Freizeit Mit Video: Das ist der Park der Toten in Magdeburg
In einer Serie stellt die Magdeburger Volksstimme Parks in der Landeshauptstadt vor. Der heute vorgestellte Park ist ein Zeugnis Magdeburger Geschichte in einem besonderen Maß.
Magdeburg - Auch wenn er von den Lebenden überaus geschätzt wird – eigentlich ist er auch ein Park der Toten. Das zeigt ein Blick auf die Ausstattung, aber auch auf die Geschichte des Parks.
Die Rede ist vom Nordpark. Heute umfasst der Park eine Fläche von rund zehn Hektar. Damit gehört die Anlage zwischen Hohenstaufenring und Am Weinhof und zwischen Hohepfortestraße und Pappelallee zu den Parks mittlerer Größe in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt.
Freizeit in Magdeburg: Grillwiese, Hundewiese und Platz für Sport
Neben der Historie bedeutet der Magdeburger Nordpark für viele Magdeburger vor allem eines: Er ist ein willkommener Ort für die Freizeit. Zwar gibt es in dem Park, der in weiten Teilen barrierefrei zugänglich ist, keine eigens angelegten Spielmöglichkeiten für die Kinder.
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Doch auf den ausgedehnten Wiesen- und Rasenflächen unter den weit ausladenden Bäumen sind in den warmen Monaten auch immer wieder Kindergruppen oder Familien zu sehen, die hier Ball oder Schwedenschach spielen.
Und für die größeren und ganz großen Kinder hat der südliche Bereich des Parks am Hohenstaufenring einen besonderen Reiz. Hier ist nämlich einer der acht öffentlichen Grillplätze der Landeshauptstadt ausgewiesen.
Dieser erfreut sich unter anderem bei den Studenten der Magdeburger Uni, von denen eine Reihe in Wohnheimen des Studentenwerks in der näheren Umgebung wohnen, großer Beliebtheit. So großer Beliebtheit, dass die Grillfläche in diesem Jahr um eine Wiese erweitert wurde.
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Und auch Hundeliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Denn hier ist auch eine Auslaufwiese für Hunde ausgewiesen. Auf solchen Flächen ist die sonst in Magdeburg geltende Leinenpflicht außer Kraft gesetzt.
Neben dem reinen Freizeitvergnügen ist der Nordpark auch ein Ort für den Sport. Menschen nutzen die Wiesen für die verschiedensten sportlichen Betätigungen, und die Asphalt- und Kieswege im und um den Park erfreuen sich bei Läufern großer Beliebtheit.
In einer Volksstimme-Serie des Jahres 2016 über Strecken in Magdeburg hieß es folgerichtig auch: „Die Parkwege und vielen Abzweigungen schreien förmlich danach, in die Laufstrecke eingebaut zu werden. Ganz spontan kann abgebogen, abgekürzt oder verlängert werden – je nach Lust und Laune.“
Als Veranstaltungsort im Park hat sich das Familienhaus einen Namen gemacht. Am Nordost-Rand des Nordparks wurde dieses in den 2010er Jahren in einem früheren Hortgebäude der benachbarten Schule eingerichtet.
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Und auch das gehört zu den Freizeit-Qualitäten des Parks: das stille Örtchen. Dieses wurde in diesem Jahr in Betrieb genommen. Zwar war der Bau eines Toilettenhauses aufgrund des Denkmalschutzes im Park direkt nicht möglich. Doch auf der Südseite des Parks auf der anderen Seite des Hohenstaufenrings fand sich eine geeignete Stelle.
Wer nach einem Ort der Einkehr sucht, findet im Familienhaus ein Café. Dieses ist allerdings nicht das ganze Jahr geöffnet. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Hohepfortestraße betreibt zudem eine heimische Bäcker-Kette an der Straßenbahnhaltestelle eine Filiale.
Das ist die Geschichte des Nordparks in Magdeburg
Doch warum nun ist der Park ein Ort der Toten? Das zeigt der Blick auf die Ausstattung des Parks, aber auch in seine Geschichte.
Denn bevor die Anlage, die eine Fläche von rund zehn Hektar umfasst, zu einem Park wurde, war sie im 19. Jahrhundert zunächst als Friedhof genutzt worden. Davon zeugen bis heute Grabsteine, die wie der gesamte Park unter Denkmalschutz stehen.
Und nicht nur diese Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert rücken das Sterben und Vergehen in den Fokus. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier auch ein Friedhof für in Magdeburg stationierte sowjetische Soldaten angelegt. Auch auf diesem abgetrennten Gelände sind noch zahlreiche Grabsteine vorhanden, ebenso wie eine Stele als Ort des Gedenkens. Auch wenn die auf deutschen Friedhöfen übliche Liegezeit längst abgelaufen ist: In einem Vertrag hatte sich Deutschland in den 1990er Jahren dazu verpflichtet, die sowjetischen Kriegsgräber und Denkmale zu erhalten.
Verheerende Schäden hatte es in dem Park bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg gegeben: Der alte Baumbestand war in großen Teilen zerstört, rund 200 Bombentrichter waren zurückgeblieben. Zeitzeugenberichte erinnern auch an dramatische Szenen an und in einem Luftschutzbunker, der sich am Nordpark befand.
Diese Denkmale gibt es im Magdeburger Nordpark
Einmal abgesehen von der Friedhofskunst früherer Zeiten – es gibt weitere künstlerisch gestaltetet Erinnerungsorte im Nordpark. Bis heute erinnert so neben der Stele auf dem sowjetischen Friedhof ein weiteres Denkmal an die Zeit des Zweiten Weltkriegs.
Am Südwest-Rand des Parks wird dem Magdeburger Henning von Tresckow gedacht. Er war einer der Hauptakteure des gescheiterten Anschlags auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Wegen seines Einsatzes war er am 21. Juli 1944 hingerichtet worden. An von Tresckow erinnert inzwischen Jahr für Jahr die Bundeswehr in einer Gedenkstunde.
Zwei weitere Denkmale in dem Park verweisen auf andere Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. Zum einen ist die Skulptur, die an den französischen Revolutionär und Mathematiker Lazare Carnot erinnert, der nach seiner Verbannung die letzten Lebensjahre in Magdeburg verbrachte, im Park aufgestellt.
Zum anderen befindet sich im Magdeburger Nordpark auf einem Rondell ein Denkmal für den Magdeburger Bürgermeister August Wilhelm Francke, auf dessen Initiative der Nordfriedhof errichtet worden war.
Das ist die Natur im Magdeburger Nordpark
Bekannt und beliebt ist der Nordpark weniger wegen seiner besonderen Gehölze, sondern vor allem auch wegen seiner Wiesen. Die werden nicht allein seit einigen Jahren zielgerichtet als Wiesen und nicht als Rasen behandelt, so dass neben den Süßgräsern und einigen wenigen Blütenpflanzen eine größere Artenvielfalt einen Lebensraum findet.
Für eine besondere Freude bei den Passanten sorgen im Frühjahr weite Flächen, auf denen sich der Sibirische Blaustern, die Szilla, ausgebreitet hat.
Bei den beiden größten Bäumen handelt es sich um eine 28 Meter hohe Pyramideneiche auf der Westseite des Parks und eine 27 Meter hohe Bergulme auf der Ostseite unweit des sowjetischen Friedhofs. Vom Alter her steht fest, dass die Straßenbäume entlang dem Hohenstaufenring Anfang der 1930er Jahr gepflanzt worden sind. Was den Bestand im Park selbst angeht, fehlen aber viele Informationen. Aufgrund der schweren Kriegsschäden ist aber nicht davon auszugehen, dass besonders viele der Bäume älter als 75 Jahre sind.
Zu den weniger häufigen Gehölzen gehören im Nordpark ein im Jahr 2017 gepflanzter Blasenbaum, zwei Ginkgos, eine Magnolie und ein Schwarzer Maulbeerbaum.
So gelange ich zum Magdeburger Nordpark
Mit Bus und Bahn: In der Hohepfortestraße befindet sich die Haltestelle Nordpark, die von der Straßenbahnlinie 2 bedient wird. Rund 230 Meter sind es von der Haltestelle AOK mit den Linien 1, 8, 9 und 10 zur Westseite des Parks. Etwas 130 Meter sind es von der Haltestelle Universitätsbibliothek, wo neben der Straßenbahnlinie 2 auch die Buslinie 73 fährt. Etwas mehr als 600 Meter muss zurücklegen, wer direkt vom Bahnhof Magdeburg-Neustadt zum Nordpark gelangen möchte.
Mit dem Fahrrad: Zu erreichen ist der Nordpark von Hauptverkehrsrouten für den Radverkehr wie der Gareisstraße und der Lüneburger Straße über die Henning-von-Tresckow-Straße. Vom Elberadweg aus führen Joseph-von-Fraunhofer-Straße, Wittenberger Straße und Ernst-Lehmann-Straße zum Nordpark.
Mit dem Auto: Die Straßen rund um den Nordpark bieten die einzigen Stellplätze in der näheren Umgebung. Hier ist allerdings zeitweise mit einem hohen Parkdruck zu rechnen.