Hauptbahnhof Bahn baut am Fußgängertunnel Magdeburg
Die Arbeiten am neuen Fußboden für den Hauptbahnhof Magdeburg haben begonnen. Es folgen Wände, Decken und ein Einkaufsmarkt.
Magdeburg l Nach und nach verschwindet Ende Mai 2020 die Hälfte des Fußgängertunnels im Magdeburger Hauptbahnhof hinter Bauzäunen und Planen. Grund: Bis September soll zunächst auf dieser Hälfte, dann auf der anderen Hälfte der Fußweg erneuert werden. Bahnhofsmanagerin Karin Meyer sagt: „Wir haben in Absprache mit den Kollegen der Bahnreinigung ein helles, pflegeleichtes Material ausgewählt.“
In den Monaten darauf werden neue Wände in einem Grünton mit grafischen Interpretationen der Magdeburger Originale von Eberhard Roßdeutscher sowie eine helle Decke eingebaut. „Dazu werden wir aber nicht so viel Platz zum Bauen benötigen.“
Dieser Platz ist es, der das Projekt lange aufgehalten hat. Denn wegen der Tunnelbaustelle zwischen Damaschkeplatz und Ernst-Reuter-Allee floss der Fußgänger- und Fahrradverkehr durch den Fußgängertunnel. „Unter diesen Umständen hätten wir die Strecke nicht verengen können“, sagt Karin Meyer. Seit einigen Monaten ist die Strecke an der Straßenbaustelle frei, so dass die jetzt begonnen Arbeiten neu organisiert und jetzt vor Ort in Angriff genommen werden konnten.
Ein wenig zupass mag der Bahn in dieser Situation kommen, dass der Reiseverkehr wegen der Corona-Einschränkungen deutlich zurückgegangen ist. Doch mit den Lockerungen werden wieder mehr Reisende unterwegs sein. Und so lange die Passage an der Ernst-Reuter-Allee entlang dem City Carré noch nicht frei ist, werden nur die wenigsten Fußgänger zwischen Stadtfeld-Ost und Altstadt den Weg um den Bahnhof herum wählen – die Strecke ist deutlich länger als die durch den Fußgängertunnel.
Karin Meyer sagt: „Wir sind uns dieser Situation durchaus bewusst.“ Für den Magdeburger Fußgängertunnel im Hauptbahnhof wurde aber das bei der Bahn vorhandene Konzept umgearbeitet, das bei überfüllten Bahnsteigen zum Einsatz kommt. „Bei einer Havarie ist wichtig, dass die Menschen den Fußgängertunnel schnell räumen, um zum Beispiel Platz für die Rettungskräfte zu machen“, sagt die Managerin des Magdeburger Hauptbahnhofs.
Die Mitarbeiter der Bahn-Sicherheit seien darauf geschult, im Fall der Fälle schnell einzugreifen und die Passanten aus dem Tunnel zu den drei Ausgängen und auf die Bahnsteige zu leiten. „Beispielsweise geht es auch darum, die Menschen freundlich darauf hinzuweisen, dass im Tunnel derzeit der Platz zum Warten nicht ausreicht und dass dafür andere Bereiche genutzt werden können“, erläutert Karin Meyer.
Ebenfalls eine Frage der Sicherheit: Auf dem Boden des Tunnels markieren rote Fußtapsen jetzt die Strecken, die die Reisenden für ihren Weg durch den Tunnel nutzen sollen. Ziel ist dabei nicht nur, unnötige Behinderungen zu verhindern. Es geht in Zeiten des Abstandsgebots zur Eindämmung des Coronavirus auch darum, dass so die Menschen die Sicherheitsabstände untereinander auch im jetzt sehr engen Tunnel am ehesten einhalten können.
Mit der Sanierung der Innenräume soll der Magdeburger Hauptbahnhof moderner und freundlicher werden. „Wir möchten mit diesem Gemeinschaftsprojekt von Bahn und dem Land Sachsen-Anhalt den Hauptbahnhof und damit das Reisen per Bahn attraktiver machen“, erläutert Karin Meyer.
Vom Umfang der Angebote wird der landeshauptstädtische Bahnknoten dennoch nicht mit den größten Bahnhöfen mit vielen ICE-Verbindungen mithalten können. Dennoch laufen Gespräche mit Interessenten über die Vermietung bislang ungenutzter Ladenlokale im Fußgängertunnel. Bei den Branchen werden weiterhin reiserelevanter Handel und Dienstleistungen den Schwerpunkt bilden.
Mit einer Erweiterung: Dort, wo jetzt das Reisezentrum und die Reisebank im Empfangsgebäude ihren Sitz haben, soll ein Einkaufsmarkt einziehen. Und der dürfte dann – ebenso wie die anderen Geschäfte im Hauptbahnhof – auch an Sonn- und Feiertagen öffnen. Ob der Händler diese Möglichkeit nutzen wird, hängt davon ab, wie hoch die Nachfrage ist.
Das Reisezentrum und die Reisebank sollen ihrerseits an den Kölner Platz ziehen, in bislang ungenutzte Räume im Erdgeschoss des dortigen Bahngebäudes. Dieser Umzug soll im Jahr 2021 über die Bühne gehen.
Und er erscheint folgerichtig: Nachdem immer mehr Menschen ihre Bahnfahrkarten via Internet buchen oder am Automaten holen, benötigt das Reisezentrum nicht mehr so viel Platz wie in der Empfangshalle.
Mit der Neustrukturierung des Straßenbahnnetzes der Magdeburger Verkehrsbetriebe in den kommenden Jahren dürfte der Kölner Platz zudem zur wichtigsten Anbindung des Eisenbahnverkehrs an den innerstädtischen öffentlichen Personennahverkehr werden. Weiter werden die Strecken dann aber für jene, die mit dem Taxi anreisen oder die mit dem Privatauto zum Hauptbahnhof gebracht werden.