Archäologie Kaiser-Otto-Grab in Magdeburg bleibt dicht
Stickstoff, Zeit und viel Geld sind für die Öffnung eines Grabs nötig. Daher bleibt die Ruhestätte Ottos des Großen im Dom Magdeburg zu.
Magdeburg l Herausragende Höhepunkte im Dommuseum Ottonianum Magdeburg sind Textilien aus dem Grab von Königin Editha. Doch neben dem sensationellen Fund bei den Domgrabungen unter Leitung des Archäologen Rainer Kuhn vor zehn Jahren befindet sich auch das Grab Ottos des Großen im Magdeburger Dom.
Auch zu ihm gibt es viele offene Fragen: Wie oft es tatsächlich geöffnet wurde beispielsweise, und wie sich eine mögliche Umbettung gestaltete. Zu solchen Themen hatte es immerhin bei der Auswertung des Grabs von Königin Editha nicht zuletzt anhand der in dem Grab gefundenen Reste von Insekten umfangreiche Aussagen gegeben.
Wäre vor diesem Hintergrund nicht auch eine Öffnung des Grabs von Kaiser Otto sinnvoll? Am Rande einer Präsentation im Dommuseum berichtete die promovierte Archäologin und Mitarbeiterin des Kulturhistorischen Museums Ulrike Theisen davon, dass dies derzeit nicht geplant sei. Ein wichtiger Grund: „Die Öffnung eines Grabs ist eine sehr aufwendige Angelegenheit“, sagt sie.
Sie erinnert an die Umstände, unter denen zuletzt Gräber im Magdeburger Dom geöffnet worden waren. „Sobald ein Grab geöffnet wird, dringt Sauerstoff ins Innere. Und für organisches Material ist das höchstgefährlich.“ Sprich: Nachdem in dem Grab der Sauerstoff durch Mikroorganismen aufgebraucht war, kam der Zerfall des Leichnams, der Textilien und anderer Grabbeigaben zum Beispiel aus Holz zum Erliegen.
Dieser Prozess wird mit der erneuten Zufuhr von Sauerstoff wieder in Gang gesetzt. „Wer also ein Grab zur archäologischen Untersuchung öffnet, muss dafür sorgen, dass die Grabstätte vor Sauerstoff abgeschirmt ist.“ Die Folge: Die Experten arbeiten in einem solchen Fall abgeschirmt von der Atmosphäre unter Atemschutz in einer stickstoffreichen Umgebung. „Alles andere würde dazu führen, dass die Fundstücke wahrscheinlich in kürzester Zeit zu Staub zerfallen und nicht mehr zu retten sind“, sagt die Archäologin.
Zum Glück sei auch nach dem Fund des Editha-Grabs entsprechend verfahren worden, und der Sarg sei nach Halle gebracht worden, wo das Landesamt für Archäologie über die technischen Möglichkeiten verfügt, um den Fund schonend zu untersuchen. „An dieser Stelle muss man auch sagen: Es hat nie eine Entführung Edithas nach Halle gegeben“, so Ulrike Theisen. Vielmehr könne wohl die Rede davon sein, dass der zwischenzeitliche Aufenthalt der Königin und ihrer Grabbeigaben in der Saalestadt deren Rettung bedeutet habe.
Ein ähnlicher Aufwand, der neben der Konservierung auch eine jahrelange Forschungsarbeit bedeutet, wäre also aller Voraussicht nach auch bei einer Öffnung des Kaiser-Otto-Grabs zu erwarten. Zumal unklar ist, was in dem Grab noch zu finden ist. Denn nach der Bestattung war das Grab Kaiser Ottos I. mindestens zweimal geöffnet worden:
Im Jahr 1844 hatte es eine amtliche Öffnung gegeben, bei der festgestellt wurde, dass sich in ihm nur noch Skelett- und Textilreste befinden. Von den Grabbeigaben war nichts mehr vorhanden, so dass man schlussfolgerte, dass das Grab während des Dreißigjährigen Kriegs geplündert worden war. Die Grabkiste im Hohen Chor, in der sich ein hölzerner Sarg befindet, besteht aus Stuck. Abgedeckt ist die Kiste mit einer Marmorplatte.
Und nicht zuletzt: Es ist auch eine Frage der Pietät, ob ein Grab für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn geöffnet werden soll. Auch Überlegungen dazu hatten bei der Öffnung der anderen Gräber eine Rolle gespielt.