Insolvenz Gutschein-Odyssee bei Spiele Max
Vor allem während der Lockdowns waren Gutscheine eine gute Geschenkalternative. Kommt es aber zur Insolvenz des Unternehmens, ist der Gutschein fast nichts mehr wert. Eine Magdeburgerin und ihr Sohn haben eine solche Erfahrung gemacht.

Magdeburg - Volksstimme-Leserin Severine Fehse aus Magdeburg ist sauer. „Mein Sohn hat zu Weihnachten einen 50 Euro Gutschein von Spiele Max geschenkt bekommen“, erzählt sie. Als in dem Geschäft, das in Magdeburg eine Filiale im Bördepark und City Carré hat, wieder Click&Meet möglich war, wollte sie direkt einen Termin vereinbaren. „Ich habe nur ganz zufällig den Gutschein erwähnt“, sagt die Magdeburgerin. Denn ihr Sohn sollte sich von dem Geld in dem Spieleladen aussuchen was er möchte. Aber daraus wurde nichts.
Das Unternehmen mit 71 Filialen in ganz Deutschland ist durch die Corona-Pandemie insolvent geworden und geriet Ende Dezember 2020 in ein Schutzschirmverfahren und steckt nun seit dem 27. Mai mitten im Insolvenzverfahren. Durch das Verfahren und der dadurch getroffenen Regeln gelten auch für Gutscheine andere Bedingungen. „Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens bedeutet, dass die Gutscheine grundsätzlich nicht mehr eingelöst werden dürfen“, teilte die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt auf Nachfrage mit. Stattdessen besteht noch die Möglichkeit, die Gutscheine als sogenannte „Insolvenzforderung“ zur Insolvenztabelle anzumelden. Aber dadurch bekommen die Kunden meist weniger zurück, als sie vorher mit dem Gutschein hatten, denn die Quote liegt laut Verbraucherzentrale meist nicht höher als fünf Prozent. Dementsprechend würde das für einen Gutschein im Wert von 50 Euro bedeuten, dass dem Kunden lediglich 2,50 Euro am Ende erstattet werden.
Spiele Max verkauft wegen Insolvenzverfahren keine Gutscheine mehr
Aus Kulanzgründen hat sich das Unternehmen jedoch dazu entschieden, den Gutschein als eine Art Treuerabatt zu verwerten, wodurch die Kunden den Gutschein trotzdem noch nutzen können, teilte Rechtsanwalt Nicolai Fischer, einer der Berater des Unternehmens, auf Anfrage mit. Um die Gutscheine also als Rabatt einlösen zu können, muss das 2,5-Fache des Wertes eingekauft werden. „Ich hätte für den 50 Euro Gutschein also für 125 Euro dort einkaufen müssen“, sagt sie entrüstet. Zum Laden sind sie schlussendlich nicht gefahren. Dass Spiele Max anbietet, den Gutschein als Rabatt bei einem bestimmten Einkaufswert zu verrechnen, ist daher immerhin eine kleine Schadensminimierung. Allerdings mit dem Nachteil, dass am Ende mehr gekauft werden muss, als vielleicht ursprünglich angedacht gewesen ist. Diese Regelung gelte allerdings nur für Gutscheine, die vor dem 21. Dezember 2020 gekauft wurden. Alle, die danach gekauft wurden, können nur als Insolvenzforderung angemeldet werden.
Auf Nachfrage in der Filiale im Bördepark erklärte eine Mitarbeiterin, dass aufgrund des Insolvenzverfahrens momentan überhaupt keine Gutscheine mehr verkauft werden. Bereits gekaufte Gutscheine müssen jedoch im Geschäft selbst eingelöst werden, denn im Online-Shop sei dies aus technischen Gründen bisher nicht möglich. Allerdings wird der Online-Shop momentan neu eingerichtet und soll ab September dieses Jahres zur Verfügung stehen. Dann soll es laut Fischer möglich sein, die Gutscheine aus dem vergangenen Jahr einzulösen - unter den genannten Bedingungen. Für Kunden, die ein Produkt zurückgeben wollen, gelten weiterhin die üblichen Umtauschregeln. Das Insolvenzverfahren hat darauf keinerlei Auswirkungen, teilte Fischer weiter mit.