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  7. Lachs, Wels und bald auch Stör - Elbe wird zum Traumrevier für Angler

Bestände entwickeln sich positiv / Probleme gibt es noch wegen vereinzelter Dioxin-Grenzwertüberschreitungen bei Aalen Lachs, Wels und bald auch Stör - Elbe wird zum Traumrevier für Angler

Von Matthias Fricke 20.08.2011, 06:28

Die spektakuläre Fangmeldung eines Störs zu Wochenbeginn hat erneut gezeigt, dass die Elbe sich immer mehr zum Traumrevier für Angler entwickelt. Auch wenn es sich um einen sogenannten Hybriden (aus Teichwirtschaft) handelte, ließ der Fang aufhorchen. Für "echte" Störe laufen bereits Wiederansiedlungsbemühungen. Lachse wurden erst im Frühjahr wieder am Wasserfall gefangen und der stark zurückgegangene Welsbestand hat sich so erholt, dass bereits über die Eingrenzung von Schonmaßnahmen gesprochen wird.

Magdeburg. Immer seltener wird Raubfischangler Maik Schirmer bei seinen Angeltouren an der Elbe von Passanten angesprochen, ob da denn überhaupt Fische drin seien. Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass die Mitglieder des Magdeburger Anglervereins (rund 2000) nicht ganz umsonst mit ihren Ruten am Wasser stehen.

"Aktuell kommen in der Elbe und ihren Auegewässern im Raum Magdeburg 36 von 41 potenziellen Fischarten vor", erklärt Steffen Zahn vom Institut für Binnenfischerei in Potsdam. Er beobachtet mit seinen Kollegen seit Jahren die Entwicklung des Gewässerabschnitts. Die Wiederansiedlungen einiger Fische zeigen bereits erste Erfolge. Einige Bestände haben sich nach Angaben des Experten gut erholt. "Der auf Initiative von engagierten Anglern und Fischern Sachsen-Anhalts 1992 wieder in der Elbe angesiedelte Wels hat sich in seinem Bestand so massiv erholt, dass auf Grundlage von Untersuchungen unseres Institutes bereits 2006 das Mindestmaß zum Fangen des Fisches von 90 auf 70 Zentimeter reduziert werden konnte", teilte Diplom-Fischerei-Ingenieur Steffen Zahn weiter mit. Insbesondere Angler beklagen gegenwärtig das starke Auftreten junge Welse, die das Angeln auf andere Fischarten wie Aal und Quappe erschweren.

Axel Ritzmann, Geschäftsführer des Landesanglerverbandes Sachsen-Anhalt bestätigt dies. Sachsen und Brandenburg hätten den Wels bereits aus dem Schonprogramm herausgenommen. Der Wels ist der gegenwärtig größte in der Elbe vorkommende Süßwasserfisch. Sein Konkurrent, der europäische Atlantische Stör (er wird sogar bis zu vier Meter lang und 60 Jahre alt), ist bereits seit der Jahrhundertwende aus dem Strom weitestgehend verschwunden und die letzten kleinen Exemplare wurden in den 1950er Jahren gefangen. Seither ist er aus der Elbe verschwunden.

Mit einem nationalen Wiederansiedlungsprogramm, das von der Gesellschaft zur Wiederansiedlung der Störe begleitet wird, sind 174 Fische in der oberen Elbe eingesetzt worden. "Der Aufbau eines Elterntierbestandes ist sehr schwierig", erklärt Jürgen Geßner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin. Die Population in der Elbe soll ihre Nachzuchtwurzeln in Frankreich haben. Von dort erwartet der Experte rund 300 weitere Jungtiere. Bis daraus aber irgendwann ein Bestand wächst, der sich auch selbst reproduziert, kann es noch sehr lange dauern. Die Experten rechnen mit einer Zeit zwischen 15 und 20 Jahren. Der Grund: Die Tiere wandern zunächst in die Nähe von Gibraltar und wachsen dort auf. Es sind primär Meeresfische, die nur zum Laichen das Süßwasser aufsuchen. Die Experten sind sich einig, dass die Tiere bei einer Rückkehr das einzige deutsche Elbe-Wehr in Geesthacht als Hürde nehmen können. Fischerei-Ingenieur Steffen Zahn: "Durch den neuen großen Fischaufstieg, der letztes Jahr dort errichtet wurde, bestehen nun auch reelle Chancen, dass der Stör wieder in der Mittelelbe auftaucht."

Bei allen guten Nachrichten hinsichtlich einer verbesserten Artenvielfalt, gibt es auch immer wieder kleine Rückschläge. So ist bei regelmäßigen Untersuchungen der Elbfische 2009 durch das Landesamt für Verbraucherschutz aufgefallen, dass es vor allem bei den Aalen zwei Grenzwertüberschreitungen für das dioxinähnliche PCB gab. Vom Verzehr fetthaltiger Fische wie dem Aal (Grundfisch) aus der Elbe bei Magdeburg und Alten Elbe wird deshalb als Vorsichtsmaßnahme abgeraten. In Fischen mit viel Muskelfleisch wie Rapfen, Zander, Plötzen usw. fanden die Veterinärmediziner hingegen keinerlei Beanstandungen.

Nach dem der Volksstimme vorliegenden Untersuchungsbericht ist seit 1998 bei der Belas-tung der Fische mit Schwermetallen eine stetig "leicht rückläufige Tendenz" feststellbar. Es heißt aber: "Zum gewerbsmäßigen Inverkehrbringen von Fischen aus der Elbe kann auch nach den Untersuchungen von 2009 noch keine Empfehlung gegeben werden." Zurzeit läuft die Untersuchung 2011. Mitglieder des Bewirtschaftungskollektivs des Magdeburger Anglervereins fangen die "Proben" und schicken sie in das Labor nach Stendal ein. Alle geraden Jahre werden die Nebengewässer und alle ungeraden Jahre die Stromelbe untersucht.