Ausstellung Gruson-Gewächshäuser in Magdeburg: Kunst trifft auf Klimakollaps
In den Gruson-Gewächshäusern eröffnet an diesem Freitag (19. April) eine neue Ausstellung unter dem Titel „Klimakrise eine Menschheitskrise! – Vor Allem kommt immer noch das Fressen!“. Besucher sind eingeladen, Objekte für eine Zeitkapsel abzugeben.
Magdeburg - Es sind Relikte des modernen Großstadtlebens. Für seine Décollagen arbeitet der Magdeburger Künstler Tim Höhne vielschichtige Plakatwände um. Er schneidet einzelne Teile heraus und arrangiert diese dann zu einer neuen, ästhetischen Form. Um die Schnipsel zu konservieren, fasst er diese in Kunstharz ein.
Was dadurch fixiert wird, sind Dekonstruktionen unserer gegenwärtigen Konsumgesellschaft. Ein neues Werk von Tim Höhne ist jetzt zwischen Pflanzen in den Gruson-Gewächshäusern aufgebaut worden. Es ist Teil einer Gruppenausstellung, die an diesem Freitag (19. April) ihre Vernissage feiert.
Eine „Arche der Kunst“
Gezeigt werden gut 70 Exponate von 29 regionalen und überregionalen Künstlern. Von Ahrweiler über Magdeburg bis Rostock. Der Titel lautet: „Klimakrise eine Menschheitskrise! - Vor Allem kommt immer noch das Fressen!“. Es ist eine Anspielung auf das berühmte Zitat von Bertolt Brecht aus der Dreigroschenoper, wonach erst das Fressen und dann die Moral kommt.
Initiiert wurde die Schau vom Maler Robin Zöffzig, der gebürtig aus Magdeburg stammt und heute in Leipzig lebt und arbeitet. Er hat die verschiedenen Künstler für das Projekt gewinnen können.
Am Anfang steht ein dystopisches Gedankenspiel: „Wir sind im Jahr 2224. Die Welt ist tot und die Menschen können nur noch in künstlichen Habitaten leben.“ Mit Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie und Medienkunst setzen sich die Künstler mit den Ursachen und Folgen des Klimawandels auseinander.
In diesem Sinne eröffnen ihre Werke eine kritischen Blick auf unsere Gegenwart und mögliche Zukunft. Die Gewächshäuser – selbst Inbegriff eines künstlichen Habitats mit ihrem ganz eigenen Klima – verwandeln sich somit zu einer Art „Arche der Kunst“.
Skulptur im Wasserfall
Was erwartet die Besucher: Robin Zöffzig präsentiert beispielsweise eine Emaille-Installation. Es ist eine Auseinandersetzung mit dem berühmte Gemälde „Das Frühstück im Grünen“ von Édouard Manet.
Zöffzig übersetzt die historische Darstellung in seine eigene Farb- und Formensprache – und platziert das Kunstwerk vor einem kleinen Wasserfall über einem Teich mit Fischen und Schildkröten im Tropenhaus. „Es ist ein Mahnmal für eine Zeit, in der wir noch draußen im Grünen frühstücken konnten“, sagt der Künstler.
Viktoria Veil aus Magdeburg ist mit Radierungen vertreten, die als Anspielung auf die Tierstudien von Albrecht Dürer interpretiert werden können. Ein Gedächtnis der Natur, wie wir sie kennen.
Anna Herrgott aus Bad Ems wird zwei große Kirchenfenster in den Gewächshäusern zeigen. Allerdings sind diese nicht mit biblischen Motiven verziert, sondern mit der Sängerin Madonna und dem Schauspieler George Clooney. Sie tragen Heiligenschein und werden als St. Donna und St. George abgebildet.
„Die Künstler warnen mit ihren Werken“, sagt Tatyana Nindel. Sie betreibt die Galerie Fabra Ars und ist Co-Organisatorin der Ausstellung. Ein Ziel ist es, die Gruson-Gewächshäuser als ein Ausflugsziel für Kunstinteressierte in den Fokus zu rücken. „Wir wollen die Gewächshäuser als Kulturort stärken“, sagt Robin Zöffzig.
Es ist nicht das erste Mal, dass in der Einrichtung in der Schönebecker Straße Kunst gezeigt wird. In diesem Umfang – sämtliche Räume werden bespielt – handelt es sich jedoch um eine Premiere. Interssierte Gäste haben die Chance, die Gewächshäuser mit der Kunst neu und wiederzuentdecken. Der Förderverein der Einrichtung ist Co-Organisator. Unterstützung kommt unter anderem von der Stadt Magdeburg.
Zeitkapsel wird vergraben
Die Ausstellung verfolgt auch einen interaktiven Ansatz. Besucher sind dazu aufgerufen, einen signifikanten Gegenstand für die Zukunft zu stiften, welcher die aktuelle Auseinandersetzungen mit der Krise dokumentiert und zugleich Hoffnung für künftige Generationen vermittelt. Die Gegenstände sollten in Höhe, Länge und Breite 5 Zentimeter nicht überschreiten. Digitale Datenträger sind erlaubt.
Bei Bedarf können Name, Ort oder Jahr hinzugefügt werden. Zur Vernissage wird eine Kiste aufgestellt. Die Objekte können aber auch später noch an der Kasse hinterlegt werden.
Am Ende der Ausstellung sollen sie in einer Zeitkapsel luft- und wasserdicht verschlossen und auf dem Gelände der Gewächshäuser für die Nachwelt vergraben werden. „In 100 Jahren wird sie dann wieder ausgegraben“, so Zöffzig. Als Zeugnis unserer Gegenwart.
Informationen zur Ausstellung
Die Vernissage für die Kunstausstellung „Klimakrise eine Menschheitskrise!“ ist an diesem Freitag, 19. April, um 19 Uhr in den Gruson-Gewächshäusern in der Schönebecker Straße 129b. Der Eintritt zur Eröffnung ist frei. Es wird eine musikalische Begleitung geben.
Die Ausstellung bleibt dann während der Öffnungszeiten der Gewächshäuser bis zum 11. August zu sehen. Es gibt Sonderführungen. Die erste soll an diesem Sonnabend, 20. April, um 15 Uhr stattfinden. Weitere sind für den 11. Mai, 8. Juni und 6. Juli geplant.