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Nach Trägerwechsel zum Bernburger Rückenwind e. V. wird die Einrichtung im April umziehen Großer Bedarf: Auch das neue Frauenhaus ist voll belegt

Von Peter Ließmann 06.03.2013, 02:23

Magdeburg l "Möbel werden noch gebraucht, Kühlschränke vor allem", sagt Hans Strecker, Geschäftsführer von "Rückenwind". Der Bernburger Verein hat am 1. Januar dieses Jahres das Magdeburger Frauenhaus übernommen. Ende dieses Monats soll die Einrichtung aus dem angestammten Haus ausziehen, so ist es mit der Stadt Magdeburg vereinbart. Zehn Frauen mit ihren Kindern kann das neue Frauenhaus, das dann bezogen wird, aufnehmen. Dafür müssen Zimmer eingerichtet werden, darum der große Bedarf an Möbeln. Man hofft auf Spenden und Sponsoring, um den Bedarf decken zu können.

Im vergangenen Jahr hatte der Stadtrat beschlossen, das Frauenhaus in eine freie Trägerschaft zu übergeben. Drei mögliche Träger hatten ihr Interesse bekundet, tatsächlich hatte aber nur "Rückenwind" fristgerecht ein Konzept eingereicht. Das kam der Stadt durchaus entgegen, betreibt der Verein doch in Staßfurt und Wolmirstedt bereits seit Jahren Frauenhäuser und hat sich daneben die Themen "Häusliche Gewalt" und "Gewalt gegen Frauen" zu eigen gemacht. Den Zuschlag bekamen für das Magdeburger Frauenhaus also Fachleute, ist man sich im Stadtrat sicher.

Vertraglich wurde festgelegt, dass Rückenwind e. V. bis zum 31. März aus dem "alten" Frauenhaus auszieht und ein neues einrichtet. Denn davon verspricht sich die Stadt einen Spareffekt, allerdings mehr "indirekt", wie Sozialbeigeordneter Hans-Werner Brüning betont. "Wir werden nicht an der Einrichtung ,Frauenhaus\' selbst sparen, dafür werden die erforderlichen Mittel weiter zur Verfügung gestellt", verspricht Brüning. Wenn das Frauenhaus aus der städtischen Bleibe ausgezogen ist, sollen dort Menschen ohne Obdach untergebracht werden, die zurzeit anderweitig Unterkunft finden. Die Ersparnisse für die Stadtkasse ergeben sich dann aus der Zusammenlegung von Obdachlosen-Einrichtungen.

Im Haushaltsplan für 2013 hatte die Stadt für den Betrieb des Frauenhauses noch rund 372000 Euro eingestellt. Davon sind 104000 Landesmittel. Jetzt wird es so sein, dass die Einrichtung von der Stadt, dem Land und dem Verein gemeinsam finanziert wird, denn auch der Verein muss einen Eigenanteil erbringen. Dieser wird sich aus Spenden und den Unterbringungskosten für die Frauen und Kinder, die in der Regel vom Sozial- oder Jugendamt oder dem Jobcenter übernommen werden, zusammenstellen.

Das Angebot des "neuen" Frauenhauses wird erst einmal dem seines Vorgängers entsprechen. Vier Mitarbeiterinnen (Sozialpädagoginnen und Sozialarbeiterinnen) hat es und ist rund um die Uhr zu erreichen. "Wir sind jetzt gerade dabei, die nötigen Netzwerke wieder zu knüpfen", sagt Hans Strecker. Dazu gehörten etwa die Polizei, "Wildwasser e. V.", Behörden, aber auch Gruppen und andere Vereine, die sich beispielsweise mit Frauenrechten befassten. Mit der Gleichstellungsbeauftragten, der Kinderbeauftragten und dem Behindertenbeauftragten der Stadt wurde oder wird es ebenfalls Treffen geben. In diesem Zusammenhang sagte Strecker, dass das neue Frauenhaus eine barrierrefreie Einrichtung mit einem behindertengerechten Zimmer werden wird.

Ein erster Erfolg seit der Übernahme sei, dass das neue Frauenhaus auch weiterhin öffentlich und von den nötigen Kooperationspartnern wahrgenommen werde. Das sei daran zu erkennen, dass die Einrichtung in den ersten beiden Monaten dieses Jahres komplett belegt sei. Und diese im Grunde nicht gerade erfreuliche Bilanz zeige deutlich, wie notwendig ein Frauenhaus weiterhin in Magdeburg sei. "Wir mussten sogar schon Frauen, die wir nicht aufnehmen konnten, an andere Frauenhäuser vermitteln."