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Kalligraphie Kritzelstube für die schöne Schrift

Nein, mit Kritzelei hat das, was Sylvia Walther tut, nichts zu tun. Ganz im Gegenteil.

Von Karolin Aertel 01.01.2017, 08:30

Magdeburg l Perfekte Linien und Bögen vor Augen nähert sie sich Millimeter für Millimeter der Idealform an. Die 45-Jährige beherrscht die Kunst des Schönschreibens – die Kunst der Kalligraphie. „Mit Hilfe von Schrift ausdrücken, was der Text sagt“, darum gehe es ihr.

Auf einem Hinterhof in Buckau hat sie sich ein Atelier eingerichtet, ihre „Kritzelstube“. Hier arbeitet und lehrt sie. Helga Kleiner ist eine ihrer Schülerinnen. Ein von Sylvia Walther gestalteter Briefumschlag habe sie auf die Künstlerin aufmerksam gemacht. „Ich sah den Umschlag und wollte das auch können“, erzählt Helga Kleiner. Das hinter dem Schönschreiben jedoch so viel Arbeit steckt, habe sie damals nicht geahnt. „Jede Schrift muss man fünf Kilometer üben, bis man sie beherrscht.“ Schriften gebe es zudem unzählige. „Manchmal hat Sylvia mich schon zur Verzweiflung gebracht, weil der Strich zu klein oder der Schwung eines Buchstabens zu groß war.“ Doch Sylvia Walther erklärt: „Wenn man Qualität abliefern will, muss man Perfektion üben.“

Sie selbst habe 2008 mit der Kalligraphie begonnen. Schon lange hatte sie ihre Tante Dorothea Böhme dabei beobachtet und bewundert, sich selbst bereits zwei Jahre zuvor ein Starterset gekauft. Doch erst als ihr Kind drei Jahre alt war, fand sie die Ruhe dafür. Sie begann mit dem Selbststudium und besuchte ein Seminar bei Charly Witschnigg. Nach Anfängen in Meitzendorf eröffnete sie 2014 ihre „Kritzelstube“, damals noch am Schöppensteg. Der Zuspruch der Magdeburger ist seither groß. So groß, dass selbst nach einem Umzug die derzeitigen Räumlichkeiten in der Porsestraße 19 nicht mehr genügen. Im Frühjahr 2017 werde sie mit ihrem Atelier daher in den Buckauer Engpass ziehen, ins Künstlerviertel der Stadt. Dort sei dann auch Platz für Atelier und Verkauf. Ein Seminar mit Denis Brown aus Irland wolle sie dort anbieten. Und ihren derzeitigen Kalligraphie-Kurs, der dreimal im Monat mit etwa zehn Frauen stattfindet, aufstocken. Dann sei auch wieder Raum für größere Projekte. Denn die Kunst der schönen Buchstaben verwirklicht sie nicht nur auf Papier. Selbst einen einfachen Stuhl hat sie mit schönen Wörtern versehen. Auf diesen wurde Regine Steinwerth aufmerksam. „Ich sah ihn im Forum Gestaltung und musste wissen, wie sie das gemacht hat. Und ich wollte es auch können.“ Seither sei die Kalligraphie auch für Regine Steinwerth wie eine Sucht.

Wie viele Blätter sie im vergangenen Jahr beschrieben hat, wisse sie nicht. Aber es müssen Hunderte gewesen sein. Nicht zuletzt, weil die Frauen an einem Kalender gearbeitet haben, in dem sie Texte der Autorin Gisela Steineckert kalligraphisch umsetzten. Gemeinsam mit Catrin Appel, Corinna Domhardt, Annerose Medoch, Kathleen Schladitz, Dana Zöllner, Janet Fellendorf und Juliane Gerlach haben Sylvia Walther, Helga Kleiner und Regine Steinwerth in der „Kritzelstube“ 13 Kunstwerke in Schrift und Wort geschaffen. (ka)

Erhältlich ist dieser Kalender für 15,90 Euro u. a. im Querstyle (Breiter Weg 214), im Fabularium (Breiter Weg 10 A) und über die Homepage: www.kritzelstube.info