Magdeburger 2017 Der Retter im Magdeburger Akt-Skandal
Die Volksstimme-Leser wählen den "Magdeburger das Jahres 2017". Einer der Kandidaten ist Klaus Vogler, Retter im Akt-Skandal.
Magdeburg l Im Haus von Klaus Vogler an der Magdeburger Steinigstraße könnte man Stunden verbringen, ohne dass einem langweilig werden würde. An allen Wänden hängen Bilder und kuriose Kunstgegenstände, auf Regalen stehen Keramiken und irgendwie entdeckt man immer etwas Neues. Auf dem Weg hinunter in seine Galerie, die er sich als lange gehegten Wunsch zum 60. Geburtstag erfüllte, fallen zwei Rahmen besonders auf. Beide sind ein Dankeschön, weil Klaus Vogler Kunst und Kultur rettete. Vor fast zehn Jahren, im Jahr 2008, sorgte er dafür, dass ein Sommertheater nicht ausfallen musste, indem er seinen Hof zur Verfügung stellte. Im vorigen Jahr war er wieder die Rettung, als er der Ausstellung der Künstler Martin Müller und Paul Ghandi ein Podium bot.
Die beiden Künstler hatten Aktfotos von Frauen mit Farben und Mustern überzeichnet und wollten diese in der Flurgalerie Eisenbart im Gebäude der Kassenärztlichen Vereinigung zeigen. Kurz vor dem Termin sagte diese aber die Ausstellung ab. Grund: hoher Publikumsverkehr, es müsse „auf religiöse, ethische, moralische und andere Aspekte der einzelnen Mitarbeiter Rücksicht genommen werden“. Klaus Vogler konnte es kaum glauben. „Noch nie habe ich mich so gefreut, eine eigene Galerie zu haben“, sagt er. Kurzerhand ließ er die aktuelle Ausstellung pausieren, um den Künstlern die Möglichkeit zu geben, ihre Werke zu zeigen. Die Resonanz zur Ausstellungseröffnung war riesengroß. Klaus Vogler hat sogar eine Strophe seines Otto-Liedes über den Magdeburger Aktskandal gedichtet, das an diesem Abend unter großem Applaus vorgetragen wurde.
Neben seiner Galerie, die für ihn reines Hobby ist, so dass Künstler ihre Werke dort ohne Abgaben verkaufen können, ist die Musik Klaus Voglers zweites Steckenpferd – wobei er kein Problem damit hat, sich auch einmal zum Clown zu machen. Im Jahr 2017 machte er sich auf der Bühne der Hengstmanns am Breiten Weg allerdings erst einmal zum Telemann. Schließlich wurde der Komponist anlässlich seines 250. Todestages besonders gewürdigt. Wenn sich der Geburtstag Telemanns am 14. März 2018 wieder jährt, wird Vogler dort mit dem Programm erneut zu sehen sein.
Dankbar ist Klaus Vogler seiner Familie, die zwar völlig unmusikalisch, aber an Musik interessiert war, und natürlich seinen Lehrern. Im Alter von neun Jahren begann der in Burg geborene Biologe, das Geigespielen zu erlernen, nahm ab Ende der 1980er Jahre noch einmal Gesangsunterricht und spielt heute noch im „Sinfonieorchester Magdeburger Musikfreunde“ – die erste unter den zweiten Geigen, wie er schmunzelnd sagt. Die Liebe zum Orchesterspiel habe ihm ab 1966 der langjährige Direktor der Telemann-Musikschule, Günter Bust, eingepflanzt.
Die Vita des 66-Jährigen ist wie das Haus, in dem er seit seinem vierten Lebensjahr wohnt: Man entdeckt immer wieder etwas Neues. So stellte sich beim Interviewtermin für den Magdeburger des Jahres heraus, dass Klaus Vogler eine Gärtnerlehre im Herrenkrug absolviert hatte, ehe er studierte. Kein Wunder, dass er für den Garten hinter seinem Haus ein Faible hat. Und Vogler enthält ihn der Öffentlichkeit nicht vor. Immer wieder öffnet er ihn, unter anderem auch zur Aktion „Offene Gärten“.
Was Klaus Vogler auszeichnet, ist der Mut aufzustehen, wenn ihm etwas missfällt und dabei sogar für andere einzustehen. Als etwa die Medizinische Ausbildung in Magdeburg abgewickelt werden sollte, war er es, der auf dem Marktplatz vor Tausende trat und sang: „Inne Kassen, inne Köppe, überall is’ Vakuum.“ Jahrelang war der Zytologe im Bereich Krebsfrüherkennung auch Personalrat. Noch heute arbeitet er in Teilzeit in der Uniklinik.
Seine Pläne für die Zukunft? „Ich hoffe ja, dass es mal ruhiger wird. Aber irgendwie wird es das nicht“, sagt er lachend. In einem kann man sich sicher sein: Für Kunst und Kultur wird er sich immer einsetzen.
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