Hasselbachplatz Bänke weg, Beethoven an
Hitzig debattiert wurde im Magdeburger Stadtrat über die Sicherheit auf öffentlichen Plätzen.
Magdeburg l „Zunehmend unsicher“ würden sich die Bürger am Hasselbachplatz fühlen, erklärt Ordnungsbeigeordneter Holger Platz am Donnerstag vor dem Magdeburger Stadtrat. Dieses Problems müsse man sich annehmen.
Wenngleich statistisch gesehen der Hasselbachplatz gar nicht so auffällig ist. Der Ordnungsbeigeordnete hat in der aktuellen Sitzung der Stadträte Zahlen dabei: Zwischen Januar und Mai 2017 hat es laut Polizei 131 Delikte gegeben, darunter hauptsächlich Fälle von Diebstahl und Gewaltdelikte wie Körperverletzung. Damit hat sich die Zahl der Vergehen im Gegensatz zum Vorjahr sogar verringert.
Auch die aktuellen Zahlen zu Lärm-Problemen, die beim Stadtordnungsdienst eingegangen sind, klingen erst mal harmlos. Von 153 Fällen betrafen seit Januar nur sechs Fälle den Bereich Hasselbachplatz. Eine andere Sprache sprechen hingegen die Beschwerden und Fotos, mit denen sich Anwohner in den letzten Wochen an die Stadt Magdeburg gewandt haben.
Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) zitiert aus dem Brief einer Anwohnerin, die sich „um eines der schönsten Viertel Magdeburgs“ sorgt. Sie könne mit ihren Kindern nicht mehr problemlos den Hasselbachplatz passieren, ohne von Betrunkenen angepöbelt zu werden. Wo vor zwei Jahren noch ein guter Ort für Verabredungen gewesen sei, würden heute Lärm, Pöbeleien, Glasscherben sowie der Gestank von Urin und Erbrochenem dominieren.
Trümper macht ganz klar deutlich, wer seines Erachtens für die Sicherheit sorgen sollte: Polizisten, die mit Schlagstock, Pfefferspray oder Waffe ausgestattet sind, um sich selbst zu schützen. Egal, in welcher Behörde die Polizisten angesiedelt sind, für den Oberbürgermeister steht fest: „Es muss in eine Hand.“ Trümper stellt einen 24-Stunden-Dienst des Ordnungsamtes in Frage, wenn die Polizei sowieso aus Sicherheitsgründen regelmäßig dazu gerufen werden müsse.
Aktuell sind die Mitarbeiter des Ordnungsamtes zwischen Sonntag und Mittwoch bis 20 Uhr im Dienst, von Donnerstag bis Sonnabend bis 23 Uhr. Für den Ordnungsbeigeordneten Holger Platz ist die „stärkere Präsenz“ seiner Mitarbeiter langfristig ein entscheidendes Thema. Das Konzept der Stadtwache sei ein erster Ansatz. Er spricht von insgesamt 13 Plätzen in der Stadt, die zunehmend mehr Aufmerksamkeit erfordern.
Dazu gehört das Viertel im Bereich der Umfassungsstraße in Neue Neustadt. Dort sind bereits die ersten Bewohner ausgezogen, weil ihre Nachbarn, vor allem Großfamilien aus Rumänien, nachts für Unruhe sorgen. Ein Dutzend verschiedene Maßnahmen haben sich die Stadtratsfraktionen für dieses Problem überlegt. Kurzfristig könnten Informationsschilder angebracht und wiederholt der Kontakt zu den Vermietern gesucht werden.
Für den Hasselbachplatz kann sich Holger Platz als kurzfristige Maßnahme vorstellen: Die Bänke werden abgebaut und der Platz mit klassischer Musik beschallt. Diese Ideen lassen Tom Assmann (Bündnis 90/Die Grünen) nur mit dem Kopf schütteln. Die Fraktion des Grünen-Stadtrats hat nämlich einen Antrag vorbereitet, in dem unter anderem mehr Bänke vorgesehen sind. „Der Hasselbachplatz muss als wichtiger Treffpunkt erhalten bleiben“, erklärt Assmann. Eine andere Forderung der Grünen besteht im „WLan für alle“.
Genau dagegen ist man bei der Stadt allerdings bereits vorgegangen. Die ersten Anbieter schalten ihren freien WLan-Hotspot abends ab. Zudem sei man im Gespräch mit den Spätshopbetreibern, so Holger Platz. Sechs „Mischbetriebe“ sind es an der Zahl, die am Hasselbachplatz rechtlich sowohl als Verkaufsstelle sowie als Gaststätte gelten – und aus denen sich die vorwiegend jungen Menschen am Hasselbachplatz mit Alkohol versorgen. So ein Spätshop darf rund um die Uhr geöffnet sein, eine Sperrzeit gibt es nicht.
Marcel Guderjahn (Gartenpartei) betreibt selbst eine Kneipe und findet, dass der Sonderstatus der Spätshops nicht bleiben kann. Auch diese Betreiber müssten sich an Regeln halten. Regeln sind das Stichwort für Frank Theile (Links für Magdeburg). „Wir müssen den Ursachen nachgehen, warum sich einige so hemmungslos verhalten.“ Mit jugendlichem Übermut habe das für ihn nichts mehr zu tun. Feiern werde offensichtlich von einigen, die sich am Hasselbachplatz treffen, mit Grölen und Beschmutzen gleichgesetzt.