Kampf gegen Periodenarmut Kostenlose Menstruationsartikel für Magdeburger Schulen
Erneut setzen sich Stadträte für kostenlose Menstruationsprodukte an Magdeburger Schulen ein. Es soll jetzt an allen Bildungseinrichtungen folgen.
Magdeburg - So selbstverständlich wie Klopapier, Seife oder Papiertücher sollten Binden und Tampons auf den Toiletten von Schulen zur Verfügung stehen, zumindest, wenn es nach der Stadtratsfraktion Die Linke geht. Sie fordert, dass es in Magdeburgs Bildungseinrichtungen Periodenartikel kostenfrei gibt.
Seit Februar 2022 gibt es bereits kostenlose Hygieneartikel wie Binden und Tampons an 15 Magdeburger Schulen als städtisches Pilotprojekt. Die Linke fordert nun, das Projekt an allen Bildungseinrichtungen auszurollen. Dem steht die Stadtverwaltung offen gegenüber. Jedoch nur für die 67 kommunalen Schulen. Eine finanzielle Unterstützung der zwölf in privater Trägerschaft befindlichen Schulen zur Ausstattung mit Hygieneartikeln sei nicht möglich.
So kam das Pilotprojekt für kostenlose Binden und Co. in Magdeburg an
Hinsichtlich der künftig zu erwartenden Kosten für die Versorgung der 67 kommunalen Schulen mit Hygieneartikeln hat die Verwaltung eine grobe Schätzung erstellt. Unter Berücksichtigung der Ferienregelung und der Annahme von zehn Schulmonaten könnten die Kosten dann für ein Haushaltsjahr bei 115 200 Euro liegen. Geht man davon aus, dass die Verteilung der Periodenprodukte künftig größtenteils ohne eine Spendervorrichtung stattfinden kann, so könnte sich die Kosten reduzieren auf 109 920 Euro.
Schlussendlich wird der Stadtrat im September über die Bereitstellung von kostenlosen Menstruationsprodukten an kommunalen Schulen entscheiden.
Schon Anfang 2021 griff Die Linke im Magdeburger Stadtrat das Thema auf und beantragte die kostenlose Bereitstellung von Menstruationsartikeln wie Binden, Tampons und Slipeinlagen in allen Schulen und Jugendeinrichtungen der Stadt (Volksstimme berichtete). Der Stadtrat folgte dem Linke-Antrag mehrheitlich, schaltete der Umsetzung aber ein Pilotprojekt vor. Ab Februar 2022 ließ die Stadt in der Folge an 15 Schulen insgesamt 74 Spender mit Tampons und Binden in den Vorräumen oder direkt in den WC-Kabinen aufstellen und erfragte zugleich die Erfahrungen in den Einrichtungen. In der Folge ergab sich ein durchwachsenes Bild.
Einige Schulen hätten das Projekt bereits nach kurzer Zeit „aufgrund von Vandalismus und Fehlnutzung“ selbstständig wieder beendet, berichtete Regina-Dolores Stieler-Hinz, Beigeordnete für Kultur, Schulen und Sport in einer Stellungnahme. Schulen mit ausschließlich positivem Resümee waren in diesem Pilotprojekt in der Minderheit.
Die Stadtverwaltung kam deshalb zum Schluss, dass eine Weiternutzung oder gar Aufstockung von Spendern auf Magdeburger Schultoiletten „als nicht zielführend gesehen wird“. Vielmehr werde die Möglichkeit favorisiert, Schulen bei ihrer schon jetzt bevorzugten Praxis der kostenlosen Verteilung von Periodenprodukten in Sekretariaten oder bei anderen Anlaufstellen im Schulhaus zu unterstützen. Den Einrichtungen solle die Möglichkeit gegeben werden, „Menstruationsartikel in kleinen Mengen über den städtischen Haushalt zu bestellen“, also auf Kosten der Stadt.
„Periodenarmut“: Tampons und Co. sind für viele Frauen und Mädchen zu teuer
Die Stadtratsfraktion Die Linke zeigt sich über das Ergebnis des Projekts zufrieden und schlägt vor, das Pilotprojekt auf alle Schulen auszuweiten. „Festzuhalten bleibt, dass sich die Artikel insbesondere an den berufsbildenden Schulen und der Mehrheit der Gymnasien etabliert haben“, heißt es im aktuellen Antrag der Linken.
Hintergrund der Debatte ist auch, dass sich viele die monatlichen Hygieneprodukte gar nicht leisten könnten. Das betrifft in Deutschland etwa jede vierte Frau. Rund 25 Prozent der Befragten hat laut einer Umfrage der Kinderrechtsorganisation Plan International Deutschland Schwierigkeiten, die regelmäßig notwendigen Tampons, Binden und Co. zu bezahlen.