Hohe Krankenstände, alternde Belegschaft Hochschule Magdeburg-Stendal forscht: So wichtig wird Gesundheit am Arbeitsplatz
Hohe Krankenstände in einer älter werdenden Belegschaft sind eine große Herausforderung für Unternehmen. Prof. Michael Wurm forscht an der Hochschule Magdeburg-Stendal zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz.
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Magdeburg. - Der Krankenstand in Deutschland ist hoch, mit 22 Tagen deutlich höher als bei den europäischen Nachbarn. Das geht aus aktuellen Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft hervor. Eine Ursache liegt in der älter werdenden Bevölkerung und damit in einer Zunahme altersbedingter Erkrankungen.
Unternehmen müssen Arbeitsfähigkeit erhalten
Der demografische Wandel stellt daher Unternehmen zunehmend vor die Aufgabe, die Arbeitsfähigkeit und Gesundheit einer älter werdenden Belegschaft zu erhalten.
Ein wichtiger Ansatz zur Verbesserung der Situation liegt in der Prävention und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz. Hierbei sollten Angebote gezielt auf die spezifischen Belastungen, etwa durch Schichtarbeit oder das Heben schwerer Lasten, abgestimmt sein, um die betroffenen Mitarbeitenden effektiv zu erreichen.
Professur gibt es seit 2016
Dazu forscht seit September 2024 Prof. Michael Wurm als neuer Stiftungsprofessor im Bereich Arbeit und Gesundheit mit dem Schwerpunkt Gesundheitsförderung und Prävention. Die Professur besteht seit 2016 am Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien der Hochschule Magdeburg-Stendal und ist Teil eines Kooperationsprojekts mit der Krankenkasse AOK Sachsen-Anhalt, das am Institut für Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten angebunden ist.
Arbeit bei der Awo, Aidshilfe und Diakonie
„Eine ganze Professur zu bekommen ist eine großartige Chance, um Gesundheitsförderung im Bereich Arbeit wissenschaftlich aufarbeiten zu können. So können wir Fakten und belegbare Daten schaffen und in diesem Bereich weiterforschen“, sagt Prof. Katharina Kitze, Leiterin des Instituts.
Wurm hat einen großen Teil seines Berufslebens in verantwortlichen Positionen bei Sozialverbänden wie der Aidshilfe, der Awo oder der Diakonie verbracht. Seine akademische Laufbahn absolvierte er berufsbegleitend, darunter auch die Promotion. Zusätzlich übernahm er zahlreiche Lehraufträge an Hochschulen.
So ändern sich die Bedürfnisse
„Es ist mein Ziel, junge Menschen für innovative Methoden in den Gesundheitswissenschaften zu begeistern“, so der Professor. „All unsere Studierenden werden sich auf Digitalisierung und Künstliche Intelligenz einstellen müssen. Und nicht nur, wie sie lernen und wir lehren, sondern es wird auch die Berufsbilder immens verändern.“
In seiner Forschung und Lehre beschäftigt ihn das Altern der Gesellschaft. So stellt sich heute weniger die Frage, ob Mitarbeitende Unterstützung bei der Organisation der Kinderbetreuung benötigen, sondern zunehmend, ob sie Hilfe bei der Betreuung ihrer pflegebedürftigen Angehörigen brauchen.
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Zudem plant er, die Folgen des Klimawandels für die Menschen zu untersuchen, die draußen arbeiten. Besonders das Personal von Lieferdiensten oder der Gastronomie ist vermehrt den Belastungen durch Hitze und andere extreme Wetterbedingungen ausgesetzt. Ein weiterer Fokus liegt auf der psychischen Gesundheit von Studierenden und wie Hochschulen deren Wohlbefinden fördern können.
Aktuelle Entwicklungen in Lehre integrieren
Michael Wurm sieht die Professur als Gelegenheit, die aktuellen Herausforderungen der Arbeitswelt direkt in die Lehre zu integrieren und den Studierenden wertvolle Praxiskontakte zu ermöglichen.
Er strebt außerdem an, in Magdeburg und Sachsen-Anhalt ein Netzwerk mit Unternehmen und Non-Profit-Verbänden aufzubauen, um gemeinsam Projekte im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements umzusetzen.
Dabei liegt der Fokus auf der Entwicklung gesundheitsfördernder Angebote, der Begleitung von Organisationsprozessen und der Analyse von Mitarbeiterdaten zur Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz.