Kunst in Magdeburg Künstler zwischen Windeln und WC-Häuschen
Wenn Busfahrer in Magdeburg "mal müssen", machen sie’s nun in malerischer Umgebung. Zumindest am Olvenstedter Platz.
Magdeburg l Der Illustrator, Maler und Grafiker Max Grimm verwandelte ein graffitibeschmiertes Toilettenhäuschen der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) am Olvenstedter Platz in einen künstlerischen Blickfang.
Als Verfechter der Kunst im öffentlichen Raum sei es ihm egal, ob er eine Fassade, Mauer oder eben ein Toilettenhäuschen gestalte. Drei Tage lang hat er an dem farbintensiven Ausrufezeichen gearbeitet. Etliche Passanten seien derweil stehengeblieben, um das Gespräch zu suchen.
„Mich fragten Leute, ob ich einen Elefanten male – dabei war es ein Hund.“ Denn Hunde gebe es in der Ecke außerordentlich viele. „Ich habe mich von der Umgebung inspirieren lassen“, erklärt er. So sei die Straßenbahn ebenso zum Motiv geworden wie die Grünflächen. Manche Passanten beobachteten sein Tun, hatten Sorge, dass es illegal sei, was er da tat, fragten, ob er das überhaupt dürfe.
Er durfte! Wurde gar darum gebeten! Es ist einer von zahlreichen Fingerabdrücken, die der 31-Jährige im Stadtbild von Magdeburg hinterlässt. Zu den bekanntesten gehört wohl der Häuserfront in der Schönebecker Straße 120-122c, deren Fassade er gestaltete. Für ihn eines der schönsten Projekte, „da so viel künstlerische Freiheit drinsteckt“.
Auch beim nächsten Projekt handelt es sich um eine Auftragsarbeit, wie er verrät. So wird er in Kürze die Rückfront des neuen Funktionsgebäudes des SV Arminia ’53 „in Farbe tauchen“. Das wird sozusagen „Kunst-Konsum im Vorbeifahren“. Denn hinter dem Jahnsportplatz verlaufen die Bahnschienen. Nur Bahnfahrende haben dann freien Blick auf das „Grimmsche Gemälde“.
Neben der Fassadengestaltung steht für ihn ein weiteres Projekt an. Eine kunstinteressierte Magdeburger Seniorin möchte – nicht zuletzt mit Blick auf die Bewerbung als Kulturhauptstadt – Magdeburg eine Plastik stiften. Max Grimm soll sie fertigen. Und so viel kann er schon verraten: Sie wird etwa anderthalb bis zwei Meter hoch, figürlich, in Grimms-Manier farbig und aus Metall gefertigt.
Wo sie stehen wird, ist unklar. Der Wunschstandort wurde abgelehnt. Nun werde ein neuer im Elbbereich gesucht.
Viel Arbeit, die auf den Magdeburger wartet. Nicht nur in seinem Atelier in den Tessenow-Garagen – auch daheim. Denn momentan switcht er zwischen Kunst und Kind, Windeln und Leinwänden. Vor vier Monaten ist der 31-Jährige Vater einer Tochter geworden und verrät: „Es ist schon ziemlich cool mit der Kleinen.“ Obgleich er sich manchmal gern zweiteilen können würde.
Es steckt eben auch ein bisschen Kunst im Papasein.