Magdeburg ist interNational Mit Video: Vom Pazifik über die Elbe nach Magdeburg getanzt
Joshua Hunt ist Tänzer der Compagnie Magdeburg und stammt aus Australien. Warum Magdeburg inzwischen wie eine Heimat für ihn ist.
Magdeburg - Balletttänzer sind Hochleistungssportler. Doch bei ihnen kommen neben Athletik und Muskeln auch noch Ästhetik und Ausdruck in der Bewegung hinzu. Das sind extreme Anforderungen, die außergewöhnliche Disziplin erfordern. Joshua Hunt, Tänzer in der Compagnie des Magdeburger Theaters, gerade mal 20 Jahre alt, kann schon zusammen mit der Ausbildung auf fast 15 Jahre Balletterfahrung zurückblicken.
Zwei Stunden Fahrt bis zum Tanzzentrum
Geboren in Australien, in der Nähe von Melbourne, begann Joshua Hunt schon mit fünf Jahren, zusammen mit seiner Schwester, mit dem Tanz. Seine Eltern, die Mutter kommt aus Deutschland, der Vater aus Australien, bemerkten schon früh den Bewegungsdrang ihres Sohnes. Ein Tanzstudio in der Nähe war da eine gute Lösung, denn da konnte er sich zusammen mit seiner drei Jahre älteren Schwester „austoben“.
Sein Talent war unübersehbar. Mit zwölf Jahren musste er für sich die Entscheidung treffen, das auf einer professionellen Ballettschule zu vervollkommnen oder aber eine andere Richtung einzuschlagen. Eine Entscheidung, die auch für die Eltern nicht einfach war. „Aber meine Eltern haben mich in meiner Wahl immer unterstützt, an mich geglaubt“, so Joshua Hunt, der seiner Mutter und seinem Vater dafür bis heute dankbar ist.
Lesen Sie auch: Vom Mittelmeer an die Elbe
Australien hat andere Entfernungsmaßstäbe als Deutschland. Die Ballettschule war zwei Fahrstunden mit dem Zug entfernt. Jeden Tag fuhr er also zwei Stunden zur Schule und zwei Stunden spätnachmittags wieder zurück in seinen Heimatort. Der Vorteil: Die Schule verband die Ballettausbildung mit der Lehre in Fächern, wie Mathematik oder Chemie, wie an jeder anderen Schule. Trotzdem musste das anstrengende Training mit dem Lernen für die Schulfächer verbunden werden. Und das fast drei Jahre lang.
„Das war extrem anstrengend“, sagt Joshua Hunt rückblickend, aber die Leidenschaft für das Tanzen überwog. Und vielleicht war das auch schon ein Ausdruck für die enorme Disziplin, die man als Balletttänzer beim Training und auf der Bühne mitbringen muss. Mit 16 nahm er an einem Tanzwettbewerb teil, bei dem jemand von der Dresdner Palucca-Hochschule für Tanz im Publikum saß.
Bewerbung erfolgreich am Theater Magdeburg
Der sprach ihn an, ob er seine Ausbildung nicht an der international renommierten Balletthochschule vervollkommnen möge. Das war wieder so eine Entscheidung, aus Australien in das so weit entfernte Deutschland zu gehen. Aber fremd war ihm das Land dank seiner Mutter nicht, und die Sprache beherrscht er fließend. Heute ist Joshua Hunt stolz, die Palucca-Schule im letzten Jahr mit dem Bachelor abgeschlossen zu haben.
Und das Glück war ihm auch weiterhin hold, denn etwas später, nach der Bewerbung Ende 2021, bekam er die Chance, seine Karriere in der Compagnie des Balletts im Magdeburger Theater fortzusetzen. Doch dann bremste Corona erst einmal die Freude, sein Können auf der Bühne zu zeigen. Stattdessen konnte man das Ballett nur per Video bewundern.
Lesen Sie auch: Von Ankara über Hamburg nach Magdeburg
Doch auch das ging vorbei. Seit 2022 ist er nun an der Elbe zu Hause, fühlt sich hier sehr wohl. Ihm hat es das Grün der Stadt, der Rotehornpark oder der Elbauenpark, besonders angetan, obwohl er mit ein wenig Wehmut zugibt, dass ihm das Meer samt Strand und dem passenden Wetter in der Heimat schon fehlen. In den neun Monaten, die Joshua Hunt nun in Magdeburg lebt, ist ihm vieles vertraut geworden, auch wenn er spürt, dass vieles eben doch anders sei. Die internationale Atmosphäre der Compagnie – die Mitglieder kommen aus vielen Ländern der Welt – schätzt der junge Tänzer, hier fühlt er sich wohl. Ist er nun in Magdeburg zu Hause?
Joshua Hunt denkt nach und meint dann, dass zu Hause für ihn kein bestimmter Ort sei, sondern eine Gemeinschaft von Menschen, egal woher sie kommen, in der man sich zu Hause fühle. Die Antwort eines Weltbürgers, und er ergänzt: „Ich bin dankbar für das, was ich hier habe, und das macht mich glücklich.“