Bis März möchte die Verwaltung dem Stadtrat ein Konzept zur neuen Nutzung vorlegen Kreative Kultur für die Kunstgewerbeschule
Einzelheiten zu einer Studie über Kultur- und Kreativwirtschaft in Magdeburg wurden gestern im Rathaus vorgestellt. Ein Aspekt könnte die Nutzung der einstigen Kunstgewerbeschule für die Branche sein.
Altstadt l Wird die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg in den kommenden Jahren eine Wiederauferstehung feiern? Völlig abwegig scheint der Gedanke nicht - wenngleich von einer institutionalisierten Lehrstätte nicht die Rede ist. In dem Gebäudekomplex an der Brandenburger Straße könnte - wie die Volksstimme bereits berichtete - vielmehr eine Art Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft einziehen.
Hintergrund ist die Studie "Wirtschaftliche Potenziale der Kultur- und Kreativwirtschaft in Magdeburg" aus dem Büro für Kulturwirtschaftsforschung Köln. In der im Auftrag des Magdeburger Wirtschaftsdezernats verfassten 211-seitigen Arbeit heißt es zum Forum Gestaltung: "Ziel muss es dabei sein, die ehemalige Kunstgewerbe- und Handwerkerschule zu einem lebendigen Ort zu machen - wo kreative Bildung, kreative Menschen und kreative Arbeit zusammenkommen." In einem anderen Kapitel geht es ins Detail: Neben dem bisherigen Kulturbetrieb des Vereins Forum Gestaltung könnte hier ein Labor etabliert werden, in dem Kreativwirtschaftler zeitweise Raum zum Experimentieren finden. Dauerhafte Ansiedlungen sind in einem Bereich Werkstatt denkbar.
Wie Magdeburgs Wirtschaftsbeigeordneter Rainer Nitsche gestern während einer Informationsveranstaltung zur Studie erläuterte, werde jetzt ein Konzept erarbeitet: "Wir werden dieses bis Ende März für den Stadtrat erstellen." Dank der Geschichte, vor allem aber dank des in den vergangenen Jahren etablierten Forums Gestaltung böte dieser Platz die richtige Umgebung, das richtige Ambiente für eine solche Einrichtung.
Unterstützung dürften die Planer der Stadt dabei von Heike Worel bekommen. Sie ist Mitarbeiterin der Gesellschaft für Wirtschaftsservice Magdeburg (GWM) und seit Anfang November Lotsin für die Kreativ- und Kulturwirtschaft. Sie hat damit das Ohr an der Branche, unterstützt bei der Suche nach Partnern und Fördermöglichkeiten. Gerade in der kleinteiligen Branche sei die Kooperation von Unternehmen wichtig. "Ein funktionierendes Beispiel ist die Kreativagentur Rotehorn", sagt die Magdeburgerin. Beispielhaft auch hier: Ein wesentlicher Inhalt ist das Industriedesign. "Mit dem Industriedesign an der Hochschule und der Informatik samt Computervisualistik an der Universität haben wir hier in Magdeburg zwei herausragende Faktoren, die die Kultur- und Kreativwirtschaft bei uns so erfolgreich machen", sagt Wirtschaftsbeigeordneter Nitsche. Diese Einschätzung schlägt sich auch in Zahlen nieder: 991 Menschen verdienen in Magdeburg im Teilmarkt der Software- und Spieleentwicklung ihren Lebenunterhalt, es folgen die Musikwirtschaft mit 620, der Markt für darstellende Künste mit 539, der Werbemarkt mit 369 und der Archtitekturmarkt mit 339 Erwerbstätigen.
Ein Engagement für die Branche - für die allerdings kaum neue kommunale Fördertöpfe ausgeschüttet werden dürften - könnte, so Nitsche, bei einem ganz anderen Vorhaben eine positive Wirkung hinterlassen - bei der Bewerbung um den Titel der europäischen Kulturhauptstadt.