Das Kind beginnt, die Gummibänder, die zum Befestigen der Räder gedacht sind, an die Stangen in der Mitte des Waggons zu haken. Immer wieder lösen sie sich mit einem lauten Knall – immer wieder versucht das Kind, sie wieder an den Stangen zu befestigen. Nicht nur ich erschrecke mich – auch die Hunde zucken zusammen. Manche Menschen schauen verärgert zur Mutter, die mit ihrem Handy beschäftigt ist: Warum weist sie das Kind nicht zurecht?
Die Stimmung ist plötzlich eine andere
Ein älterer Mann mit einer Bierdose in der Hand kommt dazu. Er sagt zu dem Kind: „Darf ich dir helfen?“, nimmt die Gummibänder und befestigt sie an dem jeweils gegenüberliegenden Gummiband, so dass sie quer durch den Waggon gespannt sind. Die Haken, die zur Befestigung am Rahmen gedacht sind, lassen sich gut miteinander verknüpfen. Jetzt halten die Bänder. Die Punks zeigen sich begeistert: Gummihupfe! Sie versuchen, in verschiedenen Techniken über die Bänder zu hüpfen.
Fachmännisch werden sie von anderen Mitreisenden beobachtet. Auch die Mutter des Kindes macht mit, das Kind klettert an ihrer Hand vorsichtig rüber. Ein jugendlicher Punk fragt die Mutter, die höchstens 30 Jahre alt ist: Bist du noch aus der DDR? Sie lacht. Ältere Mitreisende fangen an, über die möglichen Varianten zu schwärmen, die sie in ihrer DDR-Jugend beherrscht haben. Ein paar Stationen später steigt ein Fahrradfahrer ein – und die Mutter mit dem Kind aus.
Dem guten Geist Raum geben
Es wird ruhiger – für die Hunde scheint es eine Erleichterung zu sein. Aber im ganzen Waggon ist deutlich spürbar eine ganz andere Stimmung als am Anfang: Gelöst und freundlich fangen Menschen an, mit fremden Mitreisenden zu reden – die älteren Männer unterhalten sich mit den Punks über ihre Hunde, manche schauen einfach lächelnd aus dem Fenster.
Ich überlege, womit der Umschwung angefangen hat. Es hätte sich auch in eine ganz andere Richtung entwickeln können. Zu Pfingsten feiern Christinnen und Christen den guten Geist, durch den Menschen sich von ihrer Verschlossenheit und Angst befreien lassen und sich öffnen für die wunderbare Vielfalt und Schönheit, in der sich Gottes Gegenwart erkennen lässt.
Es liegt auch immer an uns, ob wir dem guten Geist Raum geben, sich zu entfalten.