Stadtpark Rotehorn Grundstück am Winterhafen in Magdeburg wird für mögliche Wohnbebauung angeboten
Auf einem Immobilienportal wird potenzielles Bauland am Winterhafen in Magdeburg angeboten. Das Exposé empfiehlt eine Umnutzung zur Wohnbebauung. Von der Stadtverwaltung kommt ein Veto.
Magdeburg - Wenn es um die Frage einer möglichen Wohnbebauung im Bereich des Rotehornparks geht, kochen die Gemüter schnell über. Das haben die letzten Debatten im Stadtrat zur Einleitung eines B-Planverfahrens für den Neubau einer Gemeinschaftsschule auf dem bisherigen Bauhof-Gelände am Winterhafen sowie die Diskussion um eine Demenzwohnanlage samt Kindergarten südlich der Kanonenbahn gezeigt. All dies im Hinterkopf liest sich eine Anzeige auf dem Portal „Immobilienscout 24.de“ doch reichlich ambitioniert. Von einer Entwicklungsgesellschaft aus Buckow wird darin ein Grundstück mit einer Gesamtfläche von rund 24 500 Quadratmetern am Winterhafen 8 zum Verkauf angeboten. In der Überschrift wird das Gebiet als „Bauerwartungsland“ angepriesen.
Bauvorbescheid für Naturkindergarten
Damit nicht genug. Im Rahmen der Objektbeschreibung wird zudem eine Umnutzung der Fläche für ein „hochwertiges Wohnen“ nahegelegt. Vorstellbar wären demnach „dreigeschossige Stadtvillen, grüne Mehrfamilienhäuser oder Häuser, die mehrfunktional genutzt werden könnten. Auch eine sogenannte Hufeisensiedlung – nach Bruno Taut – könnte hier entstehen“, heißt es.
Die Lage des Grundstücks – umgeben vom Rotehornpark und bald an die neue Strombrücke angeschlossen – wäre als „herausragend zu bezeichnen“. „Ohne Frage handelt es sich um die beste Wohnlage der Stadt“, heißt es wortwörtlich in der Anzeige. Und: „Es herrscht eine herrliche Ruhe – mitten auf der Insel.“
Ob es überhaupt zu einer Wohnbebauung an diesem kontrovers diskutierten Standort auf der Rotehorninsel kommen kann, darf zumindest bezweifelt werden. In einer Stellungnahme hat die Stadt unlängst ein klares Veto formuliert. Jörg Rehbaum, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr, stellt heraus, dass die angebotenen Flächen in der Verkaufsanzeige aktuell kein Bauerwartungsland seien und auch kein positiver Bauvorbescheid vorliege. Anlass war eine Anfrage von Roland Zander, Fraktionsvorsitzender der Gartenpartei/Tierschutzallianz im Stadtrat, bei dem nach den Hinweisen von Bürgern auf die Anzeige im Internet alle Alarmglocken schrillten. Er spricht sich konsequent gegen eine Bebauung an dem Standort aus. Laut dem Flächennutzungsplan der Stadt wären die Angebotsflächen als „öffentliche Grünfläche, Zweckbestimmung Park“, dargestellt, erläutert Rehbaum. Ausnahme bildet das Bauhof-Gelände, das als „Gemeinbedarfsfläche“ gilt und von der ein städtebaulicher Entwicklungszustand abgeleitet werden könnte.
Für eine Umnutzung des ehemaligen MDR-Funkhauses auf in dem Bereich habe es dagegen tatsächlich einen positiven Bauvorbescheid von der Stadtverwaltung gegeben. Dort soll ein Naturkindergarten entstehen. Grundlage für den positiven Bescheid sei gewesen, dass sich die besagte Fläche nördlich des „Schwarzen Wegs“ nicht im „Kernbereich der Parkanlage“ befinde und die Ausrichtung des Kindergartens nicht dem Gedanken der Parkgestaltung entgegenstehen würde.
Verkäufer will keine Stellung nehmen
Die Flächen, die jetzt per Internet-Anzeige angeboten werden, müssen unabhängig davon betrachtet werden. Wie die jüngsten Kontroversen im Stadtrat offenbarten, ist schon das Einleiten eines B-Planverfahrens in diesem Teil der Rotehorninsel, auf deren Grundlage eine mögliche Bebauung abgeklärt werden soll, hoch umstritten. Hinzu kommt, dass das Auffinden eines Rotmilan-Brutpaares am Bauhof geplante Bodenuntersuchungen für einen Schulneubau im Umkreis von 300 Metern zum Horst bis auf weiteres lahmlegt (wir berichteten). Dies betrifft dann auch die umliegenden Grundstücke.
Die Volksstimme stellte eine Anfrage bei der „qart Gesellschaft für Projektentwicklungen & Beteiligungen AG“, woher die Annahme rühre, dass es sich bei der Fläche um Bauerwartungsland handele und wie realistisch sie eine Umnutzung zur Wohnbebauung an dem Standort einschätzen würden. Die Gesellschaft wollte dazu keine Stellung nehmen. Auch nicht zu der Frage, ob es bereits Anfragen zu der angebotenen Fläche am Winterhafen 8 gebe.