Vereinsmitglieder stemmen sich gegen Niedergang von Müthers Mehrzweckhalle im Stadtpark Kuratorium will Baudenkmal retten: "Die Hyparschale darf nicht verfallen!"
Einen Verein zur Rettung der Hyparschale haben 14 Magdeburger am Dienstagabend gegründet. Das Kuratorium kritisierte die Stadt, weil diese "offenbar kein Interesse am Erhalt des Bauwerks" habe. Das Rathaus spricht von einem bedauerlichen Missverständnis.
Werder l Die Stadt sucht seit Jahren erfolglos einen Investor, Studenten ersannen kühne Pläne für das architektonische Meisterwerk, und selbst Stardesigner Luigi Colani wurde vor einigen Jahren schon mal ein Interesse an der 1969 gebauten Hyparschale nachgesagt. Doch der außergewöhnliche Schalenbau, konstruiert von dem bekannten Bauingenieur Ulrich Müther (1934-2007) verfällt weiter und ist über kurz oder lang vom Abriss bedroht.
Dagegen stemmen sich nun 14 Magdeburger im Kuratorium Hyparschale mit vereinten Kräften. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Architekten, Stadträte, Rechtsanwälte, Projektentwickler, Bauunternehmer, Steuerberater und Studenten. Als Vorsitzender wurde SPD-Stadtrat Jens Hitzeroth gewählt, sein Stellvertreter ist CDU-Rat Bernd Heynemann.
Auslöser der Vereinsgründung war nach Aussage Hitzeroths ein unlängst veröffentlichtes offizielles Papier der Stadtverwaltung (S0154/12). Darin hatte, wie die Volksstimme berichtete, Magdeburgs Baubeigeordneter Dieter Scheidemann das Ergebnis der jüngsten Ausschreibung des Erbbaurechtes für die Hyparschale als niederschmetternd beschrieben. Seiner Einschätzung zufolge könne die Stadt "keines der eingereichten Nutzungskonzepte annehmen". Damit habe die Stadt zwei Interessenten brüskiert, kritisiert Hitzeroth: "Sie mussten aus der Volksstimme erfahren, dass ihre Konzepte offenbar nichts taugen." Andererseits sei die Ausschreibung offiziell noch gar nicht beendet. Das lasse engagierte Hyparschalenfreunde vermuten, "dass die Stadt oder einzelne Ämter kein Interesse am Erhalt des denkmalgeschützten Bauwerkes haben", schimpft Hitzeroth: "Das war für uns der Anlass, in die Offensive zu gehen. Die Vereinsgründer sind nicht bereit, das stadtbildprägende Gebäude seinem Schicksal zu überlassen!"
Die Stadtverwaltung erklärte dazu auf Volksstimme-Nachfrage: "Bei der Erstellung der genannten Stellungnahme gab es innerhalb der Stadtverwaltung ein Missverständnis." Die zitierten Passagen hätten eigentlich nicht veröffentlicht werden sollen. Eine Panne mit Folgen: "Der Oberbürgermeister hat aus diesem Grund bereits vor zwei Wochen eine für den Stadtrat gedachte Information über das Bieterverfahren zurückgestellt. Das Verfahren ist noch nicht beendet!", betonte Stadtsprecher Michael Reif.
Jedoch seien alle Bieter aufgefordert worden, ihre Angebote zu konkretisieren. Genauere Angaben könne die Stadt aufgrund des nicht öffentlichen Bieterverfahrens derzeit nicht machen. Das Kuratorium teilte gestern jedoch mit, von den bekannten Bietern seien bisher keine Unterlagen nachgefordert worden.
Der Verein ist nun jedoch auf der Welt - und will, ganz öffentlich, für eine Hyparschalenrettung mobil machen. Die Vereinsmitglieder seien sich einig, "dass die Hyparschale nicht nur ein Stück Stadtgeschichte, sondern auch eine Chance für die Zukunft ist", erklärte Hitzeroth. Vereinsvize Heynemann sagte: "Wer sich um den Titel Kulturhauptstadt Europas bewirbt, der darf seine herausragende Baukultur nicht dem Verfall überlassen. Wir sehen nach wie vor große Chancen, das Gebäude kostenneutral für die Stadtkasse als multifunktionale Arena für Sport, Kultur und Bildung zu nutzen." Die Stadt hatte sich bereits verpflichtet, Geld für die Dach- und Fassadensanierung bereitzustellen, alles andere müsste ein künftiger Betreiber schultern.
Die Frage, welches Konzept das Kuratorium bevorzuge, ließ Hitzeroth gestern offen: "Wir sind für alle Vorschläge offen."