Lehrermangel Magdeburger Eltern proben den Aufstand
Initiative "Bildung in Not" will Politiker mit Belegen für die prekäre Personallage an Schulen konfrontieren.
Magdeburg l „An unserer Schule sind in dieser Woche von zehn Lehrern fünf erkrankt. Die Schule verfügt personell über eine Vertretungsreserve von drei Stunden pro Woche. In dieser Situation ist die an einem Tag für das ganze Schulhalbjahr aufgebraucht.“ Annette Kirstein ist Elternratsvorsitzende an der Grundschule Am Brückfeld. Ihre beiden Kinder besuchen die erste und die vierte Klasse. Die personellen Bedingungen an ihrer, aber – wie die Mutter heute weiß – auch an der Mehrheit der anderen Magdeburger Grundschulen, erachtet sie als katastrophal.
Als das Bildungsministerium im März per Erlass auch noch ein Abschmelzen der Zuweisung von Lehrerstunden an allen Grundschulen Sachsen-Anhalts anordnete, sagten sich Kirstein und noch ein paar Eltern mehr: Es reicht! „Allein an den Magdeburger Grundschulen mit rund 7000 Kindern bedeutet das 26 Lehrer weniger“, berichtet Thomas Schallschmidt vom Elternrat der Grundschule Am Westring empört. „An unserer Schule vertritt die einzige Förderschulkraft im Krankheitsfall, dann findet kein Förderunterricht mehr statt.“ Auch vom Einsatz der Schulsekretärin zur Betreuung von Schülern wird berichtet – Verwahrung statt Bildung. Ein Einzelfall?
„Das will das Landesschulamt Eltern, wenn sie solche Probleme vorbringen, gerne weißmachen. Aber es sind keine Einzelfälle. Die Situation an allen Magdeburger Grundschulen ist ähnlich“, so Kirstein. Mit dem Ziel das zu belegen und in der Folge anzuprangern, organisierten sich im Mai Elternräte verschiedener Magdeburger Grundschulen zur Initiative „Bildung in Not“. Inzwischen machen zwei Drittel der Elternvertretungen aus 31 kommunalen Grundschulen mit. Der Austausch öffnete die Augen für das Ausmaß des Problems: Vertretungsreserven für erkrankte Lehrer gibt es in der Regel für zwei Wochenstunden oder gar nicht. Von 2000 pädagogischen Mitarbeitern, die rein rechnerisch an den Magdeburger Schulen im Einsatz sein sollten, fehlen gut die Hälfte – Stellen unbesetzt.
Die angekündigten Neueinstellungen würden mit Blick auf zu erwartende Lehrerabgänge (Rente) und die aktuelle Lage längst nicht ausreichen, sagen die Eltern. Deshalb unterstützen sie die Volksinitiative gegen den Lehrermangel – aktuell Thema im Landtag – und wollen die Beratungen des Bildungsausschusses mit Informationen anreichern.
Eltern sind aufgerufen, auf vorgedruckten Postkarten die Lage an ihrer Schule zu dokumentieren. Zur Schulmesse am Wochenende machten zahlreiche Gäste davon Gebrauch. Anfang Dezember will die Initiative die Karten im Landtag überreichen. Eltern, die sich beteiligen oder Postkarten anfordern wollen, können unter der E-Mail info@Bildung-in-Not.de Kontakt aufnehmen.
Weitere Informationen im Internet unter www.Bildung-in-Not.de