1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Hightech-Unternehmen im Osten: Kritik an Intel und Co: Magdeburger Theatergruppe mit neuem Stück

Hightech-Unternehmen im Osten Kritik an Intel und Co: Magdeburger Theatergruppe mit neuem Stück

Die freie Theatergruppe „Bühnenfrei“ probt aktuell ihr neues Stück, das sich mit der Ansiedlung großer Hightech-Unternehmen in Ostdeutschland beschäftigt. Warum sie seit zehn Jahren keinen Eintritt für die Aufführungen nimmt.

Von Lena Bellon 11.07.2024, 06:50
Jeden Dienstag probt die Magdeburger Gruppe verschiedene Szenen aus dem Stück „Und sie träumten von der Sonne“.
Jeden Dienstag probt die Magdeburger Gruppe verschiedene Szenen aus dem Stück „Und sie träumten von der Sonne“. Foto: Lena Bellon

Magdeburg - Das Wasser ist knapp, der Klimawandel fortgeschritten, die Gesellschaft gespalten – kann das ein Blick in die reale Zukunft sein? Auf jeden Fall ist es ein Blick in das neue Stück „Und sie träumten von der Sonne“ der freien Theatergruppe „Bühnenfrei“, das aktuell fleißig geprobt wird. Die Gruppe gibt es inzwischen seit zehn Jahren. Das Motto: Theater von allen für alle.

Wer danach sucht, findet in diesem Jahr auch einen örtlichen Bezug zur Region in dem Stück, das im November und Dezember aufgeführt werden soll. „Wir haben alle zusammen überlegt, worauf wir Lust haben. Schnell sind wir darauf gekommen, dass wir uns mit dem Thema Wahrheit und Wahrnehmung beschäftigen wollen“, erzählt Moira Blatt. Sie spielt in dem Stück mit und kümmert sich unter anderem um die Kostüme.

Intel in Magdeburg

In einem gemeinsamen Prozess habe die Gruppe beschlossen, dass sie sich für das neue Stück intensiver mit der Ansiedlung von großen Technologie-Unternehmen in Ostdeutschland beschäftigen wolle. Neben der Intel-Fabrik, die nach Magdeburg kommt, sind Avnet in Bernburg, Sioux Technologies in Barleben und Tesla im brandenburgischen Grünheide Beispiele dafür. Angela Mund, die von Anfang an Teil der Theatergruppe ist und die Szenen schreibt, habe zu dem Thema recherchiert, um keine Halbwahrheiten an die Zuschauer heranzutragen.

„Im Fokus sind oft der wirtschaftliche Aufschwung und die neuen Arbeitsplätze. Wir wollten schauen, welche Schattenseiten es für die Region auch gibt“, erklärt sie. Zwar könne es Ähnlichkeiten zu den realen Beispielen geben, jedoch wolle die Gruppe „genug Distanz“ zu beispielsweise der Intel-Ansiedlung wahren. Auch die Stadt, in der das Stück spielt, sei frei erfunden. „Es soll auf keinen Fall eine einseitige Kritik sein. Wir haben natürlich auch viel zugespitzt und dramatisiert“, erklären die Mitglieder. Eines der zentralen Themen sei die Wasserknappheit in einer Stadt und der damit einhergehende Machtkampf. Inspiriert sei das Stück von Henrik Ibsens Drama „Ein Volksfeind“ von 1882.

Eintritt auf Spendenbasis

Insgesamt elf Personen zwischen 20 und 61 Jahren stehen für das Stück auf der Bühne. So könnten sie gut den Querschnitt der Gesellschaft darstellen – von ehrgeizigem Oberbürgermeister über Hobbygärtnerin, tratschender Bäckerin bis hin zu einem an reißerischen Schlagzeilen interessierten Reporter. Trotz der ernsten Thematik dürfte das Publikum ein unterhaltsames Stück erwarten. „Das ist das Schöne an Theater. Wir können Themen von verschiedenen Facetten zeigen und trotzdem unterhalten“, sagt Moritz Meist. „Wir stehen nicht mit dem Zeigefinger auf der Bühne. Vielmehr sollen Menschen dazu angeregt werden, sich ein eigenes Bild zu machen und immer beide Seiten einer Geschichte zu betrachten.“ Dieser Stil habe sich seit der Gründung 2014 etabliert. Mit ihren Stücken würden sie Humor mit Ernsthaftigkeit verbinden wollen, so dass „jeder etwas mitnehmen kann“.

Daher ist der Eintritt für die vier Aufführungen, die es geben wird, auf Spendenbasis. Denn auch wenn sie mit dem Familien- und Jugendzentrum (FaJu) in Olvenstedt eine Probestätte haben und Kostüme sowie Kulissen zu großen Teilen selbst machen, suche die Gruppe immer wieder nach Sponsoren und Spenden. Für ihre Aufführungen festen Eintritt zu nehmen, käme nicht infrage: „Wir wollen Kultur für jeden niedrigschwellig anbieten und dort hinbringen, wo es sonst nicht so viele Kulturangebote gibt.“