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Tipp für die Freizeit Hyperion Trio: Musik-Romantiker feiern in Magdeburg Jubiläum

Das Hyperion-Trio feiert Silberne im Magdeburger Gesellschaftshaus: Vor 25 Jahren haben die Musiker einander gefunden. Sie haben CDs aufgenommen und ein Festival auf Helgoland etabliert.

Von Martin Rieß 20.09.2024, 06:20
 Katharina Troe (v. l.), Hagen Schwarzrock und Oliver Kipp sind das Hyperion Trio.
Katharina Troe (v. l.), Hagen Schwarzrock und Oliver Kipp sind das Hyperion Trio. Foto: Viktoria Kühne/Veranstalter

Magdeburg - Jubiläum wird am 21.9.2024 im Magdeburger Gesellschaftshaus gefeiert: Das Hyperion Trio wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Als „Ensemble in Residence“ beginnt in der Einrichtung in der Schönebecker Straße 129 um 19.30 Uhr ein Kammermusikabend. Violinist Oliver Kipp, Katharina Troe mit dem Violoncello und Hagen Schwarzrock am Klavier spielen Carl Reineckes Trio Nr. 2 in c-Moll, Iwan Knorrs Variationen über ein Thema von Robert Schumann sowie Robert Schumann Trio Nr. 1 in d-Moll.

Seit 25 Jahren arbeiten die drei als Trio zusammen – doch sie kennen einander schon viel länger. Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ oder bei einem Jubiläumskonzert hatten sie schon in unterschiedlichen Konstellationen Auftritte. Nach dem Studium dann die Entscheidung, etwas Festes zu schaffen – das Hyperion Trio. Das Verbindende? Johannes Brahms ist ihr aller Lieblingskomponist. Auch wenn dessen Werke oft der Hochromantik zugeordnet werden – sein Werk ist nicht als verspielte Träumerei entstanden. Oliver Kipp sagt: „Er hat seine Musik nicht allein handwerklich perfektioniert, er hat seine Kompositionen auch auf anderen Ebenen genau durchdacht.“

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Welche Rolle Brahms spielte

Brahms war es auch, der zur Namensgebung des Trios inspiriert hat. „Hyperions Schicksalslied“ ist der Titel eines Gedichts von Friedrich Hölderlin, das von Johannes Brahms vertont wurde.

Bei der Brahms-Begeisterung und der Namenswahl keine Frage, zwei Jahre nach der Gründung folgte die Teilnahme am Internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerb für Kammermusik im österreichischen Pörtschach, das einer der Wirkungsorte Brahms’ war. „Dass wir dort den ersten Preis gewonnen haben, hat uns natürlich besonders beflügelt“, sagt Hagen Schwarzrock, der in Magdeburg lebt und hier auch als Dozent am Konservatorium tätig ist.

Harmonie auch nach 25 Jahren

Dennoch stellt sich die Frage: Kann ein Trio nach 25 Jahren noch funktionieren, nach einer Zeit, in der viele andere Beziehungen von vernarbten Rissen und Brüchen im langjährigen Miteinander gezeichnet sind? Katharina Troe sagt: „Wir haben unterschiedliche Stile und Herangehensweisen mitgebracht und schnell erfahren, wie wertvoll es ist, nicht allein die eigenen Ideen vermitteln zu können, sondern sich auch auf die anderen einzulassen, diese Vielfalt als Bereicherung zu nutzen.“ Oliver Kipp bringt es so auf den Punkt: „Das Geheimnis einer guten Ehe ist ein guter Dialog.“

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Und er erinnert sich an einen Wendepunkt drei Jahre nach dem Studium: „Wir haben lange das gemacht, was die Lehrer wollten, aber dann entschieden, dass es darum geht, wie wir selbst musizieren möchten.“

Wie man als Trio zusammenhält

Vielleicht ist es ja diese Überzeugung, die der eigenen Entwicklung über die Jahre förderlich ist. So hat das Hyperion Trio inzwischen zahlreiche CD-Produktionen veröffentlicht, und Katharina Troe erinnert sich: „Als wir die ersten Aufnahmen gemacht haben, war das ein völlig neues Erlebnis, sich selbst spielen zu hören. Und die Hinweise des Tonmeisters, was man noch beherzigen könnte – das war Gold wert.“

Angetreten war das Hyperion Trio vor 25 Jahren im Zeichen der Musik der Romantik. Doch heute spielen die drei viel mehr, bis hin zu zeitgenössischer Musik.

Ein Schlüsselerlebnis dabei sicher eine Reise nach Island. 2007 waren die drei Musiker eingeladen, in Reykjavík das zweite Klaviertrio des isländischen Komponisten Atli Heimir Sveinsson uraufzuführen. Später widmete Sveinsson dem Hyperion Trio sein drittes Trio und ein weiteres Werk „Alla Turca etc.“ Sveinssons Musik wird das Trio auch während seiner Zeit als „Ensemble in Residence“ einen Abend widmen. Dabei wird den Konzertgästen nicht allein die Musik des Komponisten geboten, mit Videoimpressionen soll die raue Landschaft der Insel im Atlantik mit zerklüfteten Felsformationen, Geysiren und Vulkanen nahegebracht werden.

Klanginsel Helgoland

Man mag meinen, dass es Inseln den Mitgliedern des Hyperion Trios angetan haben. Denn seit 2016 veranstalten sie das Kammermusikfestival „Klanginsel Helgoland“, bei dem sie jedes Jahr Musiker zu gemeinsamen Konzerten auf die Nordseeinsel einladen.

Hagen Schwarzrock berichtet, dass die Idee nach einem Konzert dort in einer Kirche aufkam: In einem Raum mit wilder Umgebung im Umkreis, abgeschottet auf einer Insel. „Mit den Pop-up-Konzerten an ungewohnten Orten in dieser besonderen Umgebung werden besondere Musikerlebnisse fernab des andernorts allgegenwärtigen Straßenverkehrs und inmitten der Naturgewalten geschaffen“, berichtet er.

„In Residence“ im Magdeburger Gesellschaftshaus

Das Gesellschaftshaus bindet in jeder Spielzeit wechselnde Künstler unter der Überschrift „... in Residence“ an sich. Ab dem Sommer 2022 war Pianist Stefan Schultze der „Artist in Residence“, es folgte ein Jahr später Reiko Füting als „Composer in Residence“, und in der noch jungen Saison 2024/25 ist das Hyperion Trio das „Ensemble in Residence“.

Carsten Gerth leitet das Gesellschaftshaus und sagt: „Das Hyperion Trio ist einfach gut, ein wahres Aushängeschild für Magdeburg.“ Besonders aufeinander aufmerksam geworden sei man während der Corona-Einschränkungen: Seinerzeit suchte das Trio sehr große Räume, um bei den Proben den geforderten Abstand halten zu können, und aufgrund der Einschränkungen im Veranstaltungsbetrieb standen die großzügig geschnittenen Räume im Gesellschaftshaus zur Verfügung.

Bislang geplante Termine als „Ensemble in Residence“

  • „Kammermusik: 25 Jahre Hyperion Trio“ mit Schumann, Reinecke und Knorr, 21.9.24 um 19.30 Uhr.
  • „Romeo & Julia“ am 8. Dezember um 17 Uhr.
  • Workshop mit dem Ensemble Junge Musik Sachsen-Anhalt am 22. Februar
  • Meisterkurs mit Schülern des Konservatoriums „Georg Philipp Telemann“ und Dozentenkonzert am 1. März
  • Video-ART mit Musik von Atli Heimir Sveinsson im Frühjahr 2025
  • Rendezvous im Garten – Beschwingte Klassik am 8. Juni um 16 Uhr.