Sie gehört zweifelsfrei zu den bekannten Persönlichkeiten der Stadt. Mit dem Namen Irene Schneider verbindet sich in Magdeburg Ballett und Engagement. Sie war Ballettdirektorin am Theater Magdeburg und Leiterin der Theaterballettschule. Als kleines Mädchen schaute sie sich mit leuchtenden Augen den Film "Die roten Schuhe an". Sie wollte tanzen, immer. Heute feiert Irene Schneider ihren 70. Geburtstag. Mit 60 meinte sie: "Mit 70 denke ich ans Aufhören." Darüber denkt Irene Schneider jetzt anders. "Ich mache so lange weiter, wie es mir Spaß macht", sagte sie gestern. Sie kümmert sich um ihre Ballettschule, inszeniert in fernen Landen und hierzulande. Heute wird ein bisschen gefeiert, am Sonnabend im großen Kreis in der Villa Bennewitz. Stress? Ja, schon. Aber es blieb Zeit für Fragen.
Volksstimme: Sie kamen 1992 nach Magdeburg und fanden ein Zelt-Provisorium vor. Wie schwer fiel Ihnen der Start?
Irene Schneider: Ich wusste ja ungefähr, was auf mich zukommt. Das Neue hier hat mich gereizt. Hier gab es die Aufgabe, etwas aufzubauen, das zählte. Allerdings waren die Trainingsbedingungen für die Compagnie wirklich schlecht. Darum haben wir damals die Ballettschule ins Leben gerufen, die ständig gewachsen ist. Sie ist mein Lebenswerk. Die Arbeit in der Ballettschule macht mir noch heute viel Freude. Das wollte ich nie aufgeben.
Volksstimme: Im Jahr 2005 wurden Sie zur "Magdeburgerin des Jahres" gewählt. Ist Ihnen so ein Titel wichtig?
Irene Schneider: Es war schön zu erkennen, dass man in der Bevölkerung große Anerkennung findet. Darum war der Titel mir wichtig.
Volksstimme: Was ist für Sie Ballett?
Irene Schneider: Was mich immer wieder fasziniert, ist die Ästhetik. Ich kann mir immer wieder einen perfekten "Schwanensee" anschauen, das ist unübertroffen schön.
Volksstimme: Ist Ballett heute etwas anderes als vor 20 Jahren?
Irene Schneider: Ballett verändert sich wie andere Dinge, beispielsweise Musik, natürlich auch. Zum Glück, denn so wird es nie alt. Ballett hat sich vor allem stilistisch gewandelt, es wurden Bewegungen aus den modernen Tänzen adaptiert. Die jungen Tänzer sind heute vielseitiger ausgebildet, was gut ist. Wer eine klassische Technik perfekt beherrscht, kann auch anderes. Der Körper wird zum perfekten Instrument, das man beherrscht und auf dem man alles spielen kann. Modernes und Klassisches.
Volksstimme: Wollten Sie jemals etwas anderes als tanzen?
Irene Schneider: Nein, ich wollte immer tanzen. Tanzen ist mein Lebenselixier. Ich würde in meinem Leben alles noch mal genauso machen wollen.
Volksstimme: Was sagen Sie Kindern, die zum Ballett gehen möchten?
Irene Schneider: Wer nicht wirklich begabt ist und einen eisernen Willen hat, der sollte es lassen. Man muss durch eine sehr harte Ausbildung gehen, muss sich immer wieder begeistern können. Wer sich nicht motivieren kann, schafft es nicht. Und nach der Ausbildung geht es erst los, es kommt die Suche nach den Engagements, das viele Vortanzen. Es ist schwierig, Tanzen zum Beruf zu machen.
Volksstimme: Was war für Sie der schönste Moment Ihrer bisherigen Karriere?
Irene Schneider: Es gibt viele davon. Schön war immer die Arbeit mit dem Ensemble. Man ist zusammengewachsen, hat gemeinsam schöne Ballette choreografiert. Ohne das Medium, also den Tänzer, ist die beste Choreografie nichts wert. Ich hatte hier gute Jahre. "Schwanensee" und "Carmina Burana" auf der Seebühne, das waren erhebende Augenblicke. Die Zuschauerränge waren voll, und wir konnten den Zuschauern eine paar Stunden Freude schenken. Auch die Aufenthalte in Brasilien waren schön. Dort hat man ein unglaublich dankbares Publikum.
Volksstimme: Sie feiern am Sonnabend groß Ihren Geburtstag, sind in der Schule von mehr als 500 Schülern umgeben. Brauchen Sie viele Menschen um sich?
Irene Schneider: Ich bin kein Mensch für die Stille. Ich arbeite gern mit jungen Menschen, das erfüllt mich. (mbo)