Kunst und Kultur In Magdeburg-Buckau wird das Einkaufen zur Party
Zum zweiten Mal haben Händler und Künstler aus Magdeburg-Buckau zum „Late-Night-Shopping“ geladen. Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, den Kiez per Stempelkarte zu erkunden. Auch neue Händler waren dabei.
Magdeburg - Der lokale und stationäre Einzelhandel hat es nicht leicht. Angesichts der hohen Inflation und globaler Krisenherde sinkt die Kauflaune vieler Verbraucher.
Hinzu kommt die Konkurrenz zum wachsenden Online-Geschäft. Gerade in diesen Tagen ist dies wieder besonders präsent, wo rund um „Black Friday“ vor allem im Internet offensiv mit Schnäppchen geworben wird.
Die Stimmung scheint gedrückt. Laut einer aktuellen Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) bewerten 31 Prozent der Nicht-Lebensmittelhändler ihre Geschäftslage als schlecht oder sehr schlecht.
In Magdeburg-Buckau will man sich damit nicht abfinden. Der Stadtteil, der für seine lebendige Kunst- und Kulturzene bekannt ist, hat ein Gegenrezept. Freitagabend (17. November) fand von 17 bis 22 Uhr die zweite Ausgabe des „Buckauer-Late-Night-Shoppings“ statt.
Besucher wurden zu einem Einkaufsspaziergang mit Erlebnisfaktor durch den Kiez geladen. Es wurden Stempelkarten verteilt, die an den verschiedenen Standorten gefüllt werden sollten. Wer sieben Stempel gesammelt hatte, durfte sich zur Belohnung über einen Buckau-Beutel im Stadtteilladen „Buckauz“ freuen.
„Der Einzelhandel hat es schwer, da sind solche Aktionen extrem wichtig. Wir wollen nicht nur jammern, sondern zeigen, was Buckau alles zu bieten hat“, sagte Alexander Kusserow. Er ist Geschäftsführer von Getränkefeinkost mit einer Filiale in der Warschauer Straße sowie aktives Mitglied im Buckauer Stadtteilverein.
An seinem Laden war zur Einkaufsnacht eine Lichtinstallation in Betrieb. DJs legten auf. „Wir haben deutlich mehr Teilnehmer als im Vorjahr. Die Resonanz ist sehr gut. Es kommen auch viele von außerhalb, um den Stadtteil zu erkunden“, so Kusserow.
Neuer Händler im Quartier
Friedrich Allendorff ist neu im Quartier. Im September hat er in der Budenbergstraße das „Westbo Feuerhaus“ eröffnet. Er verkauft dort verschiedene Öfen, Herde, Kamine und Grills. Auch Interieur und Dekorationselemente mit skandinavischem Bezug finden sich im Ladengeschäft. „Wir wollen die schwedische Einrichtungskultur erlebbar machen“, sagte Allendorf.
Nach Pömmelte ist es der zweite Standort, den er mit seinem fünfköpfigen Team betreibt. „Buckau war ein Wunsch.“ Die ersten Wochen seien positiv verlaufen. Von den anderen Akteuren im Quartier seien sie gut aufgenommen worden.
Allendorf hebt das besondere Ambiente im Stadtteil hervor, es fühle sich ein wenig wie in Berlin-Kreuzberg an. Allerdings verlässt sich der Geschäftsführer nicht allein auf den stationären Laden. Auch Online ist er präsent. „Der Mix ist das Wichtige.“
Hotspot für Kunst und Kultur
„Second Hand Party“ heißt der Laden in der Schönebecker Straße, mit dem sich Paul Rolfs selbstständig gemacht hat. Der Name ist hier Programm. Es gibt Second-Hand-Kleidung zum Kilopreis sowie Vintage-Raritäten. Ergänzt wird dies durch regelmäßige Live-Musik mit Hip-Hop oder Techno.
An diesem Abend stehen DJs am Mischpult. Der Laden ist voll. Vor allem junge Menschen sind da. „Das Geheimnis ist Nachhaltigkeit“, sagte Paul Rolfs. Das gilt nicht nur für die angebotenen Waren. Er biete einen Raum, wo sich Menschen treffen können um junge Kultur zu erleben, so der Inhaber.
Ein anderer Hotspot für Kunst und Kultur in Buckau ist die Klosterbergestraße. Mehre Künstler haben dort ihre Ateliers. Janette Zieger ist seit 12 Jahren da. Sie macht Glas- und Mosaikkunst und bietet auch Kurse an. Zum Late-Night-Shopping können in ihren Räumen „Buckauer Funzelfliegen“ gestaltet werden.
Die allgemeine Teuerung, die derzeit zu erleben ist, belastet auch die Kunst. Material wie Glas wird teurer. Janette Zieger: „Ich habe noch nicht angefangen, meine Preise zu erhöhen, weil ich mich das nicht traue.“
Ein paar Meter weiter hat der Fotograf Matthias Pavel alias Wenzel Oschington sein Studio. An diesem Abend feiert er Vernissage mit seiner neuen Schau „Lost Places“.
An den Wänden hängen Aufnahmen vom Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) in Salbke oder der noch unsanierten Hyparschale auf dem Werder.
Was ihn zu diesen Bildern motiviert hat? „Die Faszination des Vergänglichen. Es wird irgendwann nicht mehr da sein und deshalb wollte ich es festhalten. Es sind Zeitzeugen“, sagte der Künstler.
Die Kiezkultur in Buckau lebt. „Wir wollen für die Händler und Künstler im Stadtteil etwas machen. Immer neue Akzente setzen“, sagte Bodo Buchholz vom Buckauer Stadtteilverein.
Der Buckau e. V. hat die Veranstaltung organisiert. „Es geht darum, die Menschen zusammen zu bringen.“ Gerade auch in der dunklen und kalten Jahreszeit. „Im nächsten Jahr wird es wieder ein Late-Night-Shopping geben.“