Magdeburger des Jahres 2024: Ute Förste Sie macht Magdeburg zu einer Heimat auf Zeit für junge Menschen
Die Volksstimme sucht die Magdeburger des Jahres 2024. Zur Wahl steht auch Ute Förste vom Verein AFS. Sie hilft Jugendlichen, ihr Auslandjahr zu organisieren und ist selbst seit zwei Jahrzehnte immer wieder Gastmutter.
Magdeburg. - Die Ferne bereisen, weg von zu Hause, neue Ideen, neue Eindrücke, neue Erfahrungen sammeln – das ist der Traum vieler Menschen. Jenen, die diesen Traum schon in der Jugend wahr werden lassen möchten, hilft Ute Förste. Seit zwei Jahrzehnten schon engagiert sie sich dafür ehrenamtlich beim gemeinnützigen Verein AFS. Er ist Teil der gleichnamigen internationalen Organisation, die als „American Field Service“ vor mehr als 100 Jahren in den USA gegründet wurde. Dies Organisation sorgt dafür, dass junge Menschen bis zu ein Schuljahr bei Gasteltern in einem anderen Land verbringen können.
Video: Magdeburger des Jahres 2024: Kandidatin Ute Förste
(Kamera: Sabine Lindenau, Schnitt: Anna Lena Giesert)Die aus Tangerhütte stammende Wahl-Magdeburgerin kümmert sich dabei zum einen um die Jugendlichen, die aus Magdeburg, aber auch aus den Nachbarlandkreisen und aus dem Landkreis Harz kommen und sich auf die Erfahrung eines Aufenthalts im Ausland einlassen möchten. „Denn auch wenn es sich für die Jugendlichen um ein Abenteuer handelt – es ist doch ein Abenteuer, das weniger durch Spontanität als durch eine gute Vorbereitung zu einer Bereicherung im eigenen Leben wird.“
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Es geht darum, in welches Land es gehen soll: In 25 Ländern bietet die Organisation, für die Ute Förste tätig ist, Plätze für deutsche Jugendliche an – in Europa, Nordamerika und Fernost, aber auch in Südamerika, Südafrika und in Australien und Neuseeland. „Es gilt, die Jugendlichen und ihre Familien umfassend über die verschiedenen Möglichkeiten, die sich damit bieten, zu informieren“, erläutert Ute Förste ihre ehrenamtliche Arbeit, wenn es um den Auslandsaufenthalt von Jugendlichen aus Deutschland geht.
Was Herausforderungen sind
Mehr Zeit im ehrenamtlichen Engagement der Magdeburgerin nimmt zum anderen der Aufenthalt von ausländischen Jugendlichen in Magdeburg und Umgebung in Anspruch. Es geht zu Beginn darum, überhaupt Gastfamilien zu finden. Ute Förste bedauert: „Das wird immer schwerer, obwohl es sehr bereichernd sein kann, ein Gastkind aufzunehmen. Man braucht einen Schlafplatz in der Wohnung, ein wenig Einfühlungsvermögen und Offenheit – und schon hat man die Grundvoraussetzungen erfüllt, um jungen Menschen den Start in ein großes Abenteuer zu ermöglichen.“
Zu Ute Förstes Aufgaben gehört es dann, die Fragen der Menschen aus Magdeburg und Umgebung zu beantworten, die sich im Vorfeld stellen. Dabei kommen neben klassischen Familien auch Großeltern, Singles oder Regenbogenfamilien, die für einige Monate einen jungen Menschen aus dem Ausland aufnehmen möchten, in Frage. Ute Förste berichtet: „In diesen Gesprächen geht es beispielsweise um rechtliche Fragen und darum, wer für welche Kosten aufkommt.“
Vor allem aber geht es darum zu ergründen, wo die Freizeitinteressen der Gasteltern und – wenn vorhanden – der Gastgeschwister liegen. „Uns geht es darum, dass hier die Interessen der Jugendlichen aus dem Ausland, die hier wie ihre deutschen Altersgenossen die Schule besuchen, zueinander passen und sich womöglich ergänzen.“ Das kann ein erster Schritt sein, damit das Abenteuer gelingt. Dank gelte neben den Gastfamilien auch Schulen und Lehrern, die die Jugendlichen die Teilnahme am Unterricht ermöglichen.
Wenn die Gastschüler dann angekommen sind, organisiert Ute Förste gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen des Vereins ein Programm mit Ausflügen und monatlichen Treffen. Und wenn es einmal Probleme zwischen den Jugendlichen und den Gasteltern gibt, dann ist sie eine Ansprechpartnerin, um nach Lösungen zu suchen.
Denn klar ist auch: Probleme kommen in den besten Familien vor. Das ist auch bei Ute Förste nicht ausgeblieben, die nun schon seit zwanzig Jahren Gastschüler bei sich aufnimmt.
Warum sich der Einsatz lohnt
Doch das ist eben die Ausnahme, und in der Regel sind es die guten gemeinsamen Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben. Ute Förste hatte – damals noch in Tangerhütte im Landkreis Stendal – die erste Gastschülerin aufgenommen. Das war noch bevor ihre eigene inzwischen längst erwachsene Tochter für ein Schuljahr nach Argentinien ging. Zur ersten Gastschülerin jedenfalls hat Ute Förste noch heute Kontakt. Und gemeinsam mit ihrer Tochter hat sie diese inzwischen auch in Thailand besucht.
Doch was sind die Erlebnisse, die den Alltag damals in Tangerhütte und heute in Magdeburg bereichern? „Man unternimmt unwahrscheinlich viel. Ich wäre sicher nie in so viele Konzerte, Ausstellungen oder Theaterstücke gegangen, hätte so viele Ausflüge unternommen, wenn die Gastschüler nicht da gewesen wären.“
Man findet dank ihnen Motivation, etwas zu unternehmen, selbst wenn es auf der heimischen Couch doch auch ganz gemütlich sein könnte. „Und dies einmal ganz davon abgesehen, lernt man neue Dinge kennen: Von exotischen Gerichten bis hin zu Freizeitaktivitäten, auf die man von allein kaum kommt.“ Für sie selbst beispielsweise waren das die Punktspiele beim Basketball und beim Fußball, die sie ohne Gastkinder kaum besucht hätte.