Magdeburg ist international Mit Video: Nach 25 Jahren Kanada zurück nach Magdeburg
Remo Stoll kehrte nach 25 Jahren in Kanada in die Heimat Magdeburg zurück.
Magdeburg (vs) - Er ist frisch zurückgekehrt. Er fängt an, sich wieder zu Hause zu fühlen. Remo Stoll blickt auf 25 bewegte Jahre in Kanada zurück. Seine bisherige Lebensgeschichte ist von Weltoffenheit, Fernweh und Neugier geprägt.
Alles beginnt nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann. Stoll und seine Eltern beschließen, „mal etwas Anderes zu machen“, erinnert sich Remo Stoll. Zwischen 1993 und 1997 fliegen sie immer wieder in die USA und nach Kanada. Sie erkunden die Sitten, die Möglichkeiten für einen Neuanfang. Sie recherchieren, was nötig ist, um in Kanada Fuß zu fassen.
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Sie merken schnell – eine ganze Menge. Die Mutter ist Lehrerin, der Vater arbeitet im Autohaus, der Sohn ist Bankkaufmann. „Was man aber für eine Aufenthaltsgenehmigung brauchte, war vor allem ein Investment“, erinnert sich Remo Stoll.
Sandwiches serviert und Personal geführt
Sie kaufen schließlich ein Restaurant nördlich von Vancouver, heuern 20 Angestellte an, um deutsche Küche und Sandwiches zu servieren. Der Plan geht auf: Der Einwanderungsantrag wird genehmigt. Remo Stoll packt als Erster alle seine Sachen zusammen und verlässt Sachsen-Anhalt. Er weiß das Datum genau: Am 8. Mai 1997 verabschiedet er sich von der Magdeburger Region. Die Sachen kommen per Container mit dem Schiff. Während die Eltern in Deutschland alles regeln, schlägt sich der junge Mann schon durch. Englisch spricht er zu dieser Zeit noch nicht gut.
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Kenntnisse in der Gastronomie haben sie nicht. „Und trotzdem hat alles funktioniert, weil wir uns einfach getraut haben“, sagt Remo Stoll, der heute als Kundenberater in der Sparkasse Magdeburg arbeitet. Dort wird er gern mal augenzwinkernd als „der Kanadier“ bezeichnet – was er gern annimmt. „Diese Zeit hat mich geprägt“, erklärt Remo Stoll. „Ich empfehle geraden jungen Menschen, Erfahrungen im Ausland zu sammeln und Sprachen zu lernen. Das erweitert den Horizont sehr stark.“
Karibik, USA, Fidschi-Inseln
Für Remo Stoll wird der Horizont in 25 Jahren sehr weit. Sieben Jahre sind seine Eltern und er Restaurant-Geschäftsführer. Der Tausendsassa verkauft Essen, macht die Abrechnung, steuert das Business. Er probiert sich in vielen weiteren Jobs aus, „vor allem, um überall etwas zu lernen“. Der Wahl-Kanadier verkauft Fernseher, arbeitet erfolgreich als District Manager in einer großen Steuerberatungsgesellschaft. Bei „Apple“ ist er für die Einstellung und Motivation von Mitarbeitenden zuständig. Wenn Zeit bleibt, reist Remo Stoll herum – schaut sich die Karibik an, Fidschi-Inseln, die USA und natürlich Kanada.
Zusammen ausgewandert, zusammen zurückkehren
Als die Eltern 2022 aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurückkehren wollen, steht für ihn schnell fest, dass er sie begleiten wird. Er sagt damals: „Wir sind zusammen gekommen, wir gehen auch wieder zusammen.“ Sie recherchieren im Internet, suchen nach Grundstücken, werden in ihrer alten Heimat fündig.
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Einen Job, der für ihn wie maßgeschneidert scheint, findet er in der Sparkasse Magdeburg. Und er staunt. Immer wieder, über vieles. „Magdeburg hat sich positiv entwickelt“, sagt er. „Es ist modern, hat eine gute Infrastruktur, und auch die Menschen sind anders geworden, viel weltoffener.“
Verschiedene Nationalitäten
Er vergleicht viel. Er erinnert sich an wenig Urlaubstage, fehlende soziale Absicherung, ein halbes Jahr bittere Kälte in Kanada. Aber auch an die einfache Verwaltung, die praktische Digitalisierung. An die Offenheit der Leute, die Art, wie Menschen verschiedenster Nationalitäten problemlos zusammenarbeiten.
Auf der Haben-Seite von Magdeburg verbucht er viele Punkte, darunter die geringen Mieten, die mehr als 1200 Jahre alte Geschichte, das „Small-Town-Flair“. Er sagt: „Magdeburg ist klein, aber groß genug, um als Standort ausgebaut zu werden.“
Mit großem Interesse verfolgt der Banker, wie „sich immer mehr Firmen ansiedeln und internationales Personal mitbringen“ und was durch die „Intel“-Ansiedlung bewegt wird. Remo Stoll schwärmt jetzt auch für lange Stadtgeschichte, alte Kirchen und Kopfsteinpflaster – kaum oder gar nicht vorhanden in Kanada.
Das Fernweh ist geblieben
Seit er im Januar 2023 wieder in der Region angekommen ist, saugt er alle Eindrücke in sich auf. Kanada trägt er im Herzen, sagt er und freut sich auf den nächsten Urlaub. Wenn das Fernweh ruft, kriegt es ihn. Es soll ihn künftig jedoch immer wieder zum Nabel der Welt zurückführen – nach Magdeburg.