Kunst Kunst auf einem schmalen Grat
Künster aus Magdeburgs chinesischer Partnerstadt Harbin sind Partner des Kunstverein „Herbstsalon“.
Magdeburg l Nach der Ausstellung zum 40-jährigen Bestehen Magdeburgs längster Städtepartnerschaft mit Sarajevo im vergangenen Jahr würdigt der Kunstverein in diesem Jahr die 10-jährige Partnerschaft mit der chinesischen Stadt Harbin und präsentiert dabei zeitgenössische chinesische Kunst. Diese Kunstwerke werden ergänzt durch Arbeiten des gebürtigen Magdeburgers Robin Zöffzig, berichtet Ursula Günther vom Kunstverein.
Sowohl die große Entfernung zur Partnerstadt Harbin als auch die notwendigen exakten Übersetzungen seien bei der Auswahl der Künstler und ihrer Werke eine echte Herausforderung gewesen. „Magdeburg hat gute und enge wirtschaftliche Kontakte nach Harbin, aber für den Bereich der bildenden Kunst mussten diese erst gebahnt und die Möglichkeiten für eine Präsentation ausgelotet werden“, so Ursula Günther.
Die stets notwendigen Übersetzungen nahmen viel Zeit in Anspruch, eine direkte telefonische Kontaktaufnahme gestaltete sich schwierig. Eine der beiden Kuratoren des Projekts, Eva Grumeth aus Leipzig, hat sich besonders dieser Herausforderung engagiert gestellt.
Zusammen mit Joachim Dimanski hat sie dem Verein sehr viel Bildmaterial zur Auswahl vorgestellt. „Es war ein spannender Prozess der Annäherung an Ausdrucksformen zeitgenössischer chinesischer Künstler, ein Prozess des Hineindenkens in dortige moderne künstlerische Auffassungen“, sagt Ursula Günther zurückblickend.
Schon frühzeitig hat der Vorstand des Vereins auch in Magdeburg Kontakte zu hier lebenden Menschen aus China gesucht, zum einen, um Unterstützung für das Projekt zu bekommen, zum anderen aber auch, um die Kultur des Landes kennenzulernen. Vertreter des Vereins waren Gast beim chinesischen Frühlingsfest und haben miterlebt, wie „Feiern auf Chinesisch“ geht.
Eine Ausstellung mit chinesischer Kunst in der Magdeburger Galerie „Fabra Ars“ im Frühjahr 2017 war eine gute Gelegenheit, sich mit Kunst aus China vertraut zu machen. Und auch das kleine Eiskunstfestival in Magdeburg im vergangenen Winter war eine gute Basis, um neue Kontakte zu knüpfen. „Dieses Hineindenken und die intensive Beschäftigung mit Kunst aus China, die sich von tradierten Sehgewohnheiten wegbewegt, war für uns ein Impuls für einr darüber hinausgehende Auseinandersetzung mit der Kunst der chinesischen Partner und deren Kultur“, meint Ursula Günther.
Jede Ausstellung mit Künstlern aus Magdeburgs Partnerstädten hat ihre besonderen Facetten, was das Kennenlernen von Kultur, Kunst und der Begegnung mit den Menschen betrifft. „Wegen der räumlichen Entfernung nach Harbin ist diese Erfahrung besonders intensiv und wertvoll gewesen, und Aufgeschlossenheit und Begeisterung in Harbin gegenüber dem Projekt hat uns als Verein sehr positiv überrascht.“
Die Ausstellung „Brücken Fremder Flüsse“ zeigt einen Querschnitt aktueller Kunst aus Harbin sowie eine künstlerische Position aus Magdeburg. Zu sehen sein werden Arbeiten der Künstlerin Cui Xiuwen sowie der Künstler Cang Xin, Zhang Dali, Zhang Xiangde und Zhao Yunlong. Der Magdeburger Künstler Robin Zöffzig schließt durch seine Erfahrungen in China und deren Einfluss auf seine Arbeiten den Kreis.
„Die Kuratoren haben bewusst Künstlerinnen und Künstler sehr unterschiedlicher Arbeitsweisen gewählt, um eine differenzierte Sicht zu vermitteln, wie sich die Kunst in China auf einem oft schmalen Pfad zwischen akzeptierter Thematik, künstlerischem Erfolg und gesellschaftlicher Ablehnung bewegt.
Ressentiments vor Fremdem, Grenzüberschreitendem, Nonkonformem — aus chinesischer und deutscher Sicht — werden thematisiert und kritisch betrachtet“, heißt es im Faltblatt zu der Ausstellung, die am 22. Oktober um 18 Uhr im MDR-Funkhaus am Stadtpark eröffnet wird. Zu sehen ist die Schau dann bis zum 16. Dezember.