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Spannende Erfindungen Magdeburger Design-Studenten entwickeln einen Handschuh, der Gebärden spricht, Algensauger und Energiespeicher im Schuh

Intelligente Ideen wie ein Energiespeicher an den Füßen, einen Algensauger oder einen schlauen Handschuh werden derzeit in einer Werkschau im Breiten Weg gezeigt. Angehende Produktentwickler der Hochschule Magdeburg-Stendal stellen aus.

Von Karolin Aertel 06.02.2025, 06:20
Franziska Kohler (von links), Alicja Gerick und Lotta Pilz studieren Industrial-Design  an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sie gehören zu jenen, die die Werkschau im Breiten Weg organisiert haben.
Franziska Kohler (von links), Alicja Gerick und Lotta Pilz studieren Industrial-Design an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sie gehören zu jenen, die die Werkschau im Breiten Weg organisiert haben. Foto: Karolin Aertel

Magdeburg. - Zeichnungen und Collagen, Aquarelle, Skizzen und Drucke – zu Bahnen aneinandergereiht hängen sie im Ladenfenster des Schauwerks im Breiten Weg 28. Sie zeigen ebenso Abstraktes wie Realistisches. Man möchte meinen, dahinter verbirgt sich eine Kunstausstellung. Doch es ist weitaus mehr. Was Besucher im Schauwerk, einem studentischen Freiraum-Projekt, vorfinden, sind kreative Visionen und innovative Ideen von Magdeburger Design-Studenten.

Auf Infoplakaten erklären die Studenten dem Betrachter ihre Herangehensweise und Umsetzung. So gibt die Werkschau nicht nur Einblicke in die Mannigfaltigkeit der studentischen Arbeiten, sondern auch in die Vielseitigkeit der Design-Studiengänge, von denen drei an der Hochschule Magdeburg-Stendal angeboten werden: der Bachelorstudiengang Industrial Design (Industriedesign) sowie die Master-Studiengänge Interaction Design (Interaktionsgestaltung) und Engineering Design (technologische Produktentwicklung).

Längst haben neben herkömmlichen Methoden auch die neuesten Technologien in das Studium Einzug gehalten. Das Arbeiten mit digitalen 3D-Entwurfs-, Visualisierungs- und Simulationswerkzeugen gehört mittlerweile zur Grundausbildung. Und keineswegs geht es allein um das Design von Alltagsgegenständen.

Wir sind weitaus mehr als nur Stuhl-Designer.

Franziska Kohler, Industrial-Design-Studentin in Magdeburg

„Wir sind weitaus mehr als nur Stuhl-Designer“, macht Franziska Kohler deutlich. Die 24-Jährige Industrial-Design-Studentin, die in Magdeburg aufgewachsen ist, interessiert sich insbesondere für Virtual-Reality-Projekte (computergenerierte Wirklichkeit) im Bereich des Umwelt- und Tierschutzes.

So visualisierte sie mit ihrer Arbeit „Coraline“ beispielsweise die Auswirkungen des Korallensterbens. „Ich wollte es wirklich erlebbar machen. In der Regel liest man davon auf Plakaten oder Schautafeln. Und dann denkt man: Okay, 50 oder 70 Prozent der Korallen sind dann halt weg – okay, wirklich nicht gut, aber betrifft mich nicht. Ich wohne hier, und hier gibt es keine Korallen.“

Einsatzmöglichkeiten in Museen oder Institutionen

Derartige VR-Projekte geben ihr jedoch die Möglichkeit, solche scheinbar entfernten Probleme direkt zu den Menschen zu bringen.

Darin sehe Franziska Kohler auch ihre Zukunft – beispielsweise in Museen oder Institutionen. „Mir ist es wichtig, dass meine Arbeit einen Mehrwert hat und ich nicht Design für die Tonne mache.“

Erlebbare Massentierhaltung

Auch Lotta Pilz legte ihren Fokus auf „interaktive Installationen, die die Menschen mitnehmen“ und machte in einem Projekt Massentierhaltung erlebbar. Dabei visualisierte die 22-jährige Kölnerin, die im siebenten Semester ist, wie viel Raum den Tieren je nach Haltungsform gegeben ist. „So können Menschen am eigenen Leib erfahren, was Massentierhaltung wirklich bedeutet.“ Sie tauchen ein in die Räume der Tiere.

In einem gänzlich anderen Projekt steckt Alicja Gerick. Die 22-Jährige Görlitzerin ist im dritten Semester und arbeitet mit ihren Kommilitonen an einem Design für eine besonders leichte Erntemaschine. Auch das gehört zur Ausbildung. Bevor sie sich für das Design-Studium entschied, studierte sie Übersetzerin. Schnell habe sie jedoch gemerkt, dass ihr die Kreativität in dem Beruf fehlte. Im Design-Studium sei diese so wie das Gespür für Formen und Gestaltung hingegen fundamental. Ebenso wie ein technisches Grundverständnis.

Dieses kann Cerys Evans zweifelsohne vorweisen. Während die virtuellen Arbeiten derzeit nicht im Schauwerk gezeigt werden, wird die Bachelorarbeit der Studentin vor Ort vorgestellt. Und sie dürfte gerade die algengeplagten Magdeburger, die seit Jahren am Barleber und Neustädter See versuchen der Algen Herr zu werden, interessieren.

Ein Gerät, Algen filtert und zur Weiterverwertung sammelt

Cerys Evans designte ein Gerät, das Seen von (Blau-)Algen filtert und die gesammelte Masse aufbewahrt, damit sie abgebaut und extern beispielsweise zu Algenöl verarbeitet werden kann. Dabei schwimme es wie eine Boje an der Wasseroberfläche und fährt selbstständig eine vorprogrammierte Strecke ab, um möglichst viel Wasser zu filtern.

Das Filtern funktioniere über eine Tauchpumpe, die das Seewasser durch das Gerät zieht. Die Algen bleiben an engmaschigen Filtern hängen und werden dann in einen Auffangbehälter geschoben. Anschließend fahre das Gerät zurück ans Seeufer zur Basisstation, wo die gesammelte Biomasse entladen und der Akku wieder aufgeladen wird.

Algen  könnte dieses von Cerys Evans designte  Gerät aus dem See filtern und sammeln.
Algen könnte dieses von Cerys Evans designte Gerät aus dem See filtern und sammeln.
Reproduktion: Karolin Aertel

Ein Handschuh, der Gebärden in gesproche Sprache verwandelt

Nicht weniger zweckmäßig ist der „Ablar“ von Luka Beneke (siebtes Semester). Sein Handschuh soll Gebärden übersetzen. Er sei mit Sensoren ausgestattet, die Handbewegungen in Echtzeit präzise und zuverlässig erfassen, heißt es in seiner Erläuterung.

Die registrierten Gebärden werden anschließend in gesprochene Sprache umgewandelt und über einen Lautsprecher wiedergegeben. Dieser nahtlose Prozess schaffe eine einzigartige Verbindung zwischen der nonverbalen Ausdrucksform der Gebärdensprache und der gesprochenen Sprache. Er überbrücke so die Kluft zwischen beiden Kommunikationsformen.

Gebärden übersetzt  ein Handschuh von  Luka Beneke in gesprochene  Sprache.
Gebärden übersetzt ein Handschuh von Luka Beneke in gesprochene Sprache.
Reproduktion: K. Aertel

Schuhe, die Energie speichern

Nicht die Hand-, sondern Fußbewegungen rückt wiederum Beatriz Faz (drittes Semester) in den Fokus. Ihre „PowerSteps“-Idee: Energie mit jeder Bewegung, so ihr Slogan. Von ihr entwickeltes Schuhwerk nutze dabei die Energie, die beim Gehen oder Laufen erzeugt wird, und wandelt diese in eine Energiequelle um, die überallhin mitgenommen werden kann.

Im Kern ihrer „PowerSteps“ stecke modernste elektromagnetische Generator-Technologie. Versteckt in den Sohlen der Schuhe arbeiten winzige, leistungsstarke Generatoren nahtlos mit der natürlichen Bewegung zusammen, erfassen kinetische Energie und verwandeln sie in Elektrizität. Ein Schuh, der gewiss nicht nur bei Wanderern auf Interesse stoßen dürfte.

Energie mit jeder Bewegung verspricht der „PowerSteps“–Schuh von Design-Studentin Beatriz Faz.
Energie mit jeder Bewegung verspricht der „PowerSteps“–Schuh von Design-Studentin Beatriz Faz.
Reproduktion: Karolin Aertel

Obgleich die Ideen und Entwürfe der Werkschau unterschiedlicher nicht sein könnten, haben sie doch einiges gemein: Sie greifen Probleme, Diskrepanzen oder Schwierigkeiten auf und bieten ein Produkt zur Lösung. Ästhetik und Funktion sollen dabei Hand in Hand gehen.

Die Werkschau der Design-Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal kann noch bis Freitag, 7. Februar 2025, in der Zeit von 13 bis 19 Uhr im „Schauwerk“, Breiter Weg 28, besucht werden. Der Eintritt ist frei.