Kult und gut: das Rock \'n\' Roll Orchester
Sex, Drugs und Rock\'n\'Roll?: Bei Fred Raabe und seinem "Rock \'n\' Roll Orchester" war das ein bisschen anders. "Wir wollten vor allem immer eins", sagt der Band-Chef, "Spaß haben." Seit 30 Jahren heizt uns die Band, die eindeutig unter Kult gebucht werden kann, mit Guter-Laune-Musik ein. Wenn die Magdeburger Rock\'n\'Roller am 22. Oktober in der Sudenburger Markthalle ab 20 Uhr ihr 30-jähriges Bestehen feiern, begeht gleich noch eine elbestädtische Kult-Band ein Jubiläum. "Charlies Crew" schaut auf 25 Jahre Geschichte zurück. Bei so viel Kult und Geschichte - klar, da hängen auch Erinnerungen im Raum. Von alten Zeiten könnte Fred Raabe stundenlang erzählen und würde dabei niemanden langweilen. 30 Pianisten gab es in der Band, sieben Gitarristen, zwei Schlagzeuger und zwei Sängerinnen. Alle hatten ihr Fach studiert und alle sind immer noch Freunde. Wilde Jahre schweißen zusammen.
Dass sich das Rock\'n\'Roll Orchester durch die verrückten Wende-Jahre spielte, zusammenblieb und stets auf den Zusatz "Magdeburg" bestand, hatte vor allem mit der Einstellung zu tun. Fred Raabe und Co. blieben immer hier - vor und nach der Wende. "Mugge machen", nur das war immer wichtig. Es ist diese Art, alles locker anzugehen, die diese Kultband so lange erfolgreich bestehen ließ. "Uns fragte mal ein DDR-Moderator, bis wann wir solche Musik machen wollen. Als wir so bis 2000 schätzten, wollte der sich kaputtlachen", erzählt Fred Raabe. Heute werde die Band noch immer gebucht.
Rückblende: Als sich vor 30 Jahren die Amateurgruppe "Quintessenz" auflöste, bei der unter anderem der spätere "Silly"-Mann Rüdiger Barton mitmischte, wollten einige der Musiker etwas Neues machen. Alle anderen strömten auf die Neue Deutsche Welle zu. "Das wollten wir nicht mitmachen", erinnert sich Raabe. Es sollte Rock \'n\' Roll sein. "Wir kauften uns die komischsten Klamotten, die wir finden konnten, großkarierte Jackets und so", erzählt Fred Raabe. Den ersten Auftritt hatten sie im Mai 1981 im Magdeburger Kulturpark. Bis zu 200 Menschen blieben stehen und wippten mit: "Die hatten so etwas noch nie gesehen."
Es war der Beginn einer erfolgreichen Karriere. Sie spielten Lieder von Elvis und Ted Herold, dichteten eigene Songs, juchzten zu "The Twist" und schluchzten zu "Schöner fremder Mann". Die musikalische Mischung war stets so bonbonbunt wie die Klamotten. "Wir hatten Glück, die DDR-Oberen konnten mit uns nichts anfangen", sagt Raabe. Eine Zeit lang waren sie mit bis zu 30 Auftritten monatlich vom Kap Arkona bis Suhl die meistgebuchte Band. Sie spielten in Fernsehsendungen und bei den Bauarbeitern an der "Trasse". Nach der Wende beschlossen sie, weiterzumachen. Eine gute Entscheidung - fand auch Frank Zander. Als der Entertainer hörte, wie die Bandmitglieder - übrigens alles studierte Musiker - aufspielten, nahm er sie mit zur Plattenfirma. Das Magdeburger Rock \'n\' Roll Orchester war im gesamtdeutschen Musikland angekommen. Es folgten Auftritte in Berlin, Kiel, Köln und im Fernsehen. Und was kommt noch? Raabes Antwort: "Solange uns die Leute hören wollen, so lange möchten wir auch noch Spaß haben." Na dann: Let\'s rock! (mbo)