Ehemalige Mitarbeiter der Schifffahrtsverwaltung (WSV) erheben schwere Vorwürfe / In offenem Brief Einlenken gefordert "Hebewerksschließung beschädigt Ansehen der WSV"
Rothensee. Heißer Sommer in Sachen Schiffshebewerk: Die Weiße Flotte geht nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts in Berufung. Am 22. August reisen OB Trümper und zwei Beigeordnete nach Berlin zu Nachverhandlungen über die saisonale Wiedereröffnung. Der Vorsitzende des Fördervereins Technische Denkmale, Reiner Riegg, bereitet ein flankierendes Protestschreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel vor.
Gestern traf ein offener Brief von 15 ehemaligen Mitarbeitern der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung (WSV) in der Redaktion ein. "Mit der unvorhergesehenen Schließung des funktionsfähigen Schiffshebewerkes Rothensee ab 2006 hat die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung der Region Magdeburg einen großen Schaden zugefügt", schreiben die Unterzeichner. Die WSV habe ihr Ansehen als Bundesbehörde und das Ansehen ihrer Mitarbeiter beschädigt, weil die Schließungsbegründung gegenüber der Öffentlichkeit fadenscheinig und nicht überprüfbar war.
Sie erheben weitere schwere Vorwürfe: Der Planfeststellungsbeschluss zum Wasserstraßenkreuz weise aus, dass das Schiffshebewerk für die Freizeit-Schifffahrt in Betrieb bleiben sollte. Nur deshalb hätten die Sportbootverbände dem Planfeststellungsbeschluss zugestimmt, was heute von der WSV als nicht mehr relevant angesehen wird. Damit stehe ihre Glaubwürdigkeit in Frage.
Weiter wird in dem Brief ausgeführt: Obwohl sich Stadt und Region bereits 2008 zur finanziellen Abdeckung der für einen saisonalen Weiterbetrieb entstehenden Kosten bekannt hätten, werden durch erneute Verzögerungen und längst überwunden geglaubte Tendenzen alle diese Bemühungen unterlaufen.
Die Unterzeichner fordern die WSV auf, zu einem kooperativen Verhandlungsstil zurückzukehren. Das Protestschreiben unterzeichnet haben Lothar Tölle, Hans Garz, Joachim Hottowitz, Ingo Klinder, Werner Pesel, Helmut Faist, Hans Krause, Horst Wetzel, Karl-Heinz Linthe, Friedrich Winkelmann, Ernst Hampel, Klaus Pieper, Dr. Karl-Heinz Stützel, Lothar Friedebold, Hermann Mahlfeld.
Hintergrund: Nach 56 000 Unterschriften und nicht nachlassenden Aktivitäten von Stadt und Förderverein hatte es Einigung gegeben: Stadt und Region tragen die Kosten für Betrieb und Personal (ursprünglich 370 000 Euro/Jahr), das Hebewerk wird für den touristischen Verkehr von Mai bis Oktober geöffnet.
Im bereits vorliegenden Vertragsentwurf werden in Berlin mit höheren finanziellen Forderungen (u. a. 420000 Euro Betriebskosten) erneute Hürden aufgebaut.