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Magdeburger des Jahres 2023: Carina Kröber Mit Video: Carina Kröber rettet mit der „Schwimm Kultur“ Leben 

Die Volksstimme sucht mit ihren Lesern die Magdeburger des Jahres 2023. Zur Wahl steht auch Carina Kröber für ein Projekt, Erwachsenen das Schwimmen beizubringen. Hier geht es zu Porträt und Abstimmung.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 25.11.2023, 14:03
Carina Kröber meint: Der Rettungsring ist die zweitbeste Lösung. Die beste Lösung ist, wenn alle Menschen gut schwimmen können.
Carina Kröber meint: Der Rettungsring ist die zweitbeste Lösung. Die beste Lösung ist, wenn alle Menschen gut schwimmen können. Foto: Viktoria Kühne

Magdeburg. - Wenn Carina Kröber in die Elbeschwimmhalle kommt, dann ist dies für sie seit einigen Monaten nicht allein mehr ein Ort, an dem sie dem Schwimmsport nachgehen oder sich im kühlen Nass vergnügen kann. Es ist ein Ort, an dem es um die Rettung von Menschen geht.

Und dies im wahrsten Sinne des Wortes: bevor sie ins Wasser gefallen sind. Im vergangenen Jahr hat die wissenschaftlich Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Betriebspädagogik ehrenamtlich die Initiative „Schwimm Kultur“ auf den Weg gebracht und hat mit ihr – flankiert von einem Forschungsprojekt der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität, gemeinsam mit Ausbildern und Studierenden erwachsenen Menschen das Schwimmen beigebracht.

 
Carina Kröber engagiert sich dafür, dass auch Erwachsene Schwimmen lernen. (Bericht/Kamera: Martin Rieß, Schnitt/Sprecher: Christian Kadlubietz)

Eine Reise und der Tod

Am Anfang davon stand eine Reise noch vor der Corona-Pandemie. Eine Urlaubsreise nach Indien. „Ein unglaubliches Land mit unglaublich gastfreundlichen Menschen“, schwärmt Carina Kröber. Sie nennt den Trip auf den südostasiatischen Subkontinent „die Reise meines Lebens“.

Heimgekehrt nach Magdeburg wollte es die 36-Jährige, die aus Halberstadt stammt und vor Jahren nach Magdeburg umgezogen und in Ottersleben heimisch geworden ist, es nicht bei den Urlaubseindrücken belassen und etwas von der Gastfreundschaft, die sie erfahren hat, zurückgeben.

Da unter den Studierenden ihres Arbeitgebers, der Otto-von-Guericke-Universität, auch viele Menschen aus Indien sind, hatte sie schnell Kontakte gefunden, aus denen sich inzwischen zum Teil Freundschaften entwickelt haben. Einen gravierenden Einschnitt bedeuteten die Corona-Einschränkungen auch für die internationalen Studierenden, die unter der Vereinsamung litten. Eine Folge war der Suizid eines indischen Studenten.

Dann ein weiteres Ereignis, das als Initialzündung für Carina Kröber für die „Schwimm Kultur“ gelten muss: Im vergangenen Jahr verunglückte ein Student aus Indien tödlich bei einem Unfall, als er von einem Steg in die Elbe stürzte. „Das hat mich schockiert. Man stelle sich auch das Leid für die Familie vor. Und dann habe ich mich mit dem Thema beschäftigt“, berichtet sie.

Zu wenig Schwimmunterricht

Das Ergebnis der Recherchen: 29.200 Menschen sterben Jahr für Jahr in Indien, da sie nicht schwimmen können. Es gibt in Indien, dem Staat mit anderthalb Milliarden Einwohnern, nur in einigen Bundesstaaten an den Schulen Schwimmunterricht – und dieser ist nicht immer von Erfolg gekrönt.

Carina Kröber begann also, sich mit der Schwimmausbildung für Erwachsene zu beschäftigen. Das Ergebnis: Es gibt nur wenige teure Kurse.

Schwimmen für Erwachsene

Und in ganz Deutschland gibt es keine in englischer Sprache oder solche, die auf Methoden wie das Peer-Lernen setzen, was bedeutet, dass leistungsstärkere die leistungsschwächeren Schwimmschüler fördern.

„Begleiten lassen wollte ich die Initiative durch ein Projekt von der Uni, da mit dem Erwerb von Grundkenntnissen im Schwimmen womöglich noch ganz andere Aspekte zu beobachten sind“, sagt Carina Kröber. Für die Uni stand im Vordergrund, dass Lebenszufriedenheit und den Studienerfolg gefördert werden.

Den Einstieg in die Förderung durch die Uni bot ein Wettbewerb – für den es aber Zeit benötigte. Die Folge: Als Carina Kröber den Zuschlag in der Hand hielt, war sie sich gar nicht sicher, ob das Angebot auf Interesse stoßen würde.

Leser-Wahl: Wer wird Magdeburger des Jahres 2023? Hier können Sie für Ihren Favoriten abstimmen

Ansturm auf das Angebot

Diese Befürchtung erwies sich als vollkommen unbegründet. Innerhalb von zehn Minuten waren die 80 Plätze ausgebucht, die allen Studierenden der Uni offen standen. Tatsächlich waren es vor allem Menschen aus Indien, die Interesse angemeldet hatten.

In vier Gruppen mit wöchentlichen Schwimmstunden arbeiteten sich die Studierenden gemeinsam mit Schwimmlehrer und der Initiative „Schwimm Kultur“ auf das erste Schwimmabzeichen des Seepferdchens hin.

Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden hat dieses Ziel inzwischen erreich, bei anderen steht die Schwimmprüfung noch aus. 94 Interessenten stehen für weitere Schulungen noch auf der Liste.

Pluspunkt für Magdeburg

„Es geht dabei aber nicht allein darum, schwimmen zu lernen“, verweist Carina Kröber auf weitere Erfolge des Projekts, das, wie sie hofft, eine Fortsetzung finden wird. Es geht auch um Integration, Gesundheit und Gemeinschaft.

Ein bedeutsamer Aspekt ist auch die Studienzufriedenheit. Und die ist wichtig: Der Wissenschaftsstandort steht in Konkurrenz zu anderen in der ganzen Welt. Wenn sich in der Ferne herumspricht, dass man hier willkommen ist, dass man an der Kultur teilhaben kann, ist dies ein Pluspunkt auch für die klügsten Köpfe, sich der Stadt zuzuwenden. Carina Kröber: „Auch für Unternehmen wäre das ein Ansatz, um die dringend benötigten Fachkräfte zu werben.“

Dankbarkeit unter den Gästen der Stadt

Das sagt Shiv Matliwala ist Student der Uni aus Indien: „Für mich ist Carina Kröber aufgrund ihrer kontinuierlichen Arbeit die Magdeburgerin des Jahres. Sie ist stets freundlich und hilft so oft wie möglich anderen Menschen bei Problemen beim Studium und im Alltag.“ Der von ihr organisierte Schwimmkurs war für mich ein einmalige Chance.

Nicht zuletzt hatte Carina Kröber dafür gesorgt, dass die Kurse abends stattfinden, damit jeder am Unterricht teilnehmen kann. Während des gesamten Kurses habe sie sich um die Schwimmschüler gekümmert, sie sehr gut unterrichtet. „Für mich ist es sehr wichtig, lebensrettende Fähigkeiten wie Schwimmen zu erlernen. Dafür arbeitet Carina Kröber hart“, so Shiv Matliwala.

Wie Carina Kröber Magdeburg sieht

Doch was bedeutet Magdeburg für die Wahl-Magdeburgerin Carina Kröber noch, als die Möglichkeit, Menschen das Schwimmen beizubringen? Was mag sie an der Elbestadt?

Sie sagt: „Die Magdeburger! Sie sind hilfsbereit und machen die Stadt zu meinem Zuhause. Das spüre ich in meinem Team, mit Studierenden, Unternehmen, Freunden und auf der Straße, und vor allem auch beim Hochwasser 2013.“ Magdeburg brauche nicht immer so streng mit sich sein, sondern dürfe auch mal auf sich selbst vertrauen, innehalten und den Moment genießen.

Und wo sieht Carina Kröber Magdeburg in zehn Jahren? „Wenn ich Rankings über die lebenswertesten deutschen Städte mit den zufriedensten Einwohnern lese, wird Magdeburg unter den Top 5 sein“, sagt sie.