Aktion Mit Video: Magdeburger Dom kämpft um Riesenglocke
Der Magdeburger Dom kämpft um seine Riesenglocke. Dafür wurde jetzt ein Modell aufgestellt. Wie es aussieht und was es Besuchern sagen soll.
Magdeburg - Seit dem 17. Oktober 2023 symbolisiert ein Holzmodell im Kirchenschiff die Ausmaße der letzten noch fehlenden Glocke für ein vollständiges Geläut im Magdeburger Wahrzeichen. So sieht es aus.
Der Magdeburger Dom mit einem vollständigen Geläut von insgesamt zwölf Glocken - diesem Ziel ist der entsprechende Förderverein am Dienstag wieder ein weiteres Stück nähergekommen.
Dafür müssen zu den bereits bestehenden vier Glocken im Dom acht weitere beschafft werden. Sieben von ihnen wurden bereits spendenfinanziert, gegossen und zur Ansicht im Dom aufgestellt. Die achte und zugleich größte, schwerste und teuerste – fehlt aber noch.
Um dafür weiter Spenden zu sammeln und Unterstützern eine Vorstellung über das Ausmaß dieser Glocke zu geben, wurde am Dienstag im Kirchenschiff der zweitgrößten neuen Glocke eine Art Holzmodell übergestülpt.
Ab sofort können damit Besucher sich selbst ein Bild machen. Denn mit rund 15 Tonnen Gewicht und knapp 3 mal 3 Metern Ausmaß wird die achte und letzte Glocke des neuen Geläuts etwa doppelt so schwer und deutlich größer sein als das zweitgrößte Exemplar.
Tischlerei unterstützt
Mitarbeiter der Tischlerei Bernd Linke aus Magdeburg zimmerten rund zwei Stunden lang das in der Werkstatt vorgefertigte, aber zerlegte Glockenmodell vor Ort wieder zusammen – sehr zur Freude des Domglockenfördervereins und erster Besucher, die zufällig an dem neuen Ausstellungsstück vorbeikamen.
„Unser Ziel ist, Ende Dezember 2025 die letzte Glocke zu gießen“, erklärt Johannes Sattler vom Domförderverein, dessen Vereinsmitglieder 2022 von Volksstimme-Lesern für ihr erfolgreiches Wirken bereits zu Magdeburgern des Jahres gekürt worden waren. Allerdings fehlt für die letzte Glocke noch ein gehöriges Sümmchen. Knapp 500000 Euro wird die Herstellung der Glocke kosten. Bei rund 60000 Euro steht der Verein aktuell aber erst.
Südturm innen hohl
Angesichts der überschaubaren Summe klingt das Ziel fast unerreichbar. Aber die Erfahrung aus den Spendenaktionen für die anderen Glocken hat die Vereinsmitglieder gelehrt: Ist erst einmal etwas sichtbar, steigen Interesse und Unterstützungsbereitschaft von Einzelpersonen sowie Organisationen, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – und es kann zwischendurch auch in großen Schritten finanziell vorangehen.
Damit bleibt weiterhin das Ziel, die neue Glocke Ostern 2026 präsentieren zu können – ob ebenfalls im Dom wie die anderen, steht noch nicht fest. Wegen ihrer Ausmaße könnte sie nicht ins Domschiff passen. Das werde aber noch geklärt.
Nur ein Etappenziel
Doch der Guss der letzten Glocke ist auf dem Weg zu einem vollständigen Geläut nur ein Etappenziel. Um die Glocken auch im Südturm aufhängen zu können, muss der Turm erst innen ausgebaut und der andere weiter gesichert werden.
Für den Ausbau ist allerdings die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt in Landeshoheit zuständig. Eine Kostenschätzung liegt bei rund 6 Millionen Euro. Dass von dort Unterstützung kommt, ist zwar nicht beschlossen, gilt aber als wahrscheinlich. Schließlich hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) beim symbolischen Anschlagen der neuen Glocken zu Ostern persönlich seine Unterstützung signalisiert.
Läuten zu Feiertagen
Vorerst können sich Dombesucher selbst einen Eindruck vom künftigen Glocken-Koloss machen, der später ganz Magdeburg mindestens zu hohen kirchlichen Feiertagen beschallen soll. Wer dem Projekt helfen will, kann übrigens selbst die Glocke im Dom läuten – und zwar eine Miniaturausführung direkt an der Spendenbüchse neben der Glockenparade samt neuem Holzmodell.
Verein Ziele des Vereins sind die Reparatur der Sonntagsglocke und der Neuguss von acht Glocken zur Ergänzung der nur noch vier vorhandenen Glocken der bedeutendsten gotischen Kathedrale Deutschlands. Kathedralen dieser Art besitzen üblicherweise ein angemessenes Geläut.
Spenden sind direkt im Dom möglich. Eine Million Euro wurden bisher insgesamt gesammelt. (rs)