Laudatio Ulf Steinforth boxt sich durch
Die Volksstimmeleser wählten Ulf Steinforth zum zweiten Sieger bei der Wahl "Magdeburger des Jahres". Die Laudatio:
Magdeburg l Wenn auf jemanden in Magdeburg die Beschreibung zutrifft, er habe sich durchgeboxt, dann sind Sie es, Herr Steinforth. Witzigerweise gilt das, obwohl sie eigentlich selbst gar nicht zu den Boxhandschuhen greifen. Die sind Ihnen eigentlich fremd.
Früher spielten Sie Fußball oder standen auf der Ringermatte. Dass Sie sich trotzdem im harten Geschäft der Faustkämpfer buchstäblich durchboxten, hat nichts vordergründig mit körperlicher Kraft zu tun, sondern eher mit Ihrem Naturell. Als waschechter Magdeburger waren und sind Sie ein Organisationstalent und Machertyp, der in seinem Leben schon viel gemacht hat – aber eben nicht beim Boxen.
Als gelernte Baumaschinist hatten Sie schon früh Einblick ins raue Arbeitsleben – aber aufgegangen sind Sie nicht auf der Baumaschine, sondern im Leben drum herum. Als Jugendlicher organsierten Sie zu DDR-Zeiten einen Bauwagen als Jugendclub am Rande von Olvenstedt. Als junger Kerl waren Sie auch noch in Vorwendezeiten Manager einer der ersten Breakdance-Gruppen. Ebenfalls als junger Mann stürzten Sie sich ins Geschäft mit Spielautomaten.
Zum Boxen aber kamen sie eher über einen Zufall. Weil sich Ihr Organisationstalent rumgesprochen hatte, klopfte der Boxklub in Magdeburg bei Ihnen an. Sie wurden Fördermitglied und erkannten schnell: Das ist ein toller Sport mit starken Faustkämpfern. Aber dieser Sport und seine Sportler haben eine viel bessere Präsentation verdient.
So organisierten Sie Ende der 1990er Jahre erste Highlights im Amateurboxen in der Gieselerhalle. Damit machten Sie bald bundesweit auf sich aufmerksam und angelten sich als lokaler Veranstalter einen gewissen Sven Ottke. Den kannte damals kaum jemand, aber als Sie ihn in den Getec-Arena holten und es schafften, aus dem Herrn Ottke den bis heute beliebten „Svenni“ zu machen, hatten sie den ersten Durchbruch geschafft. Aber dann ging es erst los.
Getreu ihrem Naturell haben Sie sich gesagt: Warum sollte ich es nicht mal mit einem eigenen Boxstall versuchen? Durchboxer Ulf Steinforth war da wieder gefragt. Denn wie schafft man es, in einem hartumkämpften Markt sich zu behaupten? Beharrrlichkeit, Können, Ausstrahlung, Mitstreiter im Rücken – diese Mischung führte letztlich zum SES Boxstall, der seinen Platz in der Boxwelt gefunden hat.
USA, Lateinamerika, Südeuropa, Russland – SES ist seinem etwa 10 bis 15 Kämpfer umfassenden Boxstall von Magdeburg in die Welt hinausgezogen, aber immer hier geblieben. Und das, obwohl Sie es in großen Medienstädten wie Hamburg, Köln oder Berlin einfacher hätten haben können mit Kontakten und Wegen zu Partnern. „Von Magdeburg aus war das alles schwieriger, aber Magdeburg war und ist meine Heimatstadt und auch ein Rückzugsort“, sagen Sie selber.
Und so haben Sie immer eine Portion „Magdeburg“ in der Tasche und noch viel mehr im Herzen, wenn es auf Reisen geht.
Viele sportliche Erfolge stehen deshalb auch in Verbindung mit Magdeburg. In den USA titelten sogar Zeitungen über die Faustkämpfer aus „Mägdebörg“. „Das hat mich wahnsinnig stolz gemacht“, sagen Sie und nehmen sich als Durchboxer durchaus auch zurück. Sie sagen klar ihre Meinung, aber ein Dauerlautsprecher sind Sie nicht. Vielmehr sehen Sie auch, was ringsum außerhalb der Boxwelt passiert. Ihre spontane Reaktion auf die Nominierung war deshalb auch: „Ich freue mich, aber was die anderen Kandidaten geleistet haben, hat noch viel mehr Ehre verdient.“
Das ehrt sie und ist auch eine Facette des Durchboxens von Magdeburg aus. Das sieht übrigens auch dieser Mann hier so.
Dem kann ich nicht mehr viel hinzufügen. Lieber Herr Steinforth: Ich wünsche Ihnen im Namen vieler Magdeburger: Boxen Sie sich bitte weiter durch mit ihrem Team, im Sport und für Magdeburg. Herzlichen Glückwunsch zu Platz 2.
Alle Infos zur Leserwahl finden Sie in unserem Dossier "Magdeburger des Jahres".