Immobilien Magdeburger wollen Gieselerhalle zurück
Ein Bürgerverein schießt gegen die Pläne für die Hermann-Gieseler-Halle. Die Stadt Magdeburg soll den Verkauf rückgängig machen.
Magdeburg l Der Stadtfelder Bürgerverein legt gegen die Umbaupläne für die Hermann-Gieseler-Halle in Magdeburg ein klares Veto ein. Statt der geplanten Sanierung und Umnutzung für Handel durch die Steinhoff-Gruppe soll die Stadt Magdeburg den Verkauf wieder rückgängig machen und selbst investieren – für einen Weiterbetrieb als Sportstätte.
In einer umfangreichen Stellungnahme zum aktuell ausliegenden Bebauungsplan erklärt der Vorsitzende Thomas Opp, warum der Verein dem Projekt seine Unterstützung versagt. So sei es „unrealistisch“ die Gieselerhalle wie vorgeschlagen als „Basar“ zu nutzen. Es sei nicht damit zu rechnen, dass der Investor „bis 2021 lukrative Nutzungen findet, die die Chance bieten, die rund 20 Millionen Euro Sanierungskosten zu refinanzieren“, heißt es zum Beispiel.
Kritik der Stadtfelder gibt es auch wie bereits berichtet an den Dimensionen des geplanten Poco-Möbelmarkts, der die Gieselerhalle in den „Schatten“ stellen würde, sowie am fehlenden Verkehrskonzept für die 600 Kundenparkplätze und die ebenfalls geplante Grundschule und Wohnbebauung. Um allen Problemen aus dem Weg zu gehen, auch mit Blick auf die finanziellen Probleme des Steinhoff-Konzerns, müsse darüber nachgedacht werden, den Verkauf rückgängig zu machen.
Die Gieselerhalle sollte stattdessen weiterhin sportlich genutzt werden. Die Baukosten des geplanten Ersatzbaus am Lorenzweg liegen bereits bei über 10 Millionen Euro, Lösungen für den Stadtsportbund und das Fan-Projekt gibt es dort allerdings nicht. Zusätzlich könnte man das Geld für den Neubau einer Sporthalle für die neue Grundschule in direkter Nachbarschaft einsparen. Mit Hilfe von Fördermitteln könnte somit auch die doppelt so teure Sanierung der Gieselerhalle kommunal gestemmt werden, glaubt der Bürgerverein.
„Die Landeshauptstadt wäre gut beraten, unter Verzicht auf die Sporthalle die fertige und mit der Denkmalpflege abgestimmte Sanierungsplanung von 2015 umzusetzen“, so Thomas Opp. Für den Bürgerverein steht „die Sicherung des kulturellen Erbes“ im Mittelpunkt. „Die von Bruno Taut und Johannes Göderitz errichtete Halle ‚Stadt und Land‘ ist das erste im Stil des ‚Neuen Bauens‘ errichtete kommunale Bauwerk in Deutschland“, erklärt Opp, was sie zu einem „weltweit einzigartigen Baudenkmal“ mache.
Doch wie realistisch ist die Forderung des Bürgervereins, der seinerzeit bereits auch die Pläne für ein Fachmarktzentrum auf dem Schlachthof torpediert hatte? Laut Projektentwickler Rolf Onnen gibt es an dem Thema nichts mehr zu rütteln. „Der Verkauf ist abgewickelt“, sagt er auf Volksstimme-Anfrage.
Für Bürgervereinsmitglied und Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl ist die Sache nicht so klar. Weil beim Kaufvertrag der Poco-Markt wider besseren Wissens südlich der Gieselerhalle vorgeschlagen worden sei, könne man davon zurücktreten. „Da hat man uns gelinkt“, sagt er.
Ein Problem würde im Fall der Rolle rückwärts jedoch bleiben: Dem Editha-Gymnasium am Lorenzweg fehlt dann immer noch eine Schulsporthalle.