Jubiläum Magdeburger Eule-Orgel wird 25
Das 25-jährige Bestehen der Orgel der Sankt-Mariengemeinde wird in Magdeburg gefeiert. Es gibt einen Festgottesdienst und ein Konzert.
Magdeburg l Die Eule-Orgel in der Sankt-Marien-Kirche an der Rottersdorfer Straße in Magdeburg steht am 25. November 2018 im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Denn seit der Einweihung sind 25 Jahre vergangen und es steht ein Jubiläum ins Haus, das auch gebührend gewürdigt werden soll.
Eine Orgelweihe ist ein sehr seltenes und doch sehr bedeutsames Fest für eine Gemeinde, berichtet Lukas Zülicke. Die erste Orgel der Sudenburger St.-Marien-Kirche wurde zu einem Preis von 5046 Mark mit Gründung des Kirchenchores bereits 1892 erworben und vom Orgelbaumeister Wilhelm Rühlmann in kurzer Zeit gebaut.
Im April 1945 wurde die Orgel durch einen Bombentreffer in der Kirche vollständig zerstört. Nach dem Krieg wurde zunächst als Notbehelf ein Harmonium beschafft und im linken Seitenschiff aufgestellt. 1949 kann nach dem Kauf der eingelagerten Orgel aus St. Katharinen/Egeln und Ergänzung von reparierten Teilen der alten Orgel mit Hilfe von Kirchenorgelrevisor Strube die „neue“ Orgel eingeweiht werden. Die Orgel basiert allerdings auf einem pneumatischen Prinzip, wobei dieses System zu dieser Zeit eigentlich schon als überholt gilt.
„Den Nachteil dieses Systems kenne ich als kleiner Junge, der auf diesem Instrument das Orgelspielen erlernt hat, nur zu gut“, berichtet Lukas Zülicke: „Mein Vater – Kirchenmusikdirektor Bernd Zülicke und damaliger Kantor der Gemeinde – riet mir, immer einen Kaugummi dabei zu haben, um Undichtigkeiten im System schnell abdichten zu können.
Des Weiteren sollte ich auch immer Einweg-Gummis parat haben, um gebrochene Federn ersetzen zu können.“ Somit konnten „Hänger“ schnell und unkonventionell beseitigt werden.
Bei dieser Orgel handelte es sich um die erste größere, spielfähige Orgel in der Stadt Magdeburg nach dem Krieg, so dass laut Erzählungen auch das Theater Magdeburg des Öfteren in Sudenburg vorbeischaute, um Orgelmusik für seine Stücke aufzunehmen, berichtet Zülicke weiter. Die Domorgeln sowie die Orgeln in St. Sebastian oder im Kloster und anderen Kirchen seien noch zerstört gewesen oder die Pfeifen im Krieg eingeschmolzen worden.
Da die Orgel aber weder einen historischen noch einen künstlerischen Wert hatte und die Kantorei der Gemeinde mit Kirchenchor, Kinder- und Männerschola sowie Bläsergruppe („Original Rottersdorfer“) schnell anwuchs, stellte man 1983 bei der Firma „Eule“ in Bautzen einen Antrag für eine neue Orgel. Die Wartezeit war damals ähnlich lang wie bei Autos – also Minimum zehn Jahre.
Da es in der damaligen DDR aber keine „Zungenregister“ und geräuscharmen „Windmotoren“ gab, wurden diese im Westen bestellt und prompt 1984 als „Geschenk“ befreundeter Bistümer geliefert. Die Teile mussten dann aber noch bis 1993 warten, da sich die Situation nach Wiedervereinigung und Währungsunion vollständig geändert hatte.
Der Preis hatte sich ohne Berücksichtigung der unterschiedlichen Währungen bereits verdreifacht: von ursprünglich 120.000 Mark auf rund 360.000 D-Mark. Mit großem Engagement der Gemeinde und Zuschüssen vom Bistum konnte das Geld aber aufgebracht werden.
Im April 1993 spielte die alte Orgel zum letzten Mal. Auch die Orgelbühne wurde abgerissen und völlig neu wieder aufgebaut. Im September wurde die neue Orgel geliefert und bereits am 22. Oktober die letzten Pfeifen eingesetzt. Einen Monat lang wurde intoniert und durchgestimmt, bevor das Instrument von einem Orgelsachverständigen endgültig abgenommen wurde. Am 20. November 1993 fand die feierliche Orgelweihe mit Bischof Leo Nowak statt.
25 Jahre später hat die Orgel nichts von ihrer Faszination verloren. Sie erklingt fast täglich zu den Gottesdiensten, Andachten, aber auch Konzerten, Hochzeiten, Taufen und anderen Anlässen.
Am Sonntag gibt es einen Festgottesdienst, der wie 1993 bei der Orgelweihe selbstverständlich auch vom Kirchenchor und den Bläsern der Gemeinde musikalisch gestaltet wird. Dazu gibt es am Nachmittag ein Orgelkonzert mit dem Kathedralmusiker Matthias Mück, welcher die insgesamt 1330 Pfeifen und 19 Register geschickt einzusetzen weiß.
Und auch das Markenzeichen der Orgelbaufirma „Eule“ kann man in der Sudenburger Orgel entdecken. Eine kleine Eule thront nämlich mitten im Orgelprospekt und lauscht den sphärischen Klängen der „Königin aller Instrumente“ – wie die Orgel auch genannt wird.