Zugunfall Magdeburg entgeht knapp Katastrophe
Magdeburg ist knapp einer Katastrophe entgangen: Im Gewerbegebiet Nord sind ein Lkw und ein Güterzug mit Ethanol zusammengestoßen.
Magdeburg l Das hätte schlimm enden können: Im Gewerbegebiet Nord hat ein Lkw einem mit leicht entzündlichem Ethanol beladenen Güterzug am Dienstag, 29. Oktober 2019, gegen 8.30 Uhr die Vorfahrt genommen und war mit dem ersten Kesselwagen zusammengestoßen. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hatte der Holzlaster offenbar eine rote Ampel übersehen und war nach rechts in die Gasereistraße eingebogen, als in dem Moment der Güterzug nahte. Der Lkw wurde einige Meter weit mitgeschleift.
Durch den Zusammenstoß wurde der Rangierer, der vorn auf einer kleinen Plattform am ersten Kesselwagen stand, hinter einem Geländer eingeklemmt. Die Feuerwehr musste den Mann befreien. Rettungskräfte vor Ort kümmerten sich um den Verletzten, der dann ins Krankenhaus gebracht wurde. Laut Polizei kam er mit leichten Verletzungen davon. Der Lokführer am Ende des Zuges erlitt einen Schock und musste vor Ort von einem Kriseninterventionsteam betreut werden. Der Lkw-Fahrer überstand den Zusammenstoß unverletzt, hieß es.
Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot im Einsatz. Zeitweise waren 36 Einsatzkräfte vor Ort. Laut Feuerwehr bestand die Gefahr, dass durch den Unfall ein Kesselwagen leckschlagen und in Brand geraten könnte, wie Brandamtsrat Uwe Helm von der Berufsfeuerwehr Magdeburg vor Ort sagte. Allein ein Kesselwagen hatte 60 Tonnen Ethanol geladen, der Güterzug transportierte insgesamt 17 Kessel. „Ich möchte mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn der Lkw Feuer gefangen und das Ethanol entzündet hätte. Das wäre eine Katastrophe für Magdeburg geworden“, so Brandrat Helm.
Der erste Kesselwagen wurde durch den Zusammenprall zwar beschädigt, der Tank selbst blieb glücklicherweise dicht. „Es sind keine Flüssigkeiten aus dem Tank ausgetreten. Wenn es zu einer Leckage gekommen wäre, hätte es dramatische Folgen haben können“, bestätigte auch Einsatzleiter Stephan Severidt.
Der Feuerwehr gelang es, den Lkw und den ersten Kesselwagen vorsichtig voneinander zu trennen. Der beschädigte Kesselwagen wurde vom Zug abgekoppelt und zum Magdeburger Umschlag- und Tanklager (MUT), dem eigentlichen Zielort des Güterzuges, gebracht. „Der beschädigte Kesselwagen wurde mittlerweile geleert und wartet nun auf die Reparatur. Der Güterzug wurde zurückgezogen und wird voraussichtlich am Mittwoch dann zu uns kommen“, sagte MUT-Lagerbetriebsleiter Dieter Klapötke am Dienstag. Durch den Unfall und die Bergungsarbeiten, die mehrere Stunden in Anspruch nahmen, hätte der Zug am Dienstag ohnehin nicht mehr entladen werden können. „Wir sind froh, dass nicht mehr passiert ist“, zeigte sich auch Dieter Klapötke erleichtert.
Einer der größten Unfälle mit Gefahrgut auf deutschen Eisenbahnen ereignete sich im Juni 1996 in Schönebeck. Ein Güterzug mit 18 Kesselwagen, beladen mit Vinylchlorid, war beim Überfahren einer Weiche entgleist. Ein Wagen berührte die Oberleitung, es kam zur Explosion. Eine Feuerwalze überrollte benachbarte Kleingärten. Weitere vier Wagen gerieten in Brand, eine 600 bis 800 Meter hohe Rauchsäule bildete sich über der Unfallstelle. 18 Verletzte waren die Folge.