Gedenken Magdeburg errichtet den Geschwistern Scholl ein Denkmal
Stadtrat stimmt einstimmig für ein neues Kunstwerk im Geschwister-Scholl-Park.
Magdeburg - Die Einrichtung einer neuen Stätte zur Erinnerung an den antifaschistischen Widerstand schlugen die Fraktion Die Linke und SPD-Stadtrat Christian Hausmann in einem gemeinsamen Antrag an den Magdeburger Stadtrat vor. Anlass ist der 80. Jahrestag der Ermordung von Sophie und Hans Scholl durch die Nationalsozialisten, der im Jahr 2023 begangen wird. Bis zum denkwürdigen Termin soll im Geschwister-Scholl-Park ein Kunstwerk zu ihrem Andenken errichtet werden, wünschen sich die Antragsteller. Damit solle die Erinnerung an den Widerstand gegen den Faschismus wieder stärker in den öffentlichen Fokus gerückt werden, heißt es im Antrag.
Auf große Zustimmung und auf eine zusätzliche Anregung traf das Ansinnen bei den Christdemokraten. „Selbstverständlich ist das wichtig und richtig und der Geschwister-Scholl-Park dafür ein sehr guter Ort“, so CDU-Fraktionschef Wigbert Schwenke. Noch schöner wäre eine Einbindung von Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in das Vorhaben, zumal die Schule eine spezielle künstlerische Ausrichtung verfolge. Die Initiatoren des Scholl-Kunstwerkes nahmen die Anregung dankbar auf. „Schüler einzubeziehen, ist im Sinne der Bildung und Aufklärung ganz sicher eine sehr gute Sache“, so SPD-Mann Christian Hausmann.
Begeisterung bekundete auch AfD-Fraktionschef Frank Pasemann für ein Geschwister-Scholl-Denkmal. „Wir sind sehr dafür, auch an den bürgerlichen Widerstand in Nazideutschland zu erinnern, wie den der ,Weißen Rose’ und von Stauffenberg. Es gab nicht nur die ,Rote Kapelle’, sondern der ganz normale Bürger wurde niedergemetzelt.“
Entgegen dem Eindruck, den Pasemann vermittelte, gilt auch die „Rote Kapelle“ (Sammelbegriff der Gestapo für verschiedene Widerstandsgruppen im Zweiten Weltkrieg), der mehr als 400 Mitglieder vom Luftwaffenoffizier über Schriftsteller und Ökonomen zugeordnet werden - weder kommunistisch geführt, noch überhaupt unter einheitlicher Leitung wirkend - als Sammelbewegung von Gegnern des Naziregimes aus allen möglichen gesellschaftlichen Schichten.
Pasemann schloss seine Rede zum Scholl-Denkmal: „Es wäre schon interessant, wie Hans und Sophie Scholl die heutige Situation bewerten würden.“ Raunen im Saal, denn Pasemann bezog sich damit offenbar auf den Umstand, dass Gegner der aktuellen Corona-Politik sich auf Demonstrationen und im Internet mit Nazi-Opfern wie eben den Geschwistern Scholl vergleichen und damit viel Empörung auf sich ziehen. Die AfD befeuert die Querdenker-Bewegung, attackiert in ihren Wahlprogrammen Einschränkungen in der Pandemie und leugnet die Gefährlichkeit des Corona-Virus'. Hans und Sophie Scholl werden potum als Transporteure solcher und anderer Botschaften aus dem rechtspopulistischen Lager benutzt. Der einstimmige Beschluss für ein Geschwister-Scholl-Denkmal in Magdeburg ist politisch also höchst verschieden motiviert.
Die Geschwister Scholl legten am 18. Februar 1943 Flugblätter gegen die Kriegstreiberei des Naziregimes in der Universität München aus. Der Text beginnt mit den Worten: „Kommilitoninnen! Kommilitonen! Erschüttert steht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad. Dreihundertdreißigtausend deutsche Männer hat die geniale Strategie des Weltkriegsgefreiten sinn- und verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt. Führer, wir danken dir!“ Nur vier Tage später wurden Hans und Sophie Scholl zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag enthauptet.