Ausflugstipp Mit Video: Das ist der Magdeburger Urwald
In Magdeburg locken zahlreiche Parks zu Ausflügen. Auch wenn die Kreuzhorst kein von Menschen angelegter Park ist – zur Erholung im Grünen lockt auch sie. Mehr dazu auch im Video.
Magdeburg - Zugegeben: Ein richtiger Park ist die Kreuzhorst im Osten Magdeburgs nicht. Doch ein Vergnügen im Grünen bietet dieses Gebiet trotzdem. Die Kreuzhorst ist mit Wiesen und mit Gewässern und gänzlich ohne Wohn- oder Gewerbebebauung der grünste der insgesamt 40 Stadtteile. Das Gebiet wird von einem alten Nebenarm der Elbe durchzogen. Weitere Gewässer im Gebiet sind der Kuhlenhagen, die Mönchsseen, der Mönchsgraben und der Franzosengraben.
Im Video: Vergnügen im Grünen - die Kreuzhorst in Magdeburg
Kreuzhorst - Naturschutz im großen Maßstab
Insgesamt ist die Kreuzhorst als Stadtteil rund 4,7 Quadratkilometer groß, und rund 2,8 davon stehen bereits heute unter Naturschutz. Weitere Flächen sollen zum Naturschutzgebiet Kreuzhorst in Magdeburg hinzukommen.
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Gern von den Besuchern genutzt werden der Deichweg, der auch den Deich von Randau im Süden nach Prester im Norden die Auenlandschaft durchzieht. Von dem Deich zweigt in westlicher Richtung ein alter gepflasterter Weg ab, der ebenfalls nicht für den Autoverkehr freigegeben ist und der eine Verbindung zur Gierfähre zwischen Randau und Westerhüsen herstellt.
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Auf der Ostseite befinden sich die Waldflächen, die als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Daneben gibt es auch Forstflächen und landwirtschaftliche Flächen, die durch Wege erschlossen sind. Und diese sind es, die auch für Wanderungen und Fahrradausflüge genutzt werden können.
Ganz klar gilt aber auch: Wer sich im Naturschutzgebiet bewegt, der muss auf den Wegen bleiben. Und da das Wesen eines Naturschutzgebietes ist, dass Holz, das fällt, liegen bleibt und für Insekten, Pilze und weitere Tiere Lebensraum bietet, muss man auch auf einem ausgewiesenen Wanderweg manchmal über einen umgestürzten Baum steigen.
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In der Kreuzhorst gibt es keine Gastronomie. Einkehr ist aber im benachbarten Pechau und – etwas weiter entfernt – in Prester und Westerhüsen möglich.
Das ist die Geschichte der Kreuzhorst in Magdeburg
Die Herkunft des Namens „Kreuzhorst“ könnte auf Dietrich von Groiz oder Dietrich von Groitsch zurückzuführen sein, einem früheren Besitzer des Guts Kulenhagen, das sich bereits im Mittelalter im Waldgebiet befand. Der Name könnte sich von „Groizhorst“ oder „Groitschhorst“ über „Cruisenhorst“ zum heutigen „Kreuzhorst“ entwickelt haben.
Es ist auch möglich, dass die Tatsache eine Rolle spielte, dass Teile des Gebiets bereits seit dem elften Jahrhundert dem Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg und somit der Kirche gehörten. Eine weitere Möglichkeit ist, dass das Kloster in der Nähe des Zusammenflusses von Alter und Neuer Elbe ein Wegkreuz errichtete, was zur Namensgebung führte. In mittelalterlichen Urkunden wurde jedoch der Name „Kreuzhorst“ nicht erwähnt, sondern das Waldgebiet wurde als der zum Hof Kulenhagen gehörende Wald umschrieben.
Im Bereich der Alten Elbe und an der Grenze zu Randau gibt es mehrere Flurstücke mit dem Namensbestandteil „Peddau“, was auf ein ehemaliges Dorf gleichen Namens hindeutet.
Elbe in Magdeburg: Früher war hier eine Insel
Im zehnten Jahrhundert floss der Hauptstrom der Elbe östlich der Kreuzhorst, so dass die Kreuzhorst zu dieser Zeit noch auf der linken Elbseite lag. Vor 1012 änderte sich der Verlauf des Hauptstroms westlich der Kreuzhorst, und bis 1016 wurde das Waldgebiet gegenüber von Salbke als von Alter und Neuer Elbe umgeben beschrieben. Dies bedeutete, dass die Kreuzhorst zu dieser Zeit auf der Elbenauer Werder-Insel lag. Erzbischof Gero stiftete 1015 oder 1016 das Kloster Unser Lieben Frauen und vermachte dabei auch den von der Elbe umgebenen Wald bei Salbke sowie zehn Hufe Ackerland bei Salbke. Im zwölften Jahrhundert erweiterte das Kloster seinen Waldbesitz durch Kauf und Tausch.
Im Jahr 1189 erwarb das Kloster das Gut Kulenhagen und vervollständigte damit seinen Grundbesitz in der Region. In Salbke befand sich das Klostergut Salbke, das auch die Bewirtschaftung der Kreuzhorst übernahm und eine Fähre über die Elbe betrieb. Die Bewohner der Kreuzhorst waren in die Salbker Kirche eingepfarrt. Mit der Einstellung der Bewirtschaftung des Guts in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auch die Klosterfähre eingestellt und durch die Fähre Salbke ersetzt.
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Während des Dreißigjährigen Kriegs errichteten Magdeburger Streitkräfte 1631 im Gebiet der Kreuzhorst und Umgebung drei Schanzen zur Verteidigung der Stadt. Diese wurden später von kaiserlich/katholischen Truppen erobert. Am 20. Mai 1631 wurde Magdeburg schließlich erobert und zerstört. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann das Pädagogium des Klosters Unserer Lieben Frauen einmal im Jahr das Kreuzhorstfest in der Kreuzhorst zu feiern. Dieses Fest bestand aus verschiedenen Aktivitäten, darunter Gesang, Spiele und ein gemeinsames Mittagessen im Freien. Die Tradition dieser Feste hielt bis in das 20. Jahrhundert an.
Gut Kulenhagen: Forsthaus ist Geschichte
Bis etwa 1880 fungierte das Gut Kulenhagen als Forsthaus für die Region, das heute jedoch nicht mehr existiert. In dieser Zeit wurde auch der große Elbdeich gebaut, der den Stadtteil von Nord nach Süd durchzieht. Das Gebiet blieb bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts im Besitz des Klosters und seiner Rechtsnachfolger.
Im Jahr 1917 wurden vier der stärksten Bäume in der Kreuzhorst unter Schutz gestellt. In den 1920er Jahren fanden Militärübungen im Bereich der Kreuzhorst statt.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs kam es im Gebiet der Kreuzhorst zu Kampfhandlungen, als US-amerikanische Truppen die Gegend erreichten. Es gab Kämpfe, insbesondere um die Pechauer Brücke, bei denen deutsche und amerikanische Soldaten ums Leben kamen. Später zogen sich die US-Truppen aus dem Gebiet der Kreuzhorst zurück.
Während der DDR-Ära wurde die Fähre Salbke eingestellt, und die Verbindung zum Westufer der Elbe erfolgte nur noch über die Fähre Westerhüsen. Das Gebiet der Kreuzhorst wurde 1961 von der DDR unter Naturschutz gestellt und später Teil des Landschaftsschutzgebiets Mittlere Elbe.
Der Wert des Naturschutzgebiets
Einen großen Teil des gleichnamigen Stadtteils nimmt das Naturschutzgebiet Kreuzhorst ein. Es ist einer der wenigen verbliebenen naturnahen Auenwaldkomplexe in der mittleren Elbeniederung. Wenngleich: Von einem Urwald zu sprechen, ist womöglich doch ein wenig übertrieben. Denn Eingriffe des Menschen in den Wald – sei es durch Rodungen, Aufforstungen oder durch die punktuelle Entnahme von Holz, haben an vielen Stellen ihre Spuren hinterlassen.
Der Großteil des Naturschutzgebietes ist von einem Stieleichen-Eschenwald geprägt, in den Feldahorn, Flatterulme, Winter- und Sommerlinde sowie Berg- und Spitzahorn eingestreut sind. Entlang der Waldränder sind Holzbirne und Wildapfel zu finden, während Rotbuchen auf trockeneren Stellen wachsen. Feuchte Gebiete sind von Roterle bedeckt, die auch die Ufer des Altwassers gemeinsam mit der Silberweide säumt.
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Die alten Elbarme befinden sich größtenteils in einem fortgeschrittenen Verlandungsstadium, weshalb freie Wasserflächen selten geworden sind. Teichrosen erstrecken sich auf weiten Teilen der alten Elbarme, und die Flachwasserbereiche sind nahezu vollständig von Rohrkolbenröhricht bewachsen.
Im Naturschutzgebiet Kreuzhorst wurden 32 Säugetierarten nachgewiesen, wovon 16 in der Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalt aufgeführt sind. Besonders hervorzuheben sind mehrere Ansiedlungen des Elbebibers sowie das Vorkommen des stark gefährdeten Iltisses. Des Weiteren wurden 90 Brutvogelarten identifiziert, darunter eine seit den 1920er Jahren bestehende Graureiherkolonie. Seit 1985 wird während der Brutzeit auch der Schreiadler in diesem Gebiet beobachtet.
Das Naturschutzgebiet beheimatet zudem drei Reptilien- und zwölf Amphibienarten, wovon sechs als gefährdet gelten. In der Alten Elbe wurden elf Fischarten festgestellt, unter denen der Steinbeißer als vom Aussterben bedrohte Art eingestuft ist.
Bemerkenswert ist auch die Vielfalt der Insektenwelt in diesem Gebiet, darunter wurden 3000 Schmetterlingsarten und allein 168 Rüsselkäferarten nachgewiesen. Zu den weiteren erwähnenswerten Arten gehören der Hirschkäfer und der Heldbock.
Anfahrt in die Magdeburger Kreuzhorst
Bus und Fähre: Luisenthal in Pechau ist die nächstgelegene Bushaltestelle. Hier fährt die Linie 56 der Magdeburger Verkehrsbetriebe. Auch deren Endhaltestelle an der Müllerbreite in Randau ist mit einer kleinen Wanderung zu erreichen. Das Gleiche gilt für die Anreise durchs Westelbische: Unweit der von den Straßenbahnlinien 2 und 8 und der Buslinie 66 bedienten Haltestelle Sohlener Straße die Fähre Westerhüsen – die vom Frühjahr bis Ende Oktober in Betrieb ist.
Fahrrad: Die östliche Route des Elberadwegs tangiert die Kreuzhorst zwischen Randau und Pechau am östlichen Rand. Aber auch der Deichweg wird von Radfahrern gern genutzt. Zum Radfahren geeignet sind zudem die befestigten Forstwege in dem Gebiet.
Auto: An der Luisenthaler Straße befindet sich ein kleiner Parkplatz.