Starke Schäden des Grabmals Grab von Kaiser Otto I. wird nach 180 Jahren im Magdeburger Dom geöffnet
Nach 180 Jahren wird das Grabmal von Otto I. erstmals wieder geöffnet. Untersuchungen ergaben gravierende Schäden am Sarkophag des ersten Kaisers des Heiligen Römischen Reiches.
Magdeburg. - Kaiser Otto der Große gilt als herausragende Persönlichkeit der europäischen Geschichte. Das Grabmal des ersten Kaisers des Heiligen Römischen Reiches befindet sich im Hohen Chor des Magdeburger Doms. Bei einem turnusmäßigen Monitoring sind nun gravierende Schäden am Sarkophag festgestellt worden. Aus diesem Grund wird das Grabmal erstmals nach 180 Jahren geöffnet.
Wie die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt als Eigentümerin des Domes mitteilte, ergaben Videobefahrungen, dass der Kalksteinsarkophag sowie die aufgesetzte Marmorplatte Risse aufweise. Durch diese finde ein Luftaustausch mit dem Inneren des Domes statt, was nicht zuletzt durch die Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit im Dom äußerst problematisch ist. Vielmehr stelle dies eine erhebliche Gefährdung der Grablege einer der bedeutendsten historischen Persönlichkeiten des europäischen Mittelalters dar, wie die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt mitteilt.
Stahlkonstruktion stützt nicht mehr
Bei der letzten Öffnung des Grabmals seien Eisenklammern zur Stabilisierung verwendet worden, die inzwischen stark korrodiert seien. Eine zusätzliche, nach 1945 eingefügte Stahlstützkonstruktion trage nur unzureichend zur Entlastung der Deckplatte bei. Diese stütze nicht auf der Stahlkonstruktion, sondern auf den dünnen, teilweise nur knapp über einen Zentimeter starken Sarkophagwänden. Zudem sei der Zustand einer von innen mit eisernen Nägeln an den Sarkophag angeschlagenen Holzplanke, welche die brüchige Wandung fixieren sollte, unklar.
Christian Philipsen, Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, erläutert: „Diese Stabilisierungsmaßnahmen entsprechen nicht nur nicht mehr heutigen Standards, sie sind sogar in erheblichem Maße ursächlich für die Gefährdung des Grabmals und zwingen uns gemeinsam mit der Denkmalfachbehörde zum Handeln.“
Skelettteile liegen anatomisch ungeordnet
Unbekannt seien den Wissenschaftlern auch Verfassung und Alter des im Inneren des Steinkastens befindlichen Holzsarges, in dem sich Textilien sowie menschliche Überreste befinden, die bereits 1844 in gestörtem Zustand angetroffen wurden. Die Skelettteile liegen nicht mehr in anatomischer Ordnung, ihr Erhaltungszustand ist momentan unbekannt. Das Holz des inneren Sarges weise, wie eine Kamerabefahrung bereits ergab, mehrere Schäden und Öffnungen auf. Insgesamt sei das Grabmal in einem sehr fragilen Zustand, der dringende Maßnahmen erfordert. Konservierungsarbeiten sollen nun den Schutz des Grabmales sowie eine detaillierte Analyse und Stabilisierung zum Ziel haben.
Fürsorge bei Störung der Totenruhe
Das Grabmal wird zunächst mit einer 5,8 mal 9,3 Meter großen und etwa 3,7 Meter hohen Einhausung aus Holzwerkstoffplatten umgeben, um es vor äußeren Einflüssen zu schützen. Diese Einhausung wird mit großformatigen Fotografien des Hohen Chors versehen, um den Raumeindruck für Besucher des Domes möglichst wenig zu stören. Eine Texttafel informiert zudem über die Arbeiten. Der Errichtung der Einhausung ging die Durchführung einer nichtöffentlichen liturgischen Zeichenhandlung durch Magdeburgs Domprediger Jörg Uhle-Wettler voraus. Er erklärt: „Die Domgemeinde ist nicht wissenschaftsfeindlich, weiß aber auch um ihre Fürsorge im Zusammenhang mit der Totenruhe.“
Schleusensystem bei Öffnung des Grabes
Nach Fertigstellung der Einhausung erfolgt eine Bestandsaufnahme der Schäden, darunter zeichnerische, fotografische und digitale Dokumentationen. Zudem sollen nichtinvasive Untersuchungen wie Riss- und Werkstoffprüfungen sowie geophysikalische Analysen durchgeführt werden. Auch das Umfeld des Sarkophags wird untersucht, um dessen Standfestigkeit zu bewerten.
Anschließend kommt es zur Öffnung des Sarkophages. Um die Schäden am Holzsarg und an den darin enthaltenen Objekten genauer zu untersuchen und den Steinsarkophag zu stabilisieren, wird die Abdeckung mittels einer eigens zu errichtenden Hebekonstruktion angehoben. Wie die Kulturstiftung des Landes mitteilt, erfolge dies unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, einschließlich Schutzkleidung und Schleusensystemen, die Kontaminationen verhindern.
Wie die konkreten Maßnahmen im Detail aussehen werden, ist letztlich von den Ergebnissen der vorangehenden Untersuchungen und Analysen abhängig. Geplant sei es, die Maßnahmen noch in diesem Jahr abzuschließen.