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  7. Magdeburg Ausflugstipp: Im Gutspark Sohlen wachsen die Bäume in den Himmel

Ausflugstipp Mit Video: In keinem Park in Magdeburg wachsen die Bäume so in den Himmel wie hier

Dieser ist einer der Großen. Nicht unbedingt, was die Fläche angeht. Wohl aber die Höhe. Denn hier wachsen viele hohe Bäume. Über diese Bäume sind aber nicht alle glücklich. Mehr dazu auch im Video.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 13.09.2023, 14:23
Im nördlichen Bereich des Gutsparks von Sohlen fließt die Sülze ihrer Elbmündung im Magdeburger Stadtgebiet entgegen.
Im nördlichen Bereich des Gutsparks von Sohlen fließt die Sülze ihrer Elbmündung im Magdeburger Stadtgebiet entgegen. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Ein grünes Kleinod inmitten der landwirtschaftlich geprägten Magdeburger Börde ist der Gutspark von Sohlen. Er befindet sich zwischen dem ehemaligen Gutshaus, das heute als soziokulturelles Zentrum genutzt wird, und der Sülze, die Sohlen in Richtung Elbe durchfließt.

Im Video: Grünes Kleinod in der Börde - Gutspark von Sohlen

 
Video: Grünes Kleinod in der Börde - Gutspark von Sohlen (Kamera: Martin Rieß, Schnitt: Christian Kadlubietz)

Rund einen Hektar ist das Gelände mit seinen hohen Bäumen groß. Während der größere südliche Teil als englischer Landschaftspark frei gehalten wird, befindet sich an der Sülze ein etwas stärker zugewachsener Bereich. Unter den Bäumen duckt sich hier ein zum Teil dichtes Buschwerk, das wohl dem einen oder anderen Igel einen willkommenen Unterschlupf bietet.

Gutspark Sohlen: Das bietet der Park an Freizeitmöglichkeiten

Die Besucher des Gutsparks Sohlen können dem Rascheln des Laubs in den Bäumen lauschen, aber zu manchen Zeiten auch dem Lachen der Kinder. Denn am Rand des Parks befindet sich ein nicht sonderlich großer, wohl aber liebevoll gestalteter Kinderspielplatz. Mit einem kleinen Häuschen, einem auf einem alten Baumstamm aufgepflanzten Nest und Klettermöglichkeiten steht er unter dem Titel „Zauberwald“. Hier gibt es unter anderem eine Rutsche und eine Federwippe – die dem Äußeren nach zu urteilen in Wirklichkeit aber ein Einhorn ist.

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Wie Christel Schlee, über 14 Jahre Ortsbürgermeisterin in Beyendorf-Sohlen und heute unter anderem in der Volkssolidarität des Ortes engagiert, berichtet, nutzt ihre Gruppe den Park gern für Freiluftveranstaltungen. Ihre Gruppe – und auch andere. So wird der Erntedank des Dorfes am 23. September auch in diesem Park gefeiert.

Zugänglich ist der Park für Jung und Alt: Der Boden ist eben. Allerdings gibt es keine klassischen Parkwege, schon gar nicht in Asphalt oder mit Steinen befestigte. Der Park ruft sozusagen danach, an allen Orten barfuß auf dem Rasen erkundet zu werden.

Ein kleiner Spielplatz befindet sich am Rand des Parks.
Ein kleiner Spielplatz befindet sich am Rand des Parks.
Foto: Martin Rieß

Gastronomie: Im Park selbst gibt es keine Gastronomie. Ein paar Meter weiter bewirtet das „Olymp“ aber die Gäste Sohlens am Dorfplatz.

Die wechselvolle Geschichte des Gutsparks von Sohlen

Geschichte: Der Gutspark in Sohlen entstand mit dem Gutshaus am Dodendorfer Weg. Horst Meier hat sich mit der Geschichte des Dorfes genau beschäftigt und berichtet: „Die Parkanlage ist auf Initiative von Ludwig Schäper entstanden.“ Der Magdeburger Kaufmann hatte in Sohlen investiert und sich hier eine neue Heimat geschaffen. „Ihm lag dabei sehr am Herzen, einen anspruchsvollen Park zu schaffen“, berichtet Horst Meier. Schon damals war in der Mitte der Anlage ein Teich angelegt worden, in den auch das Regenwasser vom Gutsgebäude weggeleitet wurde. „Mit Blick auf den Klimawandel, wenn wir das Wasser im Boden speichern und beispielsweise nicht einfach in die Sülze leiten dürfen, war das doch schon eine weise Entscheidung.“

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Und auch bei einer anderen Sache waren die Schäpers der Zeit voraus: Für die Erntezeit hatten sie einen Kindergarten eingerichtet, bei dem die Jüngsten dann wohl auch im Park unterwegs waren. Unter anderem gibt es Fotos aus den 1930er Jahren, die diese Einrichtung dokumentieren.

Was den Gutspark von anderen unterscheidet: Hier gab es keine unüberwindliche Mauer. Es wurde geduldet, dass die Bewohner des Dorfes den Park durchqueren. Sie konnten damals auch noch eine Brücke über die Sülze nutzen.

Genutzt hat all dies Familie Schäper aber nicht. Mit der Bodenreform 1945 nämlich wurde auch sie enteignet.

Zunächst wurde das Gutshaus als Unterkunft für Vertriebene genutzt. In jener Zeit war die Not groß, so dass nicht nur viel von dem Inventar verloren ging – geblieben ist laut Christel Schlee eigentlich nur der große Schreibtisch -, auch der Park hatte gelitten. Denn die Menschen benötigten dringend Holz zum Kochen und zum Heizen. Daher fiel das eine oder andere Gehölz der Säge zum Opfer, das heute ebenso wie eine Platane direkt vor der Terrasse einen vortrefflichen Baumriesen mit dickem Stamm und knorrigen Ästen abgegeben hätte.

Und dann der nächste Bruch: In den 1950er Jahren begann im Gutshaus der Schulbetrieb. Horst Meier und Christel Schlee erinnern sich, dass es fast nie Hitzefrei gab – denn gemessen wurde die Temperatur immer im kühlen Raum auf der Nordostseite im Erdgeschoss.

Mit dem Einzug der Schule veränderte sich der Gutspark erneut. Denn hier wurden die Anlagen für den Sportunterricht errichtet. Unter anderem prägte jetzt eine 400-Meter-Bahn das Bild mit.

Nachdem Anfang der 2000er Jahre der Schulbetrieb aufgegeben wurde, wurde der Park wieder zum Park.

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Kunst: Auf der Seite zum Dodendorfer Weg hin befinden sich zwei Kunstwerke. Zum einen die aus DDR-Zeiten stammende Gedenkplatte. Sie erinnert an den Kommunisten Ernst Thälmann, der nur noch an wenigen Stellen Magdeburgs in Form von Denkmalen präsent ist.

Ein Wegweiser in viele Städte befindet sich am Parkeingang.
Ein Wegweiser in viele Städte befindet sich am Parkeingang.
Foto: Martin Rieß

Etwas jüngeren Datums ist ein Wegweiser. Doch was heißt hier schon Wegweiser. Es ist ein Wegweiserbaum, an dem die Schilder so zahlreich sind wie die Blätter eines Baums. Der Betrachter wird unter anderem unterwiesen, wo Magdeburg und Langenweddingen, wo Moskau und Rom, wo Leipzig, Halle, Wien und Helsinki liegen.

Der Gutspark Sohlen ist eine grüne Perle in der an vielen Stellen landwirtschaftlich geprägten Börde. In dem Park, der mit dem Bau des Gutshauses 1909 gestaltet wurde, laden an mehreren Stellen Sitzbänke zum Verweilen ein.
Der Gutspark Sohlen ist eine grüne Perle in der an vielen Stellen landwirtschaftlich geprägten Börde. In dem Park, der mit dem Bau des Gutshauses 1909 gestaltet wurde, laden an mehreren Stellen Sitzbänke zum Verweilen ein.
Foto: Uli Lücke

Hier wachsen die Bäume in den Himmel

Natur: Und was hat es nun mit den Riesenbäumen auf sich? Klar, im städtischen Baumkataster ist an anderer Stelle ein noch größerer Baum verzeichnet. Auf dem Westfriedhof beispielsweise und am Rande des Stadtparks stehen die einen oder anderen Schwarzpappel-Hybriden jenseits der 33 Meter. Doch so viele große Bäume auf enger Fläche – das ist in einer gewissen Weise in Magdeburg schon einzigartig.

Im Gutspark Sohlen bringen es so zwei Stieleichen auf 34 und 35 Meter. Und auch zwei Pappeln ragen in solche Höhen. Wenngleich Christel Schlee über die Pappeln nicht ganz glücklich ist: „Nach wenigen Jahren sind die so brüchig, dass sie oft zu einer Gefahr werden.“ Als Frau, die mit den Vorgängen in der kommunalen Verwaltung eng vertraut ist, weiß sie, mit welchen Kosten und welchem Aufwand das im Sinne der Gefahrenabwehr verbunden ist.

Diese Platane gehört zu den alten Bäumen im Park: Sie stand schon, als das Gutshaus gebaut wurde.
Diese Platane gehört zu den alten Bäumen im Park: Sie stand schon, als das Gutshaus gebaut wurde.
Foto: Martin Rieß

Immerhin gibt es aber in ihrem Gutspark neben den Eichen und der uralten Platane auch noch andere Bäume, über die man sich ganz uneingeschränkt freuen kann. Ulmen, Ahorn und Eschen gehören beispielsweise zu den Bäumen des Parks.

Am Gutspark steht das Gutshaus, das im Auftrag des aus Magdeburg stammenden Kaufmanns Ludwig Schäfer gebaut wurde.
Am Gutspark steht das Gutshaus, das im Auftrag des aus Magdeburg stammenden Kaufmanns Ludwig Schäfer gebaut wurde.
Foto: Martin Rieß

Und dann hat der Gutspark natürlich mit der Uferkante zur Sülze auch eine Ufervegetation, die es so nicht in jedem anderen städtischen Park gibt und die neben wertvollen Pflanzen auch für viele Tiere, insbesondere für viele Insekten, von Interesse ist.

In der Mitte des Parks wurde vor bald 120 Jahren auch schon ein Teich angelegt.
In der Mitte des Parks wurde vor bald 120 Jahren auch schon ein Teich angelegt.
Foto: Martin Rieß

So gelangt man in den Gutspark Sohlen

Bus: Mit dem Bus ist der Gutspark Sohlen über die Buslinie 66, die zwischen Westerhüsen und dem Bördepark fährt, zu erreichen. Die nächste Haltestelle heißt „Sohlen, Unter der Wiesche“. Zwar verfügt Beyendorf-Sohlen auch über eine Bahnstation. Zu Fuß beträgt die Strecke zum Gutspark jedoch mehr als zwei Kilometer und damit rund eine halbe Stunde.

Der Gutspark Sohlen.
Der Gutspark Sohlen.
Kartenmaterial: MapCreator.io / Grafik: prePress Media Mitteldeutschland GmbH

Fahrrad: Vor dem Park verläuft der Sülzeradweg als Rundkurs zwischen Magdeburg-Westerhüsen und der Gemeinde Sülzetal. Ansonsten ist Beyendorf-Sohlen auch über landwirtschaftliche Wege sowie von Westerhüsen aus über die Landstraße zu erreichen. Wer aus Richtung Reform kommt, sollte von der Leipziger Chaussee aus den Weg nach links noch vor dem Ortsteil Anker nehmen.

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Auto: Am Guthaus und in fußläufiger Nähe zu dem Park gibt es Stellplätze.