Bobsport In Magdeburg entsteht derzeit eine Bob-Anschubbahn
Am Leichtathletikzentrum Magdeburg wird derzeit eine Bob-Anschubbahn gebaut. Auf ihr wollen die Bob-Sportler für Olympia 2022 trainieren.
Magdeburg - Etwas später als ursprünglich geplant haben die Arbeiten für Magdeburgs erste Bob-Anschubbahn begonnen. Am Leichtathletikzentrum ist das Profil der Bahn bereits gut erkennbar. Bagger und Walzen haben hier in den zurückliegenden Tagen schon ganze Arbeit geleistet. Anfang September 2021 soll sie fertig sein.
Die Bahn wird Herzstück für die Vorbereitungen der Anschieber vom Mitteldeutschen Sportclub (MSC) Magdeburg auf die Olympischen Winterspiele in Peking 2022 sein, die vom 4. bis zum 20. Februar stattfinden werden. Ins Training dafür sind die MSC-Sportler bereits Ende März/Anfang April intensiv eingestiegen, wie Trainer Birk Lösche sagt. Schließlich sollen möglichst viele Athleten des Vereins einen der begehrten Plätze für Peking einnehmen können.
Bobsport in Magdeburg? Seit gut zehn Jahren bildet der MSC erfolgreich Anschieber für den Bobsport aus, die dann in Startgemeinschaften auf verschiedene deutsche Spitzenbobs verteilt werden. Trainiert wird unter anderem in der Leichtathletikhalle.
Bobs sausen auf Schienen die Bahn hinab
Dabei geht der MSC einen ungewöhnlichen Weg, bündelt die Erfahrungen aus Bobsport und leichtathletischem Mehrkampf. Beide Sportarten profitieren davon. Dabei soll vor allem den Athleten, denen in ihrer ursprünglichen Sportart der Sprung in die Weltspitze verwehrt blieb, eine zweite sportliche Laufbahn ermöglicht werden. Anschieber des MSC waren bereits mehrfach am Gewinn von Olympia- und WM-Medaillen beteiligt.
In Zusammenarbeit mit anderen Vereinen, Olympiastützpunkten und Fachverbänden versucht der Verein ständig, hochtalentierte Athleten zu sichten und in das Förderkonzept des MSC Magdeburg zu integrieren. Für Training und Sichtung fehlte es bislang jedoch an besseren Möglichkeiten. In Magdeburg wird an einem Anschiebgerät, das man auf Rollen über Laufbahnen schieben kann, trainiert. Möglichkeiten des direkten Bobtestens gibt es nicht viele. Dazu mussten sie bisher beispielsweise nach Oberhof, Altenberg oder Potsdam fahren. Mit der eigenen Bahn verbessern sich die Trainingsmöglichkeiten in Magdeburg enorm, sagt Birk Lösche.
Bei dem Neubau der Bahn handelt es sich um eine Trockenbahn unter freiem Himmel. Auf ihr werden am Startpunkt Bobattrappen oder auch umgebaute Rennbobs auf Schienen ein Gefälle hinuntergeschoben, dann geht es auf eine Gerade. Auf der anderen Seite gibt es einen Anstieg. Zwei verschiedene Anschubprofile bekommt die Bahn.
Trainingsstätte wird einzigartig in Deutschland
Auf der einen Seite wird die Bahn von Oberhof nachgebaut. Denn hier finden stets die zentralen Anschubtests statt. Dieses Profil ist eher etwas flacher und damit für kraftorientiertes Training gedacht. Auf der gegenüberliegenden Seite wird aktuell das Profil der Bahn von Peking nachgebaut. Sie hat ein starkes Gefälle von rund 13 Prozent und ist für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt, sagt Birk Lösche. Auf der Bahn werden dann nicht nur die Anschieber des MSC perfekt für Peking trainieren können, sondern auch die deutschen Teams mit ihren Piloten. Die Magdeburger Bahn wird, wenn sie fertig ist, einzigartig in Deutschland sein. Schon allein von ihrer Länge her. 140 Meter lang wird sie sein. Zudem gibt es derzeit in Deutschland keine Bahn mit einem steileren und schnelleren Profil als dem von Peking, sagt Birk Lösche.
Durch die Kombination aus dem flachsten Profil von Oberhof und dem steilsten von Peking werde die Magdeburger Bahn somit auch lange nach den Olympischen Winterspielen 2022 für Trainings beste Voraussetzungen bieten.
Rund 600.000 Euro kostet die Bahn, die Kosten teilen sich das Land und die Landeshauptstadt. Der Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt war an die Stadt herangetreten und hatte dargelegt, dass es dringend nötig sei, die Trainingsmöglichkeiten für die Bobsportler zu verbessern. Der Landessportbund und der Bundesfachverband des Bob- und Schlittenverbandes unterstützten dies.