1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Magdeburger des Jahres 2024: Nadia Boltes: Kultur als Lebensnerv

Magdeburger des Jahres 2024: Nadia Boltes Kultur als Lebensnerv

Die Volksstimme sucht die Magdeburger des Jahres 2024. Zur Wahl steht auch Nadia Boltes. Sie ist seit vielen Jahren in Magdeburgs Kulturszene aktiv. Hier geht es zu Porträt und Abstimmung.

Von Michaela Schröder 29.11.2024, 18:00
Nadia Boltes ist in der Magdeburger Kulturszene für ihr Engagement bekannt. Als ein Teil der Plattform Magdeboogie engagiert sich die 35-Jährige dafür, die Kultur- und Veranstaltungslandschaft in Magdeburg präsenter zu machen.
Nadia Boltes ist in der Magdeburger Kulturszene für ihr Engagement bekannt. Als ein Teil der Plattform Magdeboogie engagiert sich die 35-Jährige dafür, die Kultur- und Veranstaltungslandschaft in Magdeburg präsenter zu machen. Foto: Viktoria Kühne

Magdeburg. - Kultur schafft Identität, Gemeinschaft und Zusammenhalt. Kultur ist das, was uns Menschen ausmacht. „Sie überwindet Brücken und reißt Grenzen ein“, ist sich Nadia Boltes sicher. Die 35-Jährige ist seit vielen Jahren in Magdeburgs Kulturszene aktiv, sei es beruflich durch ihre Arbeit bei der .lkj) Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt oder im Ehrenamt.

Nadia Boltes engagiert sich bei der Vernetzung von Kulturschaffenden, organisiert Veranstaltungen und als Teil der Plattform Magdeboogie, die online über Kulturangebote informiert, macht sie die kulturelle Vielfalt der Landeshauptstadt sichtbar.

 

Video: Magdeburger des Jahres 2024: Kandidatin Nadia Boltes

(Kamera: Boltes, Schnitt: Anna Lena Giesert)

Eigentlich wollte die gebürtige Hannoveranerin nicht länger als drei Jahre in Magdeburg bleiben. Ihr Studium – Europäische Geschichte und Deutsch als Fremdsprache – führte sie 2010 in die Stadt. Ihr fiel es schwer in Magdeburg anzukommen. Der Funke zur Stadt sprang nicht über. Schlussendlich gab sie sich und Magdeburg eine Chance. „Ich lernte die lebendige, engagierte und gut vernetzte Kulturszene abseits der etablierten Häuser kennen“, erzählt Nadia Boltes.

Zur Umfrage Magdeburger des Jahres: Stimmen Sie hier ab

Ehrenamt aus Leidenschaft

2013 fragten Freunde sie, ob sie bei Magdeboogie mitmachen möchte. „Als der Veranstaltungsplaner ,Kulturschwärmer’ eingestellt wurde, fanden sich einige Leute zusammen, um ein neues Format zu erstellen“, erinnert sich die 35-Jährige. Sie wird Mitinitiatorin des Vereins Magdeboogie. Seit 2019 ist sie dessen Vorstandsvorsitzende. Was mit Füllen der Leerstelle startete, hat sich mit den Jahren zu einem festen Baustein des kulturellen Lebens weiterentwickelt. Ein reiner Veranstaltungskalender ist Magdeboogie heute nicht mehr, mittlerweile gibt es einen Podcast und einen Blog.

Nadia Boltes engagiert sich bei der Vernetzung von Kulturschaffenden und als Teil der Plattform Magdeboogie, die online über Kulturangebote informiert, macht sie die kulturelle Vielfalt der Landeshauptstadt sichtbar.
Nadia Boltes engagiert sich bei der Vernetzung von Kulturschaffenden und als Teil der Plattform Magdeboogie, die online über Kulturangebote informiert, macht sie die kulturelle Vielfalt der Landeshauptstadt sichtbar.
Foto: Alexander Fricke

Als ein Teil des digitalen, ehrenamtlichen Stadtmagazins engagiert sich Nadia Boltes dafür, die Kultur- und Veranstaltungslandschaft in Magdeburg präsenter zu machen. Ein Thema liegt ihr besonders am Herzen: die Subkultur. Viel Kultur passiere abseits der großen Berichterstattung. „Ob Kunst, Kultur oder Festivals – engagierte Ehrenamtliche setzen sich mit Leidenschaft für das kulturelle Leben Magdeburgs ein und sorgen dafür, dass die Stadt jeden Tag ein Stück bunter und lebendiger wird“, sagt Nadia Boltes, diesen – kleineren und weniger lauten Kollektiven – wolle man eine Plattform geben. „Die Vielfalt, aber auch das Engagement innerhalb der Szenen dürfen wir nicht als selbstverständlich begreifen“, erklärt sie.

Nadia Boltes ist in der Kulturszene für ihr Engagement bekannt. Veranstaltungen tragen auch ihre Handschrift. So initiierte sie das Hip-Hop-Projekt „The Each One Teach One“, was erstmals 2017 stattfand. Ziel sei es, Hip-Hop für alle erlebbar zu machen und ein Umfeld zu schaffen, in dem Vielfalt gefeiert und gestärkt wird. „Wir wollen Barrieren durchbrechen und Menschen jeden Alters die Elemente des Hip-Hops näherbringen“, erklärt Nadia Boltes.

Das Hip-Hop-Projekt „The Each One Teach One“ fand erstmals 2017 mit namhaften Künstlerinnen statt.
Das Hip-Hop-Projekt „The Each One Teach One“ fand erstmals 2017 mit namhaften Künstlerinnen statt.
Foto: Alexander Fricke

Mit Hip-Hop Barrieren brechen

Gleichzeitige macht das Event auch darauf aufmerksam, dass die deutsche Rap-Landschaft seit Jahrzehnten mit einem Phänomen konfrontiert ist, das Stigma und Manko zugleich ist: die geringe Beteiligung von Frauen. Die Gründe dafür sind vielfältig, die Mittel dagegen auch. „Sexistische und frauenfeindliche Inhalte sind im Hip-Hop weit verbreitet, auf der Bühne dominieren Männer mit antiquierten Frauenbild und Macho Allüren“, so Nadia Boltes. Neben verschiedenen Workshops gab es in den vergangenen Jahren auch Auftritte von namhaften Künstlerinnen wie Die P, Tice und Presslufthanna. Zuletzt fand die Veranstaltung im November 2023 statt.

Das Kollektiv entstand eher durch Zufall. In Stadtfeld gab es einen Freiraum, der in einem kurzen Zeitraum durch Veranstaltungen mit Leben gefüllt wurde. Der Female Hip Hop Tresen Magdeburg wurde gegründet. Eine der Initiatoren – Nadia Boltes. Die Idee eines Festivals entwickelte sich und wurde mit vielen Mitwirkenden wie dem Verein Kultur Hafen verwirklicht.

Nadia Boltes ist in der Kulturszene für ihr Engagement bekannt. Veranstaltungen tragen auch ihre Handschrift. So initiierte sie das Hip-Hop-Projekt „The Each One Teach One“, was erstmals 2017 stattfand.
Nadia Boltes ist in der Kulturszene für ihr Engagement bekannt. Veranstaltungen tragen auch ihre Handschrift. So initiierte sie das Hip-Hop-Projekt „The Each One Teach One“, was erstmals 2017 stattfand.
Foto: Alexander Fricke

Das Interesse für Kultur wurde bei Nadia Boltes bereits früh geweckt. So war sie viel mit ihrer älteren Schwester unterwegs, besuchte in jungen Jahren Konzerte oder Clubs. Daher engagiert sie sich gemeinsam unter anderem mit der LiveMusikKommission für die Bedürfnisse von Kulturveranstaltenden in Sachsen-Anhalt. „Live-Musik ist für Musiker und Publikum gleichermaßen ein Highlight. Dahinter steckt viel Arbeit, nicht nur von Künstlern, sondern auch von Clubs und Veranstaltern. Clubs geben Raum für Nachwuchsförderung, für sozialen und kulturellen Austausch, und vieles mehr“, so Nadia Boltes. Clubkultur und Livemusik seien ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Vielfalt. Doch es gebe immer weniger Orte, die Jugend- und Subkultur fördern.

Daneben ist Nadia Boltes auch im Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt aktiv und engagiert sich für ein antirassistisches Zusammenleben in Magdeburg. Hier habe sich gezeigt, dass ein Baustein für das Miteinander auch die Kultur sei. So organisierte sie in diesen Rahmen mehrere Veranstaltungen wie Kino- und Leseabende, aber auch Kampagnen und Aufklärungsformate über die Gesetzeslage.

Mittlerweile ist Magdeburg Nadia Boltes’ Lebensmittelpunkt geworden. „Ich bin dankbar über die tollen Netzwerke und Menschen, die mit ihrer ehrlichen Magdeburger Art und direktem Humor sagen und zeigen, was sie bewegt“, so die 35-Jährige.

Nadia Boltes - Kandidatin im Kurzporträt

Alter/Familienstand: 35, verheiratet

Beruf/Ehrenamt: .lkj) Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt, Projektleiterin der „Servicestelle digitale kulturelle Bildung“ / Magdeboogie, Female Hip Hop Tresen Magdeburg, Förderverein Puppentheater, Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt, Fraueninitiative Magdeburg, Netzwerk Polylux

Das mag ich an Magdeburg: „Die kurzen Wege in der Stadt, Hunderunde an der Elbe sowie die Leerstellen in der Stadt, die sich kreativ füllen lassen.“

Hier kann Magdeburg noch besser werden: „Mehr Geld für Kinder- und Jugendeinrichtungen, Perspektiven junger Menschen in Magdeburg ernst nehmen, sie stärken und somit etwas gegen Abwanderung tun.“

Magdeburg ist in zehn Jahren: „In zehn Jahren ist Magdeburg eine pulsierende Stadt, die (Sub-)Kultur und Kreativität als integralen Bestandteil ihrer Identität feiert und unbürokratisch fördert.“

Magdeburgs Kulturbeigeordnete Regina-Dolores Stieler-Hinz.
Magdeburgs Kulturbeigeordnete Regina-Dolores Stieler-Hinz.
Foto: Landeshauptstadt Magdeburg

Das sagt Kulturbeigeordnete Regina-Dolores Stieler-Hinz: „Kulturell-soziales Engagement in Magdeburg trägt einen Namen – Nadia Boltes. Sie bereichert durch ihre konstruktive und offene Art unzählige kulturelle und soziale Projekte und Initiativen, engagiert sich in Vereinen und trägt mit bewundernswerter Energie an einem lebendigen und vielfältigen Magdeburg bei.“