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Freizeit Mit Video: Das ist der Magdeburger Park des Krieges

In Magdeburg ist ein kleiner Park eng wie kein anderer mit dem Thema Krieg verbunden. Und dabei ist er 1945 von Zerstörungen weitgehend verschont geblieben.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 10.11.2023, 08:59
Derzeit reift in dem Garten im Park am Fürstenwall in Magdeburg das Wildobst.
Derzeit reift in dem Garten im Park am Fürstenwall in Magdeburg das Wildobst.  Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Wer über erhabene Orte in Magdeburg nachdenkt, der kommt zwangsläufig auf den Magdeburger Dom. Doch etwas Erhabenes hat auch das Grün, um das es heute geht.

Wie es der Zufall will, geht es um ein Gelände direkt südlich der Hauptkirche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland: Denn der Park am Fürstenwall, gern auch einfach Fürstenwallpark genannt, ist nämlich auch in einer gewissen Weise erhaben. Und das sogar in dreifacher Hinsicht.

Im Video: Was der Park am Fürstenwall in Magdeburg zu bieten hat

 
In Magdeburg ist der Fürstenwallpark mit dem Thema Krieg verbunden. Und dabei ist er 1945 von Zerstörungen weitgehend verschont geblieben. (Kamera: Martin Rieß, Schnitt: Bernd Stiasny)

Zum Ersten aus der Topographie heraus: Abgesehen von der Bebauung überragt der Hügel die übrigen Punkte der Umgebung, Zum Zweiten aber auch inhaltlich: Fühlt man sich beim Besuch des Kriegerdenkmals doch in die Kaiserzeit zurückversetzt, wie in keinem anderen Magdeburger Park. Und dann strahlen zum Dritten natürlich auch die Bäume Erhabenheit aus.

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Der Park am Fürstenwall befindet sich zwischen Hegelstraße und Schleinufer, zwischen dem Palais am Fürstenwall und der Straße Am Dom. Seine Fortsetzung findet der Park in dem Grünstreifen der Promenade auf dem Fürstenwall, die die südliche Fußgängerbrücke mit der nördlichen verbindet und die ebenfalls einen Abstecher lohnt. Über die Brücken gelangen die Fußgänger bequem zur Elbuferpromenade.

Mit einer Größe von 1,6 Hektar gehört die Anlage zu den kleineren Parks in Magdeburg.

Was dieser Park in Magdeburg für die Freizeit bietet

Zum Joggen, Picknicken und Spaziergehen ist der Park am Fürstenwall gut geeignet. Wenn im Winter einmal Schnee gefallen ist, nutzen die Kinder aus der Umgebung die Erhabenheit des Geländes gern zum Rodeln. An den Wegen laden einige Bänke zum Verweilen ein.

Die alte Bastion Cleve am Fürstenwallpark.
Die alte Bastion Cleve am Fürstenwallpark.
Foto: Martin Rieß

Aufgrund des Gefälles und der Rinnen, durch die Regenwasser abfließen kann, sowie aufgrund von Treppenanlagen ist der Park nur bedingt barrierefrei. Für Veranstaltungen wurde der Park unter anderem bereits während des Kaiser-Otto-Fests oder bei Veranstaltungen der Schweizer Milchkuranstalt – siehe Gastronomie – genutzt.

Hier hat ein beliebter Magdeburger Biergarten seinen Sitz

In der südlichen Altstadt gibt es das ganze Jahr über gastronomische Angebote, die gut zu erreichen sind. Im Park selbst ist aber mit der Schweizer Milchkuranstalt auch eine saisonale Freiluftgastronomie entstanden, die sich großer Beliebtheit erfreut. Sie befindet sich auf der Ostseite des Parks an der Stadtmauer zum Schleinufer.

Im Fürstenwallpark sitzt die Schweizer Milchkuranstalt.
Im Fürstenwallpark sitzt die Schweizer Milchkuranstalt.
Foto: Martin Rieß

Im Jahr 2014 wurde dazu ein historisches Gartenhäuschen im Herrenkrug abgebaut, das in der Nähe der dortigen Bahnendhaltestelle zwar hübsch anzuschauen, aber relativ nutzlos war. Das Holzhaus stammte ursprünglich aus der Villa Hauswaldt in der Mittagstraße. Seit einigen Jahren nun hat es eine neue Bestimmung gefunden: Es dient als Verkaufsraum der Schweizer Milchkuranstalt.

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Diese wiederum hat ihren merkwürdigen Namen bekommen, da hier vor mehr als 100 Jahren aus einer sogenannten Milchkuranstalt tatsächlich Milch an Erfrischungssuchende ausgeschenkt wurde.

Wie der Park auf der alten Festung wuchs

Viele Magdeburger Parks sind auf dem Gelände früherer Festungsanlagen entstanden. Das gilt auch für den Park am Fürstenwall. Der Park befindet zwischen Hegelstraße und Schleinufer im südlichen Stadtzentrum in Nachbarschaft zum Magdeburger Dom. In der Nachwendezeit war hier ein Teil der unter einer meterdicken Erdschicht bedeckten Festungsanlage wieder freigelegt worden.

Die Besucher können nun wieder aus nächster Nähe beispielsweise die alten Festungsmauern mit ihren Schießscharten und die Reste eines Wehrturms in Augenschein nehmen. In den Sommermonaten wir Jahr für Jahr auch ein großes Holzmodell dieses Bereichs der Festung Mark gezeigt.

Die Bastion verfügt über einen Geschützgang von 1530/40 und ein Pulvermagazin, das später als Weinkeller genutzt wurde.

Ein Kriegerdenkmal im Herzen

Auf seinem Hügel bildet das Kriegerdenkmal das Herzstück der Parkanlage. Es atmet mit seinem Thema, aber auch mit den auf ihm gezeigten Reliefs den Geist des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Als Kriegerdenkmal erinnert es an die Gefallenen der in Magdeburg stationierten Regimenter, die in den Kriegen von 1866, 1870 und 1871 gefallen waren. Errichtet wurde das Denkmal im Jahr 1877.

Das Kriegerdenkmal im Magdeburger Fürstenwallpark.
Das Kriegerdenkmal im Magdeburger Fürstenwallpark.
Foto: Martin Rieß

Der umgebende kleine Park wurde im Jahr 1900 im Auftrag von Gartendirektor Johann Gottlieb Schoch errichtet. Bis heute hat sich der Park kaum verändert. Zuletzt wurde die Anlage 2020 umfangreich saniert, wobei unter anderem die wertvollen Baumbestände mit Blühgehölzen und Stauden unterpflanzt und Wege erneuert wurden.

Erinnerung an Magdeburger Kämpfer der Freiheitskriege sowie an den Mord an Sinti und Roma

Am Rande des Parks befinden sich weitere Denkmale. Eines erinnert an den Mitbegründer der deutschen Turnkunst, Pädagogen und republikanisch-nationalen Freiheitskämpfer Karl Friedrich Friesen. Er war 1784 in Magdeburg geboren worden. Er bereitete 1812 aktiv die Erhebung gegen Napoleon vor. 1813 war er in Gemeinschaft mit Adolf Freiherr von Lützow einer der Hauptwerber und Gestalter von dessen Freischar, der er dann als Offizier und Adjutant Lützows angehörte. Dem Überfall bei Kitzen entging er zusammen mit Theodor Körner, der dann bei Gadebusch in seinen Armen starb. 1814 fiel er in den Befreiungskriegen.

Ein paar Meter weiter befindet sich ein Mahnmal, das in Form eines zerbrochenen Mamorpfeilers an die von 1933 bis 1945 verfolgten und ermordeten Magdeburger Sinti und Roma erinnert. Das vom Magdeburger Steinmetz und Steinbildhauer Wolfgang Roßdeutscher erschaffene Denkmal wurde im Jahr 1998 eingeweiht.

Ein Denkmal auf zeit warnt vor Krieg und Zerstörung

Ein Denkmal auf Zeit an diesem Standort ist die Glasarche 3. Sie hat auf der Nordseite des Parks am Fürstenwall an der Straße Am Dom angelegt. Vor Ort ist sie bis zum 6. März 2024.

Die biblische Geschichte der Arche Noah erinnere an den Untergang der Welt, mahne und rufe auf, „die Welt schonender zu behandeln“. Besonders das gläserne Material des Kunstobjektes zeige die Zerbrechlichkeit der Welt. Die hölzerne Hand symbolisiert, „dass wir es in unserer Hand haben, bewahrend einzugreifen“, so die Initiatoren.

Wie die Natur diesen Magdeburger Park erlebenswert macht

Im Frühjahr betören unter den noch kahlen Laubbäumen, in manchen Jahren zwischenzeitlich auch noch einmal vom Schnee bedeckt, die Krokusse mit ihrem zarten Violettton das Auge des Betrachters.

Wie alt die ältesten Parkbäume sind, ist nicht bekannt. Zwei Stieleichen auf der Westseite zur Hegelstraße hin haben eine Höhe von mehr als 25 Metern erreicht. Womöglich stammen sie ja tatsächlich noch aus jener Zeit, als der Park vor fast 125 Jahren angelegt wurde. Ansonsten finden sich unter den Gehölzen neben Linden, Eiben, Rosskastanien und Ahornbäumen unter anderem auch Nordamerikanischer Zürgelbäume.

Das ist die Anfahrt zu dem Park

Mit Bus und Bahn: Nächste Haltestelle vom Fürstenwallpark ist die Station Domplatz , wo die Straßenbahnlinien 2 und 10 halten. In etwas größerer Entfernung befinden sich die Haltestellen Haeckelstraße/Museum mit den Linien 8 und 9 sowie der Hasselbachplatz, an dem zusätzlich die Buslinie 59 und derzeit noch der Schienenersatzverkehr der Linie 46 halten. Außerdem gibt es am Hasselbachplatz eine S-Bahn-Station.

Der Fürstenwallpark im Magdeburger Stadtzentrum.
Der Fürstenwallpark im Magdeburger Stadtzentrum.
Kartenmaterial: Mapcreator; Grafik: MRM/Büttner

Mit dem Fahrrad: Über die Rampe der südlichen Fußgängerbrücke über das Schleinufer gelangen Radfahrer auf direktem Wege in den Park am Fürstenwall. Zudem gibt es vom Schleinufer zwischen Palais am Fürstenwall und Schweizer Milchkuranstalt eine Zufahrt. An mehreren Stellen führen Wege von der Hegelstraße und der Straße Am Dom in die Parkanlage.

Auch interessant: In der Volksstimme-Serie wurden bislang unter anderem Folgen zu einem Park mit einer grausamen Geschichte und einem Park mit einem Rekord für die Ewigkeit veröffentlicht.

Mit dem Auto: In den Anliegerstraßen kann geparkt werden. Hier werden aber Parkgebühren fällig. Gut erreichbare Parkhäuser gibt es an der Leibnizstraße, in der Keplerstraße, unter dem Friedensplatz, im Hundertwasserhaus und am Schleinufer.