Schierke l Gerhard Bürger, 82 Jahre alt und seit gut fünf Jahren der Mann hinter dem umstrittenen Seilbahn-Projekt am Schierker Winterberg, ist für klare Worte bekannt. So auch jetzt: „Für mich hat sich das Projekt erledigt.“ Mit dieser Ansage sorgt der als umtriebig bekannte Unternehmer aus Hildesheim für Klarheit und Zündstoff gleichermaßen. Mit dem Absprung des Investors, der rund 20 Millionen Euro in eine Gondelbahn stecken wollte, ist der Traum, das Winterberg-Areal sowie das Grüne Band von Schierke aus bequem erreichbar zu machen, mindestens vorerst ausgeträumt. Andererseits sind damit im Tauziehen um die bisherigen Planungskosten die Fronten weiter ungeklärt. Hier droht schlimmstenfalls ein Streit vor Gericht.
Ob es dazu kommt, haben die Wernigeröder Stadträte maßgeblich in der Hand. Heute Abend sollen sie hinter verschlossenen Türen über einen Kompromiss entscheiden, der mit Bürgers Winterberg Schierke GmbH & Co. KG (WSG) ausgehandelt worden ist. Bürger, der das Seilbahn-Projekt seit Jahren voranzubringen versucht, hat – das ist unstrittig – das Gros der bisherigen Planungskosten aufgebracht. Er selbst beziffert seine Investitionen auf drei Millionen Euro. Seit der Gegenwind von Kritikern und Naturschützern rauer und Umplanungen nötig geworden sind, fordert er mehr finanzielle Beteiligung der Stadt. Forderungen von über einer Million Euro standen zuweilen im Raum, später war von rund 600.000 Euro die Rede – allein Geld ist bislang nicht geflossen.
Nun geht es noch um exakt 463.500 Euro. Diese Zahl hat ein Fachanwalt für die Stadt verhandelt. Basis sollen die bisherigen Investitionen von Bürger auf der einen und der Kommune auf der anderen Seite sein. Beides gegeneinander aufgerechnet, soll Bürgers Forderung in dieser Höhe berechtigt sein. Allerdings stemmen sich viele Stadträte gegen pauschale Zahlungen in dieser Höhe. Sie haben noch offene Fragen und wollen beispielsweise geklärt wissen, welche Bestandteile des Projekts zu welchem Preis herausgelöst werden können, um sie später vielleicht in Eigenregie zu realisieren. Denn das Winterberg-Projekt ist nicht allein Seilbahn und Skipiste, sondern beinhaltet auch Attraktionen wie Kletterpark, Spielplatz und Luchs-Erlebniszentrum für die übrige Jahreszeit.
Die Zeit drängt. Bürger fordert eine Entscheidung noch im Februar. Andernfalls könnten aus einstigen Partnern Gegner vor Gericht werden. „Wenn die Zahlung nicht beschlossen wird, werden wir die Stadt und den OB verklagen“, kündigt er an. Allerdings weiß er um seine Defensivposition: „Alles ist mündlich vereinbart.“
Einen Rest Hoffnung scheint es im Harz doch noch zu geben: „Mit Bürgers Ausstieg fehlt natürlich der große Geldgeber. Ich würde mich aber freuen, wenn man das Projekt irgendwie weiterdenkt. Vom Nur-Bäume-Anschauen wird die Region nicht leben“, sagt Clemens Aulich, neben Bürger zweiter WSG-Geschäftsführer.